Skiplinks

  • Tekst
  • Verantwoording en downloads
  • Doorverwijzing en noten
Logo DBNL Ga naar de homepage
Logo DBNL

Hoofdmenu

  • Literatuur & taal
    • Auteurs
    • Beschikbare titels
    • Literatuur
    • Taalkunde
    • Collectie Limburg
    • Collectie Friesland
    • Collectie Suriname
    • Collectie Zuid-Afrika
  • Selecties
    • Collectie jeugdliteratuur
    • Basisbibliotheek
    • Tijdschriften/jaarboeken
    • Naslagwerken
    • Collectie e-books
    • Collectie publiek domein
    • Calendarium
    • Atlas
  • Periode
    • Middeleeuwen
    • Periode 1550-1700
    • Achttiende eeuw
    • Negentiende eeuw
    • Twintigste eeuw
    • Eenentwintigste eeuw
De Zeventiende Eeuw. Jaargang 23 (2007)

Informatie terzijde

Titelpagina van De Zeventiende Eeuw. Jaargang 23
Afbeelding van De Zeventiende Eeuw. Jaargang 23Toon afbeelding van titelpagina van De Zeventiende Eeuw. Jaargang 23

  • Verantwoording
  • Inhoudsopgave



Genre

sec - letterkunde

Subgenre

tijdschrift / jaarboek


In samenwerking met:

(opent in nieuw venster)

© zie Auteursrecht en gebruiksvoorwaarden.

De Zeventiende Eeuw. Jaargang 23

(2007)– [tijdschrift] Zeventiende Eeuw, De–rechtenstatus Auteursrechtelijk beschermd

Vorige Volgende
[pagina 77]
[p. 77]

Rembrandt und die antiken Geschichten
Alterität und PersistenzGa naar voetnoot*
Daniela Hammer-Tugendhat

Warum hat Rembrandt auf mythologische Stoffe der Antike zurückgegriffen? Welche Funktion erfüllten die alten Geschichten in seinem Werk? Wie hat er die mythischen Stoffe interpretiert? Ich möchte diese Fragen auf einem Umweg beantworten, indem ich von einer anderen Problemstellung ausgehe und infolge dessen die Richtung der Fragen gleichsam umkehre. In der Zeit des Barock war die Repräsentation von großen Gefühlen und die Evokation von Gefühlen bei den Rezipienten ein wesentliches Anliegen. Rembrandts Fähigkeit Gefühle darzustellen und zu evozieren wurde bereits von seinen Zeitgenossen als seine ganz spezifische Leistung angesehen. Es war die Ausdrucksstärke der Gebärde des Judas, der die Silberlinge zurückbringt, in dem Frühwerk von Rembrandt, die Constantijn Huygens veranlasste, den jungen damals noch unbekannten holländischen Künstler über die künstlerischen Errungenschaften der Italiener und ‘alles, was seit der frühesten Antike an Wundern der Schönheit überliefert ist’ zu stellen.Ga naar voetnoot1 De lijdingen des gemoeds beschreibt der Rembrandtschüler, Maler und Theoreiker Samuel van Hoogstraten in seiner ‘Inleyding tot de Hooge Schoole der Schilderkunst’ als die spezifische Leistung von Rembrandt.Ga naar voetnoot2 Dieser selbst schreibt in seinem Brief an Constantijn Huygens ‘daer die meeste ende die natuereelste beweechgelickheijt in geopserveert is’, um den besonderen Vorzug seiner beiden Passionsbilder hervorzustreichen und um damit die verspätete Lieferung an den Statthalter zu entschuldigen. Mit ‘beweechgelickheijt’ sind durchaus nicht nur die äußere Bewegung, sondern die innere Bewegung des Gemüts, die Affekte gemeint.Ga naar voetnoot3 Wenn es nun das eigentliche Anliegen war, große Gefühle zu zeigen und die Tiefendimension menschlicher Beziehungen auszuloten, auf welche Erzählungen konnten Künstler im 17. Jahrhundert zurückgreifen? Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten: die Bibel oder antike Mythologien. Für die Darstellung von Dramen zwischen den Geschlechtern und von Liebe und Begehren war das Neue Testament nicht geeignet; das Alte Testament hingegen bot hier reichlich Stoff. Ohne biblische oder mythologische Überhöhung waren Motive wie Entführung, Vergewaltigung oder Liebesakte nicht repräsentierbar. Dramen zwischen den Geschlechtern wurden ohne diese Rahmung leicht zu genrehaften, trivialen privaten Alltagsgeschichten, denen die Tiefendimension fehlt. Ich gehe davon

[pagina 78]
[p. 78]

aus, dass es in der Kunst um die Repräsentation jeweils aktueller Problemstellungen geht, die mythologischen oder biblischen Geschichten bilden den Rahmen, in dem die jeweilige Erzählung situiert werden konnte und in dem sie ihre Bedeutung erlangte. Durch den Rückgriff auf die Bibel und seit der Renaissance in einer gehobenen und gebildeten Schicht durchaus auch auf die antiken Mythologien konnte auf ein Wissen, auf ein kulturelles Gedächtnis rekurriert werden. Der Bezug auf die Bibel und auch auf die Alten legitimierte und heiligte die zum Teil höchst prekären Motive. Wenn es Rembrandt nun um die Darstellung von großen Gefühlen ging und wenn er diese im Feld der Beziehung zwischen den Geschlechtern zeigen wollte, was lag näher als die Metamorphosen des Ovid, in denen es in unterschiedlichen Variationen um Begehren, Verührungen, Vergewaltigungen, Täuschungen und Verwandlungen geht?

Ovids Metamorphosen waren im 17. Jahrhundert bestens bekannt; sie gehörten in der Schicht, für die Rembrandt seine Bilder kozipierte, zum Allgemeingut.Ga naar voetnoot4 Seit 1552 lagen sie in der niederländischen Übersetzung von Johannes Florianus vor. Van Manders ‘Wtleggingh op den Metamorphosis’ in seinem 1604 in Haarlem erschienenen Schilderboeck war der erste kohärente Mythenkommentar in niederländischer Sprache. Sluijter und Grohé haben jedoch belegt, dass es in der Literatur und bildenden Kunst eine breite und vielfältige Verarbeitung antiker Mythen gab und die gängige Fixierung kunsthistorischer ikonologischer Interpretationen auf den Ovid-Kommentar von van Mander eine unzulässige Verkürzung darstellt.Ga naar voetnoot5 Die bildliche Phantasie wurde vor allem durch die Druckgrafik genährt, insbesondere durch die Illustrationsfolgen von Antonio Tempesta (Amsterdam 1606), Pieter van der Borcht (Antwerpen 1591) und Crispijn de Passe 1 (Köln 1602), die wiederum weitgehend über Vermittlung von Virgil Solis (Frankfurt 1563) auf der illustrierten französischen Metamorphosen ausgabe von 1557 des Holzschneiders Bernard Salomon basieren, sowie durch Stiche, die die Erfindungen der Meister der italienischen Renaissance-Malerei reproduzierten und verbreiteten.Ga naar voetnoot6 Rembrandt stand ein breites Spektrum von kulturellem Wissen in Form von Texten (niederländische Übersetzungen des Ovidschen Originaltextes, Mythenkommentare, aber auch Gedichte, Emblem- und Liederbücher, Dramen etc.) und Bildern zur Verfügung; er selbst verknüpfte unterschiedliche Traditionslinien und spielte mit mehrfachen Bedeutungsebenen. Die Kompilation verschiedener Motive und die Bereitstellung unterschiedlicher Ausdeutungen, die unvermittelt nebeneinander bestehen konnten, finden sich auch in van Manders Mythenkommentar. Diese Forschungsergebnisse von Sluijter und Grohé belegen, wie unsinnig es ist, Rembrandts mythologische Werke auf den Wortsinn spezifischer Texte festzulegen und zu vereindeutigen.

[pagina 79]
[p. 79]


illustratie
Abb. 1. Rembrandt, Andromeda, um 1630, Öl/Holz, 34, 1×24,5 cm, Den Haag, Mauritshuis.


Rembrandt und der ‘klassische Akt’

Von Rembrandt sind sieben Ölbilder mit mythologischer Thematik erhalten, sechs davon stammen aus den dreißiger Jahren, alle sechs behandeln entweder Entführungen (Entführung der Europa, Entführung der Proserpina, Ganymed) oder weibliche AktdarstellungenGa naar voetnoot7 (Andromeda, Diana mit Aktaion und Kallisto und Danaë). Die Konzeption des idealen männlichen und weiblichen Aktes waren zentrale Anliegen der Antikenverehrung innerhalb der bildenden Kunst. Rembrandts Akte hingegen waren bekanntlich der Punkt der klassizistischen Kritik von Zeitgenossen wie Bisshop oder PelsGa naar voetnoot8 über

[pagina 80]
[p. 80]


illustratie
Abb. 2. Hendrik Goltzius, Perseus befreit Andromeda, 1583, Kupferstich, 18,4×14,1 cm.


Reynolds bis zu Kunsthistorikern wie Kenneth Clark.Ga naar voetnoot9 Rembrandt griff auf antike Themen zurück, deren Motive in der Geschichte der Kunst immer wieder zu Repräsentationen des perfekten Aktbildes genutzt worden sind, um eben dieses Konzept eines an der Antike orientierten Schönheitsideals zu konterkarieren. Bereits bei seinem ersten Aktbild, das zugleich seine erste künstlerische Befassung mit einer mythologischen Geschichte ist, in der Andromeda von 1631,Ga naar voetnoot10 demonstriert er seine alternative, antiklassische Vorstellung des weiblichen Aktes (Abb. 1). Die Figur der Andromeda war in der niederländischen Tradition, insbesondere bei den Haarlemer Manieristen wie Hendrik

[pagina 81]
[p. 81]


illustratie
Abb. 3. Rembrandt, Das Bad der Diana mit Aktaion und Kallisto, 1634, Öl/Leinwand, 73,5×93,5 cm, Anholt, Museum Wasserburg Anholt.


