Niederrheinische Liederhandschrift von 1574

[fol. 64r]

[Rosina war was dein gstalt]

1. Rosina war was dein gstalt,
zů koeningh Paris lebenn,
Da er den Apffell hat inn seiner gwalt,
Der schoensther solt er inn gebenn,
Vůrwar gleůb ich
hat Paris dich
mit deiner schoenheit gesehenn,
Venůs war nicht
begabet damit,
Der preis wer dir gegeven.

2. Hette dich Virgiliůs recht gekanth,
Als er begůndt zů schreiben,
von HELena aůs Grechischem landt,
Die schoenste boůen allenn weibern,
so het er dir
vill ehe dan ihr
die schonheit zůgemessen
Darmit dů hast
mein hertz so vast
mit deiner lieb besessenn.

[fol. 64v]

 

3. Jch weiß hedt Pontůs in seiner zeit,

 

gesehenn deines gleichenn,

 

Sidonia het moessen weyt

 

mit ihrer schoenheit weichenn

 

Aůch andere vill mehr,

 

Darůmb will ich gernn

 

deiner gedencken,

 

Zart Frewelein fein

 

Ewr diener will ich sein,

 

Dweill ich leb vf erdn.