Niederrheinische Liederhandschrift von 1574

[fol. 30r]

[Jch weiß mir einenn Garttenn]

1. Jch weiß mir einenn Garttenn,
dar staenndt der Roeslein vill
Sey seindt schoenn von Farbenn
Sey erfrewenn das hertze meinn
Noch dir mein hertzallerliebste,
nach dir stehet all mein sinn,
Freůndtlich mit dir zů scherzenn,
noch all dem willen mein.

2. Hertzlieb wiltu mich nicht verlaessenn,
mach mir ein krenztlein darůonn,
Darzů soltů faessenn,
sieben Roeslein seindt woll gethoenn,
die ich dir hertzlieb wil nennenn
So gar mit vnterscheidt
Wolt ir sey recht erkennenn
mein hertz ist eůch bereidt.

[fol. 30v]

 

3. Er, lieb, traw, vnde stedicheit,

 

Das seindt der Roeselein vier,

 

Je lennger, ie lieber, vnnd vergiß meiner nicht

 

Die staendt eůch woll darbey,

 

Ein kraůt heist Wolgemuedth,

 

Wolgemůedt das erfrewet das hertze mein

 

Das seindt die Roeselein siebenn,

 

Hertzlieb gedenck an das Krentzleinn.

 

 

 

4. Ein kraůt das heist vntraw

 

Das setzet mir nicht darbey,

 

Vur aller trawenn willenn

 

Die ir versprechet mir

 

Got geff dem Kleffer leider

 

Darzů groes vnngefall

 

Der mich vnnd dich vnns beidenn,

 

nicht scheiden soll.