Goltzius (Abb. 2), Joachim Wtewael, aber auch bei Rubens zu einer paradigmatischen Figur geworden, an der die klassische Schönheit des weiblichen Aktes mit einer lasziven Erotik und dem Motiv des Gefesseltseins verbunden werden konnte. Die Erwähnung bei Ovid, Perseus habe Andromeda vorerst für ein marmornes Bildnis gehalten,Ga naar voetnoot11 war eine Inspirationsquelle für die Künstler. Die Andromeda-Darstellungen zeigen, trotz unterschiedlicher ikonographischer oder stilistischer Variationen, ausnahmslos einen am klassischen Vorbild orientierten, idealisierten ‘marmornen’ nackten Frauenkörper, der dem Betrachter frontal zu sehen gegeben wird, dessen laszive Pose durch die Fesselung eine prickelnde erotische Steigerung erfährt. Rembrandt ist der erste - und er ist der einzige geblieben, denn seine Erfindung hat keine Nachfolge gefunden - bei dem der Effekt des an den Felsen Gekettetseins als qualvolle Körperhaltung sichtbar und nachvollziehbar wird. Kein tänzerisches Stand-Spielbein-Motiv, kein neckisches Ausbuchten der Hüften, sondern ein hilfloser, langgestreckter Körper mit faltiger Haut. Ähnliche Beobachtungen können wir bei dem wenig später entstandenen Gemälde Das Bad der Diana, mit Aktaion und Kallisto machen (Abb. 3).Ga naar voetnoot12 Das Bad
[pagina 82]
[p. 82]

der Diana war seit der Renaissance das Paradebeispiel, um an den ewig jugendlichen Nymphen die Schönheit des weiblichen Akts in der ganzen Variationsbreite unterschiedlicher Posen und Ansichten zu präsentieren. Neu und ohne Nachfolge blieb Rembrandts Entscheidung, gegen die Vorstellung ewiger Jugend, Alterslosigkeit und Schönheit der Nymphen zu verstoßen, indem er eine kindliche, noch nicht erwachsene Nymphe einfügt und eine ältliche sogar im Vordergrund des Bildes platziert.Ga naar voetnoot13 Die Möglichkeit, die durch den Rückgriff auf die Antike gegeben war, einen idealen männlichen Akt zu zeigen, hat Rembrandt dezidiert nicht wahrgenommen. In seinem Ganymed, in der traditionellen Ikonographie die Gelegenheit, einen schönen, idealen Jünglingskörper mit thematisch legitimierten homoerotischen Konnotationen zu inszenieren, zeigt er ein weinendes, pissendes Kleinkind.Ga naar voetnoot14 Hier zeigt sich auch Rembrandts distanziertes, augenzwinkernd ironisierendes Verhältnis zumindest zu einer bestimmten Form der Antikenrezeption. Diese Interpretation wird durch Grohés Nachweis gestützt, dass in einer Holzschnittillustration der Hypnerotomachia Poliphili, die von Fra Francesco Colonna 1499 in Venedig herausgegeben worden ist und Rembrandt durchaus bekannt gewesen sein dürfte, eine Brunnenfigur als pissender Junge dargestellt worden ist und dort als Personifikation des Gelächters fungiert.Ga naar voetnoot15 Es ist hier nicht der Ort, um auf die fundamentale Rolle des LachensGa naar voetnoot16 einzugehen, hier sei lediglich festgehalten, dass Lachen allemal ein Verstoß gegen das bei Historienbildern geforderte decorum darstellt und den Effekt von Distanz produziert.

Lachen: Das Bad der Diana mit Aktaion und Kallisto

Bei Ganymed findet das Lachen auf der Ebene der Rezeption statt, beim Bad der Diana, mit Aktaion und Kallisto kommt es in das Feld der Repräsentation. Die beiden Geschichten Diana und Aktaion und Diana entdeckt die Schwangerschaft von Kallisto sind in Ovids Metamorphosen zwei unabhängige Erzählungen und wurden in der Bildtradition nie zu einem Bild verbunden.Ga naar voetnoot17 Die Geschichte von Aktaion erzählt von einem Jäger,

[pagina 83]
[p. 83]

der zufällig ohne eigenes Zutun Diana und ihre Gefährtinnen nackt beim Bade überrascht; als Rache, weil ein Sterblicher sie nackt gesehen hat, bespritzt die Göttin Aktaion mit Wasser und verwandelt ihn dadurch in einen Hirsch, der anschließend von seinen eigenen Hunden zerfleischt wird. In der anderen Geschichte geht es um Kallisto, eine Nymphe in Dianas Gefolge, die von Jupiter in Verkleidung der Diana vergewaltigt worden war. Als sie sich beim gemeinsamen Bad nicht entkleiden will, ziehen ihr die Nymphen die Kleider vom Leibe und machen ihre Schwangerschaft sichtbar. Diana verstößt sie und die eifersüchtige Juno verwandelt sie nach der Geburt ihres Sohnes Arkas in eine hässliche Bärin. Als der herangewachsene Jüngling auf die Bärin trifft erkennt er seine Mutter nicht und will sie töten; aber da erbarmt sich Jupiter und hebt beide als Sterne in den Himmel, wo wir sie heute noch als Großer und Kleiner Bär am Himmel leuchten sehen.

Das auffallendste Merkmal und der größte Tabubruch in diesem Bild ist bemerkenswerter Weise von der Forschung bislang kaum beachtet oder überhaupt mit Stillschweigen übergangen worden. Am rechten Bildrand in der Gruppe der Nymphen, die Kallisto gewaltsam zu entblößen versuchen, um Diana deren unerlaubte Schwangerschsft zu demonstrieren, steht aufrecht eine Nymphe, deren ganzer nackter Körper sich vor Lachen biegt. Ihr geöffneter Mund lässt die obere Zahnreihe sichtbar werden. Lediglich Busch geht in seiner monographischen Abhandlung zu dem Bild über eine bloße Konstatierung der ungewöhnlichen Gestik hinaus; er führt die Drastik der Gebärde auf den Einfluss der für alle nachfolgenden kunsttheoretischen Schriften maßgeblichen Text De pictura von Aberti zurück.Ga naar voetnoot18 Somit würde es Rembrandt lediglich darum gehen, die Gemütsbewegung, die sich im Lachen entäußert, in einer möglichst drastischen Körperbewegung zu visualisieren. Diese Interpretation greift m.E. zu kurz und bleibt einem immanenten Kunstdiskurs verhaftet. Das Motiv des Lachens entspricht nicht der textlichen Vorlage der Kallisto-Geschichte und lässt sich auch ikonographisch nirgends nachweisen. Es gibt, soweit ich sehe, keine vergleichbare Figur, weder in Rembrandts eigenem Werk geschweige denn bei anderen Künstlern: eine nackte weibliche Figur in einem Historienbild (!), deren ganzer Körper durch exzessives Lachen bestimmt ist. Diese Darstellung des Lachens scheint mir für das Verhältnis Rembrandts zur Mythologie als Kommentar zu ihrem Inhalt von großer Relevanz. Ich möchte an dieser Stelle lediglich zwei Denkanstöße geben: In der Literatur gibt es dieses Lachen und zwar in Homers OdysseeGa naar voetnoot19 und in Ovids MetamorphosenGa naar voetnoot20 in einer thematisch vergleichbaren Szene: Mars und Venus, die ein Liebesverhältnis eingegangen waren, wurden von Vulkan in flagranti ertappt; Vulkan, der Ehemann von Venus und

[pagina 84]
[p. 84]

Gott der Schmiede hatte ein hauchdünnes Netz verfertigt, das er über das Liebespaar geworfen hatte, um dann die Götterschar herbeizurufen und die Ehebrecher zu überführen. Das darauf ertönende schallende Gelächter der Götter ist als homerisches Gelächter überliefert. Sexuelle Übertretung wird hier nicht bestraft, sondern belacht - vielleicht sind dies ja auch die beiden möglichen konträren Reaktionen. Anwesend sind bei dieser Bloßstellung nach Ovid auch die weiblichen Götter - die in der homerischen Version ‘vor Scham in den Gemächern blieben’.Ga naar voetnoot21 Rembrandt kannte diese Szene aus der Lektüre von Homers Odyssee oder von Ovids Metamorphosen und auch aus der Malerei, etwa von Gemälden oder Grafiken aus dem Kreis der Haarlemer Manieristen oder von italienischen Vorbildern.Ga naar voetnoot22 Er selbst fertigte etwa zeitgleich mit Diana mit Aktaion und Kallisto eine Zeichnung von dieser Szene an, die allerdings weniger der herkömmlichen Ikonographie entspricht, sondern auf Raphaels Fresko Der Rat der Götter in der Villa Farnesina zurückgeht, das Rembrandt durch Stiche von Caraglio und Coxcie bekannt war.Ga naar voetnoot23 Rembrandt führt in seiner Zeichnung die unterschiedlichsten Reaktionen der Anwesenden auf Vulkans Enthüllung vor: von Ablehnung seitens Juno, Nachdenklichkeit bis zur geilen Neugier von einem satyrhaften Wesen, das im Text nicht vorkommt. Sehr verwandt ist die Einbeziehung textfremder Figuren und die Thematisierung von widersprüchlichen Reaktionsmöglichkeiten. Allerdings verzichtet Rembrandt hier auf das Lachen der Götter. Auch ist mir keine Darstellung dieser Episode bekannt, in der ein solch exzessives Lachen dargestellt ist wie in Rembrandts Diana-Bild. Bei Ovid steht noch der Satz: ‘Gleichwohl mochte mancher von den Göttern solche Schande sich wünschen’.Ga naar voetnoot24 Dieser Satz zielt auf den Widerspruch zwischen moralischer Entrüstung und eigenen Wünschen. In Hinsicht auf das Diana-Bild von Rembrandt lässt sich der Ausspruch sinngemäß sowohl auf die Nymphen beziehen, deren brutales Vorgehen gegen eine der ihren durch diese Assoziation noch grausamer und gemeiner wirkt, wie auf den Betrachter, der vielleicht den Widerspruch zwischen normativer Moral und eigenen Sehnsüchten auch selbst empfindet. Dass Rembrandt an eine andere Geschichte der Metamorphosen erinnert, braucht nicht zu verwundern, ist doch das ganze Bild eine Kompilation von zwei verschiedenen und in der ikonographischen Tradition vor und auch nach Rembrandt immer getrennten Geschichten.Ga naar voetnoot25

Das Lachen der Nymphe lässt sich aber vielleicht auch als Kommentar zu dem gesamten Bild interpretieren und nicht lediglich als Schadenfreude gegenüber Kallisto. Bei Ovid als tragisches Schicksal ohne eigenes Verschulden geschildert wird die Figur des Aktaion bei den christlichen Kommentatoren didaktisiert und moralisiert. Bei van

[pagina 85]
[p. 85]

Mander, Cats und anderen niederländischen Literaten wird die Geschichte zu einem exemplum für die Gefährlichkeit des Sehens.Ga naar voetnoot26 Dass Begehren durch die Wahrnehmung erzeugt wird und dass auch (gemalte) Bilder die Augen und damit die Seele der Betrachter in Aufruhr bringen können und verbotene Lüste wecken, wird im niederländischen Schrifttum immer wieder warnend beschworen; die Figur des Aktaion wird dabei zur Identifikationsfigur schlechthin für den Betrachten Grohé hat sehr schlüssig die unterschiedlichen Blickstrukturen in dem Bild analysiert und die ‘Verbotene [n] Genüsse, unerlaubte Blicke und die Einbeziehung des Betrachters’Ga naar voetnoot27 als grundlegende Elemente, die beide Geschichten bestimmen und verbinden, beschrieben. Auf die lachende Nymphe geht er nicht ein. Rembrandt hat ihr in der Komposition einen prominenten Platz eingeräumt: sie bildet gleichsam den rechten äußersten Punkt des Dreiecks, das sich über die Diagonale der Nymphen zur ältesten Nymphe ergibt und dann als weitere Diagonale in die Raumtiefe von Diana zu Aktaion führt. Formal bilden die lachende Nymphe und Aktaion gleichsam die Eckpunkte der Komposition. Die Göttin Diana wendet sich Aktaion zu, den sie mit dem verwandelnden und damit todbringenden Wasser bespritzt. Durch die dadurch bedingte Drehung bietet Diana ihren nackten Körper (der bei Todesstrafe nicht gesehen werden darf) in voller Ansicht dem Betrachter dar. Diese zufällige, von Diana nicht realisierte Entblößung entbehrt nicht einer gewissen Komik.Ga naar voetnoot28 Diana straft den, der sie nackt gesehen mit dem Tode, durch eben diesen Akt der Strafe entblößt sie sich für den Betrachter. Könnte sich das Lachen der Nymphe vielleicht auch auf dieses ganze Blickkarusell beziehen? Ein irrwitziges Gelächter über Blickverbote und Gesetze, die zum Tode führen? Lacht die Nymphe stellvertretend für den Betrachter? Aber der Betrachter wird sich wohl kaum mit diesem unverschämten Wesen identifizieren wollen. Ich denke, die Nymphe ist mehrfach lesbar: als burleske Negativfigur, die so - und nur so - herrschende Moralvorstellungen verlachen kann und somit dem Betrachter ermöglicht, dies auch zu tun; andererseits aber kann sich der Betrachter von dieser unflätigen Figur auch distanzieren. Diese Doppeldeutigkeit hat im Narren und verwandten Figuren durchaus eine Tradition, die bis ins späte Mittelalter zurückgeht. Das Lachen könnte aber auch als Kommentar zum Voyeurismus des Betrachters gelesen werden, der sich an der brutalen Entblößungsszene ergötzt. Die ganze Kallisto-Gruppe entspricht nicht der Tradition. Die Betrachter, gewöhnt, sich an den räkelnden weiblichen Akten zu erfreuen bei gleichzeitiger Häme gegenüber dem Schicksal der Kallisto werden somit mehrfach irritiert: Statt anmutiger Posen nackte Frauen, deren handgreifliche Brutalität dem Knäuel der raufenden Hunde entspricht und die in dieser Drastik so nie repräsentiert worden sind. Durch die Konfrontation mit der Nymphe und Aktaion kann der Betrachter sein eigenes

[pagina 86]
[p. 86]

(voyeuristisches, wollüstiges) Schauen erkennen, das höhnische Lachen wird ihm gleichsam als sein eigenes gespiegelt.Ga naar voetnoot29 Die vielfältige Palette von Möglichkeiten zu schauen und zu reagieren ermöglicht es dem Betrachter aber auch, sich mit der sitzenden Rückenfigur rechts außen zu identifizieren, die mit der lachenden Nymphe gleichsam eine Doppelfigur bildet. Sie wendet sich zurück (sie bindet formal die beiden Szenen zusammen), die Hand schützend über den Augen und blickt ruhig auf Aktaion: nicht verängstigt, nicht wertend, nicht reagierend - ein reines Schauen.Ga naar voetnoot30

 

Das entgrenzte Lachen zerstört allemal die traditionelle Deutung im Sinne moralischer Didaktik. Es scheint mir bemerkenswert, dass die Kunsthistoriker ausgerechnet diese Figur in ihren Interpretationen ausgespart haben. Abgesehen davon, dass sie offensichtlich nicht einzuordnen oder abzuleiten ist, verweist diese Leerstelle auf den Hang mancher Ikonologen, Bilder als Illustrationen von Texten, vorzugsweise von didaktisch-moralischen, zu deuten - wenn keine genau passende Textstelle zu finden ist, fehlt das Instrumentarium der Interpretation und die Figur existiert praktisch nicht. Die lachende Nymphe ist ein Hinweis, dass Bilder keine Morallehren sind, sondern dass in der Kunst im Unterschied zum normativen Diskurs zumindest die Möglichkeit besteht, Ambivalenzen und Widersprüche ins Bild zu bringen und somit zu thematisieren. Dass die Brisanz solcher Bildern von den Zeitgenossen durchaus realisiert worden ist, belegen die vielen zeitgenössischen Quellen von Erasmus, van Mander, Cats, van Hoogstraten, Lairesse und anderen, die diese Werke zum Teil vehement kritisierten und ablehnten.Ga naar voetnoot31 Rembrandts Diana mit Aktaion und Kallisto verstösst auf mehreren Ebenen gegen den ErwartungshorizontGa naar voetnoot32 der Zeitgenossen; der Kanonverstoß bewirkt Irritation und zwingt zum Nachdenken: über die möglichen Gründe und die Bedeutung der

[pagina 87]
[p. 87]

Verknüpfung der beiden unabhängigen Geschichten und des nicht einzuordnenden und ungehörigen Gelächters der Nymphe.

 

Was sagt dies über RembrandtsVerhältnis zur Antike? Das Bild ist keine Parodie auf die Antike, aber vielleicht doch eine Kritik an bestimmten Formen von Antikenrezeption,Ga naar voetnoot33 in der auf einer literarischen Ebene erotische Geschichten moralisiert und didaktisiert und auf einer bildlichen Ebene ein Schönheitskanon für die Konzeption eines idealen weiblichen Aktes festgeschrieben worden sind. Rembrandt deckt die Tiefendimension antiker Mythen wieder auf, verleugnet nicht die unauflöslichen Verstrickungen, in die uns das Begehren treibt, die in den Metamorphosen immer wieder beschrieben werden und die die kirchliche Morallehre immer wieder zu tilgen versuchte. Rembrandt nutzt vielmehr den Mythos für eine ironische Spiegelung und damit Brechung des zeitgenössischen normativen Diskurses, insbesondere des Diskurses über eine Moralisierung des lustvollen Sehens.

Aura seminalis: Geschlechterkonstruktionen in Rembrandts Danaë

Der eminent sexuelle Gehalt der meisten Mythen stellte die christlichen Mythographen vor große Schwierigkeiten. Ich möchte am Beispiel der Danaë zeigen, wie der sexuelle Akt zwischen einem Gott und einer Sterblichen repräsentiert und gedeutet worden ist und wie Rembrandt mit diesem brisanten Stoff umgegangen ist. Dabei werde ich mich auf ein Problem konzentrieren, das von der Forschung bislang unberücksichtigt blieb.

Der Mythos wird vor allem in den Carmina des Horaz, den Scholien des Apollonios von Rhodos und bei Ovid überliefert:Ga naar voetnoot34 Danaë, die Tochter des Königs Akrisios, wurde von ihrem Vater in ein ehernes Gemach gesperrt, weil ihm geweissagt worden war, dass Danaës Sohn ihn töten werde. Jupiter verliebte sich in sie und vermählte sich mit ihr in Form eines goldenen Regens.

In der christlichen Überlieferung haben sich zwei konträre Deutungsmuster entwickelt.Ga naar voetnoot35 Bereits bei antiken Autoren, insbesondere bei Horaz und Ovid, wird der Goldregen als materielles Gold gedeutet und Danaë mit käuflicher Liebe assoziiert. Daran anknüpfend wird Danaë in der christlichen Mythographie, insbesondere bei Boccaccio und der anschließenden humanistischen Tradition zu einer Symbolfigur für die Korumpierbarkeit durch das Geld, so mutierte der goldene Regen zu Münzen. Parallel dazu lief ein konträres Interpretationsmuster, in dem Danaë als Personifikation

[pagina 88]
[p. 88]


illustratie
Abb. 4. Tizian, Danae, 1553-1554, Öl/Leinwand, 129×180 cm, Madrid, Museo del Prado.


der Keuschheit, ja sogar als Präfiguration der Maria gelten konnte. Im bildlichen Medium kann Danaë dann als bekleidete Frau erscheinen, die die Strahlen des Mondes empfängt.Ga naar voetnoot36 Solange der sexuelle Gehalt der Geschichte lebendig ist, wird Danaë zu einer negativ besetzten Figur, sie wird zu einer Symbolfigur für avaritia, sie wird zur Hure. Positiv kann Danaë nur erinnert werden, wenn der sexuelle Gehalt der Geschichte verdrängt und geleugnet wird. Im humanistisch orientierten Schrifttum Italiens und der Niederlande überwiegt die negative Deutung der Danaë als Gier, so bei Erasmus und van Mander.Ga naar voetnoot37 Die Danaë-Bilder der Frühen Neuzeit orientieren sich im Wesentlichen an den Neuerfindungen von Correggio, Primaticcio und vor allem an Tizian (Abb. 4). Tizian fand für das dichotome Deutungsmuster in seiner zweiten Danaë-Version von 1554 eine geniale Lösung; er spaltete Danaë gleichsam in zwei Frauenfiguren: die eigentliche Danaë, schön, jung, weißhäutig und ganz und gar erotisch - aber ohne negative Konnotation, und die Alte, mit derben Zügen, dunkelhäutig und als sozial niedrig stehend charakterisiert, die gierig die Münzen einfangt.Ga naar voetnoot38 Tizians entscheidende Neuerung gegenüber seinen Vorläufern Correggio und Primaticcio ist
[pagina 89]
[p. 89]


illustratie
Abb. 5. Rembrandt, Danae, 1636/1646?, Öl/Leinwand, 183×203 cm, St. Petersburg, Staatliche Eremitage.


aber, dass er die Szene in der Tat als Liebesakt darstellt:Ga naar voetnoot39 Er lässt den goldenen Regen in Danaës nackte und geöffhete Schenkel fallen. Somit wird der goldene Regen als das kenntlich, was er ist: als männlicher Samen. Diese offene Erotik war neu und sie ist einzigartig geblieben. Fast alle folgenden Versionen des Stoffes basieren auf Tizian, aber kein einziger Künstler ist Tizian in diesem Punkt gefolgt, weil, so Panofskys sublime Umschreibung, ‘die michelangeleske Kühnheit des Hauptmotivs nicht mehr ertragen wurde’.Ga naar voetnoot40 Danaës Haltung wurde ‘korrigiert’: Sie lagert nun wieder wie eine Venus mit geschlossenen Schenkeln auf ihrem Bett, meist bedeckt ein Tuch ihren Schoß, der Goldregen fällt vor oder hinter ihr herab oder wird von der Amme (selten einem Cupido) abgefangen. Danaë avancierte in der Renaissance-und Barockmalerei zur beliebtesten Form eines hocherotischen Aktbildes.
[pagina 90]
[p. 90]


illustratie
Abb. 6. Orazio Gentileschi, Danae, um 1621/22, Öl/Leinwand, 162×229 cm, Cleveland (Ohio), Cleveland Museum of Art.


In dieser Tradition steht auch Rembrandts DanaëGa naar voetnoot41 (Abb. 5). Als mögliche Vorbilder wurden von der Forschung Werke von Annibale Carracci,Ga naar voetnoot42 Hieronymus WiericxGa naar voetnoot43 und Orazio GentileschiGa naar voetnoot44 (Abb. 6) genannt. Aber Rembrandt hat alle Zeichen, die eine negative Abwertung von Danaë und eine moralisierende Auslegung als Prostituierte signalisieren, gelöscht: keine Münzen. Auch die Amme ist ihrer Funktion als Alte, die gierig nach den Münzen greift, enthoben. Ebenfalls getroffen von dem strahlenden Licht

[pagina 91]
[p. 91]

hebt sie lediglich den Vorhang zur Seite. Die Münzen beziehungsweise ein goldener Regen waren aber traditionell das Erkennungszeichen für die Identifizierung des weiblichen Aktes als Danaë. Die Absenz dieses Zeichens hat die unterschiedlichsten Deutungen produziert, bis Panofsky in seiner grundlegenden ikonographisch-ikonologischen Untersuchung die Richtigkeit der Benennung als Danaë belegte.Ga naar voetnoot45 Er erklärte das Fehlen der Münzen durch die angebliche Wiederaufnahme der mittelalterlichen Tradition der Keuschheitsallegorie. Den gefesselten Cupido deutete Panofsky mit Hinweis auf den antiken Mythos des Anteros als erzwungene Keuschheit, die aber durch das Erscheinen Jupiters überwunden wird. Diese Interpretation des in der Danaë-Ikonographie einzigartigen Motivs des gefesselten Cupido erscheint mir einleuchtend.Ga naar voetnoot46 Die Repräsentation eines zeitlichen Handlungsablaufes im Sinne des Performativen ist charakteristisch für Rembrandt: Der gefesselte Cupido verkörpert gleichsam die Vergangenheit, Danaë die Gegenwart, ihr ausgestreckter Arm in Richtung des goldenen Lichtes, das Jupiter symbolisiert, steht für die erlösende Zukunft. Dargestellt ist der Moment, in dem die Geschichte von einem Extrem ins andere kippt. In Rembrandts früheren Werken ist diese Form einer dramatischen Handlung im Sinne des Barock noch theaterhafter inszeniert.Ga naar voetnoot47 Rembrandts Danaë ist aber sicherlich keine Allegorie auf die Keuschheit. Wir haben keine bekleidete allegorische Figur vor uns wie in den mittelalterlichen Beispielen, sondern einen nackten weiblichen Körper. Rembrandt setzt alles daran, die Erotik der Szene zu steigern: Der weibliche Akt ist voll dem Betrachter zugewandt, kein Schleier bedeckt den Schoß. Wir sollen diesen Körper nicht nur sehen, sondern gleichsam fühlen, tasten können. Diesen Effekt von Taktilität erreicht Rembrandt durch die Körperhaltung, die Darstellung der Hautoberftäche und durch die Lichtbehandlung. Im Unterschied zu Tizian und seiner Nachfolge bildet Danaës Körper keinen idealisierten, linearen, fast geometisch abstrakten Umriss; man meint die Schwere des nach unten weisenden Bauches zu fühlen, der Körper liegt tatsächlich auf dem Bett und dem Kissen auf. Am deutlichsten wird dies bei der linken Brust, die durch das Aufliegen auf der Hand beziehungsweise dem Bett leicht zusammengedrückt wird. Die Berührung von Hand und Brust erhöht diesen Eindruck von Taktilität. Die unter dem nackten Körper liegenden Pantoffel betonen den erotischen Charakter des Bildes: Schuhe oder Pantoffeln waren in der holländischen Malerei (und Dichtung) Metaphern für das weibliche Geschlecht.Ga naar voetnoot48 Die Stellung der Schuhe pointieren den Wendepunkt in der Geschichte: Direkt unter Eros und Danaë gelegen zeigt lediglich der linke, Jupiter zugewandte Schuh seine Örfnung dem Betrachter.

[pagina 92]
[p. 92]

Wie ist dann aber die Verwandlung der metallenen Münzen in immaterielles Licht zu deuten? Licht ist die zentrale Kategorie in Rembrandts Kunst, Licht wird bei Rembrandt zum Handlungsträger.Ga naar voetnoot49 Die Quelle des Lichts ist links oben zu vermuten, der Lichtstrahl dringt durch den geöffneten Vorhang ein, streift die Alte und ergießt sich auf Danaë. Ihr Köper wiederum ist aus Licht- und Schattenpartien gebildet.Ga naar voetnoot50 Der gesamte Körper der Danaë leuchtet im Licht auf, die weißen Kissen umgeben sie wie eine strahlende Aureole. Jupiters Strahl erschafft gleichsam den leiblichen Körper der Danaë, gleichzeitig scheint sie selbst von innen her zu leuchten. Dieser Effekt des Selbstleuchtens ist auch beim gefesselten Eros zu beobachten; sein golden leuchtender Körper hebt sich nicht einfach vom dunklen Hintergrund ab, sondern ist auf der linken Seite von einem Lichtschein wie von einem Heiligenschein begleitet. Die doppelte Lichtregie korrespondiert mit Danaës Haltung: sie wendet sich dem Licht, also Jupiter, aktiv zu. Die ambivalente Geste der ausgestreckten Hand lässt Erwartung und Begrüßung assoziieren, vielleicht Erstaunen vor der Blendung durch das Licht. Da Danaës Blick nicht wie in allen anderen Versionen nach oben gerichtet ist, also nicht himmelwärts,Ga naar voetnoot51 ist der Lichtschein weniger als himmlisches Gestirn zu interpretieren als vielmehr auf eine konkrete männliche Figur bezogen. Die Taktilität des nackten weiblichen Körpers, die aktive Geste und der Bliek Danaës, verbunden mit der Verwandlung der Münzen in diese ‘doppelte’ Lichtregie signalisieren, dass es hier weder um Keuschheit noch um Geldgier geht, sondern um Begehren.

Rembrandt hat in der Tat eine alternative Danaë-Figur entworfen und damit eine neue Möglichkeit der Repräsentation von Weiblichkeit, der Begehren zugestanden und die dennoch nicht moralisierend abgewertet wird. Dies haben bereits Madlyn Millner-Kahr und Mieke Bal registriert. So beschreibt Millner-Kahr Rembrandts Konzeption der Danaë als einzigartig, da Danaë hier als Frau gezeigt werde, die Liebe empfangen und geben könne und: ‘A sexual woman is neither a saint nor a sinner, victim nor seductress, but a participant in full humanity’.Ga naar voetnoot52 Mieke Bal attestiert Rembrandts Danaë: ‘Her beauty, desired by both the pre-textual desiring Zeus and the viewer, is not an object for possession taking. She emphatically disposes of it herself’.Ga naar voetnoot53 Thema ist nun aber nicht einfach ein weiblicher Akt. Rembrandt hätte ja durchaus eine Venus malen könen, seine Danaë steht allemal in einer Tradition von Venusfiguren. Auch wenn Rembrandt nicht die eigentliche Handlung darstellt, sondern den Moment davor und diese der Imagination der Betrachter überlässt, ist die Handlung durch die Geschichte definiert: es ist der sexuelle Akt. Es ist das Verdienst von Millner-Kahr und vor allem von Mieke Bal der ikonographisch-ikonologischen Forschung Analysen entgegenzusetzen, die den eminent sexuellen Gehalt nicht gefhssentlich übergehen,

[pagina 93]
[p. 93]

sondern benennenGa naar voetnoot54 und dabei die Kategorie gender berücksichtigen. Allerdings greift eine Frauenkunstgeschichte, die sich lediglich auf die Repräsentation von Weiblichkeit konzentriert, zu kurz: Das Problem ist die Definition des Verhältnisses zwischen den Geschlechtern. Da der Mythos von einem Geschlechtsakt erzählt, frage ich auch nach der Repräsentation von Männlichkeit und männlicher Sexualität in diesem Bild. Im Bereich der Repräsentation von Sexualität kommen den Geschlechtern diametral polare Positionen zu. Beim Bild der Danaë von Rembrandt erscheint der männliche Akteur nicht einmal mehr als Goldregen wie bei Tizian und dessen Nachfolge, sondern vergeistigt sich zu reinem Licht. Männlichkeit wird in diesem Bild eines sexuellen Aktes als das Geistige imaginiert. Danaë hingegen ist in ihrer vollen Leiblichkeit präsent. Männlichkeit wird in diesem Bild mitkonstruiert, auch wenn sie nicht explizit dargestellt ist. Ja das Bezeichnende dieser Form der Repräsentation ist es gerade, dass der männliche Körper und männliches Begehren im sexuellen Akt unsichtbar gemacht werden. Der männlich gedachte Betrachter kann sich an der Stelle von Jupiter wähnen, aber sich, auch in Bezug auf den sexuellen Akt, als das Geistige imaginieren und Sexualität, Erotik, Körper, Leiblichkeit auf die Frau projizieren. Männliche Sexualität, männliche Leiblichkeit sind nicht Gegenstand der Repräsentation. Die philogyne Darstellung von Danaë bietet auch ein Identifikationsangebot für weibliche Betrachter, die die geschlechtsspezifischen Muster - unter anderem durch die Repräsentation solcher Bilder - ebenso internalisiert haben wie männliche Rezipienten.

Diese Konstruktion von Männlichkeit und die damit einhergehende Polarisierung in der Auffassung der Geschlechter findet eine Entsprechung im Diskurs über die Zeugung zur Zeit der Entstehung des Gemäldes. Im 17. Jahrhundert wurden unterschiedliche Versuche unternommen, das Phänomen der Fortpflanzung zu erklären.Ga naar voetnoot55 In Anschluss an Aristoteles wurde der männliche Samen nicht als etwas Materielies angesehen. Wissenschaftler im Kreis von William Harvey interpretierten die Zeugung als eine Art Ansteckung: ‘Männlicher Samen ist nicht das Sperma, sondern Geist und Seele, ist, was wir Leben nennen und was mit dem Licht verwandt ist.’Ga naar voetnoot56 Der männliche Samen wurde in der medizinischen Theorie als ‘Strahlkraft einer geistigen Substanz’, als aura seminalis bezeichnet. Rembrandt muss diese naturwissenschaftliche Theorie nicht gekannt haben, aber seine Bilder sind genauso wie diese Zeugungstheorien Teil eines Diskurses über Geschlechterdifferenz. Männlichkeit wird in diesem Diskurs - auch und gerade im sexuellen Akt - als das Geistige konzipiert, Weiblichkeit hingegen repräsentiert die Materie und den Körper. Auf der Ebene der Ästhetik erscheint der männliche Partner im Liebesakt als Licht, in der Theorie über die Zeugung heißt das ganz anlog aura seminalis.

[pagina 94]
[p. 94]

Die Dimension dieser Form der Repräsentation lässt sich nur in einem größeren Rahmen erfassen, nicht nur innerhalb von Rembrandts Werk, sondern unserer gesamten abendländischen Diskurs- und Bildtradition. In diesem Zusammenhang kann das Problem nur angedeutet werden:Ga naar voetnoot57 Der Geschlechtsakt wurde seit der Renaissance vorzugsweise in mythologischer Verkleidung vorgeführt, bei der der männliche Protagonist, meist Zeus, in der Metamorphose verschwindet: bei Leda wird er zum Schwan, bei Europa zum Stier, bei Jo zum Nebel, bei Kallisto zur Diana und bei Danaë eben zum Goldregen. Es handelt sich dabei um Verführungen, Entführungen und Vergewaltigungen. Männliche Gewalt an Frauen wird ‘göttlich’ legitimiert.Ga naar voetnoot58 In Ovids Metamorphosen wird dies als Schicksal geschildert. Diese Vorstellung wie auch die Akzeptanz von sexueller Triebhaftigkeit wird in der christlichen Rezeption abgelehnt und moralisiert. Die Moralisierung läuft nun aber nicht darauf hinaus, männliche sexuelle Gewalt zu thematisieren und abzulehnen, die Verhältnisse werden auf den Kopf gestellt: die weiblichen Opfer werden zu den angeblich Schuldigen. Bei Ovid wehrt sich etwa Kallisto ‘so weit ein Weib es vermochte’;Ga naar voetnoot59 bei den christlichen Mythographen aber wird Kallistos Bestrafung legitimiert. Ihre Verwandlung in eine Bärin sei Symbol für ihre tierische Unzucht.Ga naar voetnoot60 Von Jupiters Gewalt keine Rede. Diese aus der Antike stammende Struktur der Geschlechterbeziehung hat in christlich-moralisierender Überformung nachhaltig die Bilder und Vorstellungen geprägt, die wir bis heute internalisiert haben. Rembrandt macht aus der Kallisto-Geschichte nicht wie seine Vorläufer und Zeitgenossen ein idyllisches Nackt-Paradies für das männliche Auge mit moralisierender Legitimation, er zeigt Kallisto wirklich als Opfer und nicht als Schuldige. Der Verursacher dieser Katastrophe und somit männliche Gewalt bleiben jedoch allemal unsichtbar. Sie kommen nicht ins Bild, sie kommen nicht ins Bewusstsein, sie sind nicht existent.

Die Lieblingsversion der Götterlieben wurde Danaë; dies ist durchaus nachvollziehbar, bietet der goldene Regen doch die angenehme Assoziation an (auratisierten) Samen, die Tierfiguren wie Schwan oder Stier eignen sich weniger zur Identifikation, Jupiter in der Maskierung von Diana kann zumindest prekäre (lesbische) Konnotationen mitschwingen lassen und der Nebel bei Jo ist allemal ein Darstellungsproblem. Bereits in der Antike wurde das Motiv der Danaë zum Identifikationsangebot par excellence einer göttlich legitimierten Verführung. In der Komödie Eunuchus von Terenz ist es ein Gemälde mit der Darstellung der Danaë, das die Imagination des Protagonisten erregt, sich in die Rolle Jupiters zu phantasieren. Da nun Augustin diese Terenz-Stelle zitierte, natürlich als verwerfliches Beispiel heidnischer Moral, überlieferte er die Geschichte

[pagina 95]
[p. 95]

der christlichen Tradition.Ga naar voetnoot61 Die heidnischen Mythen boten den Malern der Frühen Neuzeit eine Möglichkeit, erotisch aufgeladene Motive darzustellen. Über die Legitimation der antiken Mythen - und nur so - war auch der Liebesakt in der hohen Gattung des Historienbildes repräsentierbar.Ga naar voetnoot62 Auch wenn wir bei Rembrandt einer alternativen Repräsentation von Weiblichkeit begegnen, bleibt diese Form der Asymmetrie (die in seiner Kunst nichts mit Misogynie zu tun hat), eine Asymmetrie, die aber unsere gesamte Kultur geprägt hat, in der Sexualität, Körper und Natur mit Weiblichkeit, das Geistige aber mit Männlichkeit verbunden sind.Ga naar voetnoot63

Abstract - In dem Artikel wird davon ausgegangen, dass in der Kunst immer aktuelle Probleme verhandelt werden. Wenn nun Rembrandt, dessen Anliegen insbesondere die Repräsentation von Affekten war, die Emotionen und das Begehren zwischen den Geschlechtern visualisieren wollte, war es nahe liegend auf die einschlägigen Geschichten in den Metamorphosen des Ovid zurück zu greifen. Es wird Rembrandts Werk Das Bad der Diana mit Aktaion und Kallisto analysiert, und zwar insbesondere die Figur der lachenden Nymphe, deren Bedeutung und Funktion in der Forschung bislang nicht näher untersucht worden ist. Einer normativen, moralisierenden und didaktisierenden Form der Antikenrezeption setzt Rembrandt eine Interpretation entgegen, in der die Tiefendimension antiker Mythen lebendig wird.

In Rembrandts Bild der Danaë wird die Frage der Geschlechterbeziehung untersucht. Da es sich um die Darstellung eines sexuellen Aktes handelt, in der aber lediglich der weibliche Körper Gegenstand der Repräsentation ist, der männliche sich hingegen in reines Licht sublimiert, wird die These entwickelt, dass dies eine Auffassung von Männlichkeit ist, in der der Mann seine Sexualität sogar im Koitus als das Geistige imaginieren kann. Diese Auffassung findet eine

[pagina 96]
[p. 96]

Analogie in zeitgenössischen Theorien über die Zeugung, in denen der männliche Samen als aura seminalis beschrieben wird.

Literatur

Augustinus, A., Vom Gottesstaat (De civitate Dei), Aus dem Lateinischen übertragen von Wilhelm Thieme, 2 Bde, München 1991.
Bal, M., Reading Rembrandt. Beyond the Word-Image Opposition, Cambridge 1991.
Blankert, A.,‘Rembrandt, Zeuxis and the Ideal Beauty’, in: Album amicorum J.G. van Gelder, Den Haag 1973, S. 32-39.
Bruyn, J., B. Haak, S.H. Levie, P.J.J. Thiel und E. van de Wetering, A Corpus of Rembrandt Paintings, Den Haag/Boston/London 1982, 1986, 1989.
Busch, W.,‘Die Entblößung des Mythos als die Freilegung der Natur. Rembrandts “Ganymed” jenseits der Ikonographie’, in: Rembrandt van Rijn. Die Entführung des Ganymed, Ausstellungskatalog, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Dresden 2006, p. 33-41.
Busch,W., ‘Das keusche und das unkeusche Sehen. Rembrandts “Diana, Aktaion und Callisto”’, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 52 (1989), S. 257-277.
Clark, K., Rembrandt and the Italian Renaissance, London 1966.
Clark, K., The Nude. A Study in Ideal Art, London 1980.
Dudok van Heel, S.A.C.,‘Rembrandt van Pijn - Ein Malerbild im Wande’, in: C. Brown, J. Kelch und P. van Thiel, Rembrandt. Der Meister und seine Werkstatt, München/Paris/London 1991 (zugleich Ausst. Kat. Berlin/Amsterdam/London), S. 50-67.
Eco, U., Im Namen der Rose, München 1982.
Freedberg, D.,‘Johannes Molanus on Provocative Paintings. De historia sanctarum imaginum et picturarum II/42’, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 34 (1971), S. 229-245.
Gilboa, A., Images of the Feminine in Rembrandt's Work, Delft 2003.
Ginzburg, C.,‘Tizian, Ovid und die erotischen Bilder im Cinquecento’, in: ders., Spurensicherungen. Über verborgene Geschichte, Kunst und soziales Gedächtnis, München 1988, S. 234-258.
Golahny, A.,‘Rembrandt's Europa. In and Out of Pictorial and Textual Tradition’, in: L. Freedman und G. Huber-Rebenich (Hrsg.), Wege zum Mythos, Berlin 2001, S. 39-55.
Golahny, A.,‘Homer, Raphael, Rembrandt: Reading Vulcan's Net’, in: A. Chong und M. Zeil, Rethinking Rembrandt, Zwolle 2002, S. 73-89.
Grohé, S., Rembrandts mythologische Historien, Köln/Weimar/Wien 1996.
Hammer-Tugendhat, D.,‘Erotik und Geschlechterdifferenz. Aspekte zur Aktmalerei Tizians’, in: D. Erlach, M. Reisenleitner und K. Vocelka (Hrsg.), Privatisierung der Triebe. Sexualität in der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 1994, S. 367-446.
Hammer-Tugendhat, D.,‘Zur Repräsentation des Liebesaktes in der Kunst der Frühen Neuzeit’, in: G.Völger (Hrsg.), Sie und Er. Frauenmacht und Männerherrschaft im Kulturvergleich, Ausstellungskatalog Rautenstrauch Joest Museum, Köln 1997, S. 193-198.
Hammer-Tugendhat, D.,‘Rembrandt und der bürgerliche Subjektentwurf: Utopie oder Verdrängung?’, in: U. Bielefeld und G. Engel (Hrsg.), Bilder der Nation. Kulturelle und politische Konstruktionen des Nationalen am Beginn der europäischen Moderne, Hamburg 1998, S. 154-178.
Hammer-Tugendhat, D, ‘Kunst, Sexualität und Geschlechterkonstruktionen in der abendländischen Kultur’, in: F.X. Eder und S. Frühstück (Hrsg.), Neue Geschichten der Sexualität. Beispiele aus Ostasien und Zentraleuropa 1700-2000,Wien 2000, S. 69-92.
Hammer-Tugendhat, D.,‘Kunst der Imagination/Imagination der Kunst. Die Pantoffeln Samuel van Hoogstratens’, in: K. Krüger und A. Nova (Hrsg.), Imagination und Wirklichkeit. Zum Verhältnis von mentalen und
[pagina 97]
[p. 97]
realen Bildern in der Kunst der frühen Neuzeit, Mainz 2000, S. 139-153.
Heckscher, W.S., ‘Recorded from Dark Recollection’, in: M. Meiss u.a. (Hrsg.), De Artibus Opuscula XL. Essays in Honour of E. Panofsky, New York 1961, S. 187-200.
Henkel, M. D., ‘Illustrierte Ausgaben von Ovids Metamorphosen im xv., xvi. und xvii. Jahrhundert’, in: F. Saxl (Hrsg.), Vorträge der Bibliothek Warburg, 1926/1927, S. 58-144.
Homer, Odyssee, Hrsg. E G. Jünger, Stuttgart 1981.
Hoogstraten, D. van, Inleyding tot de hooge schoole der schilderkonst, anders de zichtbare werelt, Rotterdam 1678.
Huber-Rebenich, G., ‘Die Macht der Tradition. Metamorphosen -Illustrationen im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert’, in: G. Huber-Rebenich und L. Freedman (Hrsg.), Wege zum Mythos, Berlin 2001, S. 141-161.
Janicek, C., Rembrandts Bad der Diana mit Aktäon und Kallisto, Diplomarbeit, Universität Wien 2004 (nicht publiziert).
Jauss, H.R., Toward an Aesthetic of Reception, Minneapolis 1982.
Jongh, E. de, ‘Erotica in vogelperspectief. De dubbelzinnigheid van een reeks zeventiende-eeuwse genre-voorstellingen’, in: Simiolus 3 (1968-1969), S. 22-74.
Laqueur, T., Auf den Leib geschrieben. Die Inszenierung der Geschlechter von der Antike bis Freud, Frankfurt am Main 1992.
Lowenthal, A.W., Joachim Wtewael. Mars and Venus surprised by Vulcan, Getty Museum Studies on Art, California 1995.
Millner-Kahr, M., ‘Danaë:Virtuous,Voluptuous, Venal Woman’, in: The Art Bulletin 60 (1978), S. 43-55.
Ovid, Metamorphosen. In deutscher Übersetzung, E. Rösch (Hrsg.), München/Zürich 1988.
Panofsky, E., ‘Der gefesselte Eros. Zur Genealogie von Rembrandts Danaë’, in: Oud Holland 50 (1933), S. 193-217.
Pächt, O. Rembrandt, München 1991.
Pels, A., Gebruik en misbruik des toneels (1681), eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von M.A. Schenkeveld-van der Dussen, Culemborg 1978.
Pigler A., Barockthemen. Eine Auswahl von Verzeichnissen zur Ikonographie des 17. und 18. Jahrhunderts, 3 Bde, Budapest 1974.
Pomata, G., ‘Vollkommen oder verdorben? Der männliche Samen im frühneuzeitlichen Europa’, in: L'Homme 2, Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft, Wien 1995, S. 59-85.
Saslow, J.M., Ganymede in the Renaissance. Homosexuality in Art and Society, New Haven/London 1986.
Schama, S., Rembrandt's Eyes, London 1999.
Sluijter, E.J., De ‘heydensche fabulen ’ in de Noordnederlandse schilderkunst, circa 1590-1670. Een proeve van beschrijving en interpretatie van schilderijen met verhalende onderwerpen uit de klassieke mythologie, Thesis Leiden 1986.
Stalla, R., Es muß nicht immer Rembrandt sein, Die Druckgraphiksammlung des Kunsthistorischen Instituts der Universität München, Ausstellungskatalog, München/Berlin 1999.
Stewart, A., ‘Rape?’, in: E.D. Reeder (Hrsg.), Pandora. Women in Classical Greece, Ausstellungskatalog, Baltimore/ Princeton 1995, p. 74-90.
Strauss, W.L., und M. van der Meulen, The Rembrandt Documents, New York 1979.
Weisbach, W, Rembrandt, Berlin/Leipzig 1926.
Wetering, E. van de, ‘Het formaat van Rembrandts Danaë’, in: Met eigen ogen. Opstellen aangeboden door leerlingen en medewerkers aan Hans L.C. Jaffé, Amsterdam 1984, S. 67-72.
Wetering, E. van de, ‘Rembrandt und das Licht’, in: K.A. Schröder und M. Bisanz-Prakken (Hrsg.), Rembrandt, Ausstellungskatalog Albertina Wien, München 2004, S. 27-39.
voetnoot*
Für kritische Lektüre und Anregungen danke ich Karin Gludovatz, Ivo Hammer, Horst Wenzel und Gotthart Wunberg.
voetnoot1
Dudok van Heel, ‘Rembrandt van Rijn’, S. 53. Lateinischer Originaltext in: Strauss und Van der Meulen, The Rembrandt Documents, S. 68.
voetnoot2
Van Hoogstraaten, Inleyding, S. 75, siehe dazu Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 149-156.
voetnoot3
Busch, ‘Rembrandts “Diana, Aktaion und Callisto”’, S. 267; Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 151.
voetnoot4
Ich stütze mich im Folgenden auf die grundlegende Studie von Sluijter, De ‘heydensche fabulen’ und auf Grohé, Rembrandts mythologische Historien.
voetnoot5
Sluijter, De ‘heydensche fabulen’; Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 22.
voetnoot6
Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 30-33; Sluijter, De ‘heydensche fabulen’, inbesondere S. 295-312; Henkel, ‘Illustrierte Ausgaben von Ovids Metamorphosen ’; Huber-Rebenich, ‘Die Macht der Tradition’, S. 141-161. An dieser Stelle soll auf das von Rebenich und Walter geplante ikonographische Repertorium ‘Ovids Metamorphosen in der textbegleitenden Druckgraphik’ hingewiesen werden, ein Bildlexikon, das alle Textillustrationen enthalten soll, die vom Anfang des Buchdrucks bis 1800 in Ausgaben der Metamorphosen zu finden sind, siehe Rebenich ebda.

voetnoot7
Das siebte Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis datiert von 1658.
voetnoot8
Die Kritik von Pels, die dieser 1681 in einer Programmschrift zur Reform des Amsterdamer Theaters formulierte, ist in Variationen immer wieder wiederholt worden (Pels, Gebruik en misbruik des toneels, 1105-1112):
 
Als hy een naakte vrouw, gelyk 't somtyds gebeurde,
 
Zou schildren, tot model geen Grieksche Venus keurde;
 
Maar eer een waschter, of turftreedster uit een' schuur,
 
Zyn' dwaaling noemende navölging van Natuur,
 
Al 't ander ydele verziering. Slappe borsten,
 
Verwrongen' handen, ja de neepen van de worsten
 
Des ryglyfs in de buik, des kousebands om 't been,
 
't Moest al gevölgd zyn, of natuur was niet te vreen.
voetnoot9
Clark, The Nude, S. 325-328; Clark, Rembrandt and the Italian Renaissance, S. 12: ‘The moral is clear: Godesses are ordinary women, and ordinary women had better not take their clothes off.’
voetnoot10
Bruyn u.a., A Corpus of Rembrandt Paintings 1, S. 309-314; Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 165-193.
voetnoot11
Ovid, Metamorphosen, iv, 672-677.
voetnoot12
Bruyn u.a., A Corpus of Rembrandt Paintings ii, S. 487-494; Sluijter, De ‘heydensche fabulen’, S. 90-94, 195-197; Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 195-223; Busch, ‘Rembrandts “Diana, Aktaion und Callisto”’, S. 257-275; Janicek, Rembrandts Bad der Diana mit Aktäon und Kallisto.
voetnoot13
Janicek, Rembrandts Bad der Diana mit Aktäon und Kallisto, S. 39-41, interpretiert dies als Metapher für den Lebenszyklus.
voetnoot14
Bruyn u.a., A Corpus of Rembrandt Paintings iii, S. 161-167; Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 103-148; Saslow, Ganymede in the Renaissance.
voetnoot15
Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 115-117.
voetnoot16
Siehe dazu die geniale Analyse von Eco, Im Namen der Rose, S. 604: Lachen ist die Kunst zur Vernichtung von Angst.

voetnoot17
Aktaion: Ovid, Metamorphosen iii, 155-257, Kallisto: Ovid, Metamorphosen ii, 401-495. Busch, ‘Rembrandts “Diana, Aktaion und Callisto”, S. 271, sieht in Sandrarts Schilderung eines (verlorenen) Bildes von Lanfranco, in dem beide Szenen verbunden gewesen sein sollen, eine mögliche Anregung für Rembrandt; Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 213f, verweist auf eine Silberkanne und Schüssel von Paulus van Vianen, auf der beide Episoden verbildlicht wurden, allerdings nicht in einer Szene, sondern jeweils auf unterschiedlichen Seiten. Es gibt allerdings ein Beispiel, das von der Forschung bislang nie mit Rembrandt in Zusammenhang gebracht worden ist: es ist ein Kupferstich von Nicaise de Ruyter von 1688, in dem tatsächlich beide Episoden verknüpft sind, allerdings haben sie formal nichts mit dem Bild von Rembrandt zu tun. Der Entwurf der Graphik wird Cornelis Cornelisz. zugeschrieben. Wenn dies zutrifft, würde es bedeuten, dass die bildliche Verknüpfung der beiden Szenen bereits vor Rembrandt vollzogen worden ist. Ich danke Anthea Nikkus für den Hinweis auf ihren Katalogtext zu Nicaise de Ruyter in: Stalla, Es muß nicht immer Rembrandt sein, S. 150 Abb. p. 151. Sluijter, De ‘heydensche fabulen ’, S. 195, hat zu Recht auf die Verwandtschaft der beiden Themen und ihrer spezifischen Schilderung bei Ovid verwiesen:‘In beide beschrijft Ovidius een zeer verwante, uitgesproken idyllische omgeving en is het ontkleed zijn van Diana en haar nimfen essentieel voor het verhaal; in beide verhalen wordt de idylle verstoord door een inbreuk op de kuisheid van deze maagden, die meedogenloos wordt gestraft.’
voetnoot18
Busch, ‘Rembrandts “Diana, Aktaion und Callisto”’, S. 263ff.
voetnoot19
Homer, Odyssee viii, Vers 266-365.
voetnoot20
Ovid, Metamorphosen iv, Vers 171-189.
voetnoot21
Homer, Odyssee viii, Vers 324.
voetnoot22
Lowenthal, Joachim Wtewael.
voetnoot23
Golahny, ‘Homer, Raphael, Rembrandt’, S. 73-89.
voetnoot24
Bei Homer werden diese Gedanken in einem entsprechenden Dialog zwischen Merkur und Apollo konkretisiert. Homer in Coornherts Übersetzung von 1561 (1939) 8.353, 256-61, siehe Golahny, ‘Homer, Raphael, Rembrandt’, S. 223, Note 10.
voetnoot25
Die Kombination dieser beiden Szenen wurde von der Forschung immer wieder als Neuerung und Ausnahme hervorgehoben. Auch in der Zeichnung von Vulkans Netz wird eine zweite Episode eingefügt: Odysseus und Penelope, die zeitlich vorausweist und thematisch die Frage nach ehelicher (weiblicher) Treue radikalisiert, siehe dazu Golahny, ‘Homer, Raphael, Rembrandt’, S. 75f, 83.
voetnoot26
Beispiele siehe Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 216-218; Sluijter, De ‘heydensche fabulen ’, S. 270-281.
voetnoot27
Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 218.
voetnoot28
Janicek, Rembrandts Bad der Diana mit Aktäon und Kallisto, S. 58 hat in ihrer Diplomarbeit in diesem Zusammenhang auf Freuds Analyse des Komischen des Sexuellen und Obszönen hingewiesen:‘Eine zufällige Entblößung wirkt auf uns komisch, weil wir die Leichtigkeit, mit welcher wir den Anblick genießen, mit dem großen Aufwand vergleichen, der sonst zur Erreichung dieses Zieles erforderlich wäre.’ (Freud, Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten, Frankfurt am Main 1992, p. 234.)
voetnoot29
In dem späten Selbstporträt (ca. 1662-1669) in Köln zeigt sich Rembrandt als lachender Alter. Blankert, ‘Rembrandt, Zeuxis and the Ideal Beauty’, hat die überzeugende These aufgestellt, dass Rembrandt sich hier als Zeuxis darstellt, der nach antiker Überlieferung eine hässliche Frau zu malen hatte und dabei so heftig lachen musste, dass er starb. Das am linken Bildrand sichtbare Profil und ein Bild des Rembrandtschülers Arent de Gelder zu diesem Thema stützen diese These. Trotz unterschiedlicher Thematik zeugt dieses späte Selbstporträt von einer spezifischen Bedeutung des Lachens in Rembrandts Werk, die für die Interpretation des Dianabildes von Relevanz sein könnte und in der Verknüpfung von Selbstreflexion, Reflexion der Malerei zwischen Repräsentation idealer Schönheit oder (hässlicher) Realität und Tod genauer untersucht werden müsste.
voetnoot30
Busch, ‘Rembrandts “Diana, Aktaion und Callisto”’, S. 271ff (und ihm folgend auch Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 209ff und Janicek, Rembrandts Bad der Diana mit Aktäon und Kallisto, S. 42ff) verweisen auf die beiden Alten, die in dem stark abgedunkelten Hintergrund aus dem Wald auftauchen und interpretieren sie als innerbildliche Spiegelung des Betrachters im Sinne des ‘reinen Sehens’. Sie gehen davon aus, dass es sich um einen Mann und eine Frau handelt (Busch: vielleicht Philemon und Baucis) und dass beide auf die Szene blieken. Bei genauem Studium des Originals ist mir aufgefallen, das es sich wohl um zwei Frauen mit Tüchern um den Kopf handelt, die linke hat ihren Blick nicht auf die Szene gerichtet, sondern blickt hinauf in Richtung Himmel.
voetnoot31
Die ausführlichen Zitate bei Sluijter, De ‘heydensche fabulen ’, S. 270-281; als besonders gefährliche Bilder werden immer wieder Danaë, Das Bad der Diana mit Aktaion und Venus und Mars, von Vulkan entdeckt beschrieben.
voetnoot32
Golahny, ‘Rembrandt's Europa’, S. 50f beschreibt in ihrer Analyse von Rembrandts Raub der Europa die Einhaltung des aristotelischen Konzeptes der Wahrung der Einheitlichkeit der Handlung und damit der Zeit als kulturelle Norm, an die sich Rembrandt gehalten habe. Er stehe damit innerhalb des ‘horizon of expectations’ (Golahny verweist auf Jauss, Toward an Aesthetic of Reception, p. 11).
voetnoot33
Zu älinlichen Schlussfolgerungen kommt Werner Busch in seiner Analyse zu Rembrandts Ganymed (Busch, ‘Die Entblößung des Mythos’, S. 41).

voetnoot34
Horaz, Carmina iii 16; Apollonios von Rhodos, Argonautica iv, v. 1091; in den Metamorphosen des Ovid nur kurze Erwähnung bei den Abenteuern des Perseus (Danaës Sohn), Metamorphosen iv, 610f. Ursprünglich wohl ein Fruchtbarkeitsmythos, dessen Reflex noch auf antiken Gemmen zu finden ist, auf denen Danaë mit aufgebreitetem Gewand stehend dargestellt ist, siehe dazu Heckscher, ‘Recorded from Dark Recollection’, S. 194f, Abb. 4.
voetnoot35
Panofsky, ‘Der gefesstelte Eros’; Heckscher, ‘Recorder from Dark Recollection’.
voetnoot36
So beispielsweise in einem Holzschnitt des Joh. Eyssenhuth von 1471, Abb. Panofsky, ‘Der gefesselte Eros’, Fig. 16, S. 207.
voetnoot37
Siehe v.a. die Zusammenfassung bei Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 236ff.
voetnoot38
Hammer-Tugendhat, ‘Erotik und Geschlechterdifferenz’, S. 388-394. Diese Aufspaltung in eine schöne/gute und in eine hässliche/schlechte Frau wird in der Struktur der Märchen erinnert.
voetnoot39
Bei Correggio bedeckt ein Tuch den Schoß, bei Primaticcio und in dem entsprechenden Stich vom Meister L.D., den Tizian sicher gekannt hat, fällt der Goldregen im Hintergrund herab, wirkt also nicht szenisch, sondern als Attribut.
voetnoot40
Panofsky, ‘Der gefesselete Eros’, S. 210.
voetnoot41
Bruyn u.a., A Corpus of Rembrandt Paintings iii, S. 209-223. Das Bild ist heute in der Eremitage in St. Petersburg, es ist ein Leinwandbild mit den Maßen 185/203 cm; es ist allseitig beschnitten, das ursprüngliche Format wurde von Van de Wetering, ‘Het formaat van Rembrandts Danaë’, S. 67-72 auf Grund einer Paraphrasen des Rembrandtschülers Ferdinand Bol zum Thema Isaac und Esau rekonstruiert. Untersuchungen ergaben, dass es 1636 in einem ersten Zustand vollendet (gefirnisst) war, dann aber von Rembrandt selbst übermalt worden ist. Auf Grund der Entstehungszeit einer zweiten Paraphrase von Bol David und Salomon von 1643 nahmen Bruyn u.a., A Corpus of Rembrandt Paintings iii S. 219 dieses Datum als Terminus ante quem für die endgültige Fassung an. Stefan Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 226-234, stellte die einleuchtende These auf, dass Rembrandt im Zuge der Überarbeitung des Bildes selbst die Verkleinerung vornahm und dass die Übereinstimmungen zwischen Bols Bild David und Salomon und Rembrandts Danaë nicht zwingend sind. Aus stilistischen Gründen weist die zweite und endgültige Fassung des Gemäldes eher in die zweite Hälfte der vierziger Jahre. Das bis vor kurzem gut erhaltene Werk fiel 1985 einem Attentat mit Schwefelsäue und Messerstichen zum Opfer, in dem insbesondere der weibliche Akt schwer beschädigt wurde.
voetnoot42
Panofsky, ‘Der gefesselete Eros’, S. 212; Millner-Kahr, ‘Danaë: Virtuous Voluptuous, Venal Woman’, S. 51.
voetnoot43
Panofsky, ‘Der gefesselete Eros’, S. 213.
voetnoot44
Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 244.
voetnoot45
Panofsky,‘Der gefesselete Eros’.
voetnoot46
Grohé, Rembrandts mythologische Historiën, S. 236ff, geht m.E. in diesem Punkt in seiner berechtigten Kritik an Panofsky zu weit, indem er Panofskys Deutung zur reinen Keuschheitsallegorie überspitzt und seinerseits die Relevanz des gefesselten Eros vernachlässigt, wenn er schreibt: ‘Daß er (Rembrandt) den Cupido im Bilde beließ, könnte man dadurch erklären, daß er nicht auch den letzten Hinweis auf die Identitat der Dargestellten eliminieren wollte.’ (S. 258).
voetnoot47
Siehe etwa Die Entführung der Europa, für die Golahny, ‘Rembrandt's Euyropa’ die Übereinstimmung mit dem aristotelischen Konzept der peripeteia beziehungsweise mit Vondels Staetveranderinge feststellte.
voetnoot48
Hammer-Tugendhat, ‘Die Pantoffeln Samuel van Hoogstratens’, S. 148; De Jongh, ‘Erotica in vogelperspectief’, p. 36-37; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 7, Sp. 1292-1354.
voetnoot49
Dazu siehe u.a. Pächt, Rembrandt, S. 79-96; van de Wetering, ‘Rembrandt und das Licht’.
voetnoot50
Dies trifft in ganz anderem Maße zu wie in seinen anderen Aktdarstellungen, der gleichzeitig mit der ersten Fassung entstandenen Susanna und der später gemalten Bathseba.
voetnoot51
Auf Grund dieser Blickrichtung hat Werner Weisbach, Rembrandt, S. 242, darauf bestanden, das Bild könne unmöglich eine Danaë darstellen, er sieht darin Venus, die Mars erwartet.
voetnoot52
Millner-Kahr, ‘Danaë: Virtuous, Voluptuous, Venal Woman’, S. 54-55.
voetnoot53
Bal, Reading Rembrandt, S. 169.
voetnoot54
Auch Grohé, Rembrandts mythologische Historien, S. 258, betont den erotischen Gehalt des Bildes, das sich vor allem an die Augenlust des Betrachters wende ‘dessen erotische Phantasie durch den sinnlichen Akt angeregt werden soll.’ Sluijter, De ‘hey densche fabulen’, S. 195f beschreibt allgemein die Gleichzeitigkeit von ‘zinneprikkeling’ und ‘bevestiging van de kuisheidsmoraal die op de gevaren van zinnelijkheid wijst’, hier bezogen auf Das Bad der Diana mit Aktaion und Kallisto. Ebenso Schama, Rembrandt's Eyes, S. 387-389.
voetnoot55
Laqueur, Auf den Leib geschrieben, S. 165-171; Pomata, ‘Vollkommen oder verdorben?’, S. 59-85.
voetnoot56
Carlo Musitano, De morbis mulierum Tractatus, Genf 1709, 26B, zitiert nach Pomata, ‘Vollkommen oder verdorben?’, S. 77, Note 63.
voetnoot57
Hammer-Tugendhat, ‘Zur Repräsentation des Liebesaktes’, S. 193-198; Hammer-Tugendhat, ‘Kunst, Sexualität und Geschlechterkonstruktionen’, S. 69-92.
voetnoot58
Zur Problematik in antiken Darstellungen siehe mit weiterführender Bibliographie: Stewart, ‘Rape?’, S. 74-90.
voetnoot59
Ovid, Metamorphosen II, 434. In der holländischen Übersetzung von Florianus: ‘Hadde Iuno die weire gesien die Calisto doen ter tijt dede, sy en soudese naemaels niet soo wreedelyc gehandelt hebben. Het is wel waer dat sy Iupiter wederstont alsoo seere als eenighe vrouwen wederstaen mochten, [...].’ (Florianus ed. 1619, fol. 27r/27v, hier zitiert nach Sluijter, De ‘heydenschefabulen ’, S. 483-484, Note 190-191).
voetnoot60
Zu den einschlägigen Texten für die Niederlande siehe Sluijter, De ‘heydenschefabulen ’, S. 187ff.
voetnoot61
Augustinus, Vom Gottesstaat II, 7; In der Debatte um die Macht und Gëfahrlichkeit von Bildern im Zuge von Reformation und Gegenreformation wurde immer wieder auf dieses Beispiel des Danaëbildes zurückgegriffen, um die verwerfliche Wirkung von Bildern zu belegen, siehe dazu: Freedberg, ‘Johannes Molanus on Provocative Paintings’, S. 229-242; Ginzburg, ‘Tizian, Ovid und die erotischen Bilder im Cinquecento’.
voetnoot62
In der Grafik, in der andere Distributions- und vor allem Rezeptionsmechanismen herrschten, waren explizitere und weniger überhöhte Darstellungen möglich wie Rembrandts Radierung Ledikant, die ein großes Bett mit einem Paar im Liebesakt zeigt, allerdings ist die männliche Figur bekleidet und nur in Rückenansicht. Aufschlussreich in unserem Zusammenhang ist die Tatsache, dass in Italien in der Renaissance die Stichfolge 1 Modi von Marcantonio Raimondi nach Vorlagen von Giulio Romano einen Skandal provozierte mit anschließendem Verbot der Serie und Gefängnisstrafe für den Stecher, die genau gleichzeitig (1527) entstandene Folge der Götterlieben von Caraglio hingegen nicht, obwohl diese weibliche Akte in viel voyeuristischeren Posen vorführte. Das Skandalon bei den Modi war offensichtlich einerseits die Tatsache, dass die Darstellungen eben nicht mythologisch legitimiert waren und andererseits die männlichen Protagonisten in Aktion gezeigt wurden. Siehe dazu Hammer-Tugendhat, ‘Zur Repräsentation des Liebesaktes’, S. 193-198; Hammer-Tugendhat,‘Kunst, Sexualität und Geschlechterkonstruktionen’, S. 77-88.
voetnoot63
Die Dimension dieser Konstraktion von Differenz im Feld der Repräsentation wird deutlicher, wenn die gesamte Bildproduktion in Holland im 17. Jahrhundert berücksichtigt wird: Wenn es um Häuslichkeit, Intimität, Liebe und Erotik geht, fehlen meist die männlichen Protagonisten, im Bereich der Öffentlichkeit - man denke an die Gruppenporträts - fehlen mit wenigen Ausnahmen die weiblichen Protagonisten. Des-wegen: Plädoyer für eine Kunstgeschichte des Unsichtbaren, in der immer auch gefragt wird, wer in welchen Zusammenhängen nicht Gegenstand der Repräsentation ist. Siehe dazu Hammer-Tugendhat, ‘Rem-brandt und der bürgerliche Subjektentwurf’, S. 174-178. Ein größeres Projekt zu dieser Problematik ist in Arbeit.


Vorige Volgende

Footer navigatie

Logo DBNL Logo DBNL

Over DBNL

  • Wat is DBNL?
  • Over ons
  • Selectie- en editieverantwoording

Voor gebruikers

  • Gebruiksvoorwaarden/Terms of Use
  • Informatie voor rechthebbenden
  • Disclaimer
  • Privacy
  • Toegankelijkheid

Contact

  • Contactformulier
  • Veelgestelde vragen
  • Vacatures
Logo DBNL

Partners

Ga naar kb.nl logo KB
Ga naar taalunie.org logo TaalUnie
Ga naar vlaamse-erfgoedbibliotheken.be logo Vlaamse Erfgoedbibliotheken