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Eneide (1964)

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Editeurs

Theodor Frings

Gabriële Schieb



Genre

poëzie

Subgenre

ridderroman


© zie Auteursrecht en gebruiksvoorwaarden.

Eneide

(1964)–Hendrik van Veldeke–rechtenstatus Auteursrechtelijk beschermd

Vorige Volgende

Die Handschriften und ihre Sprache

Von der Eneide Henrics van Veldeken kennen wir sieben mehr oder weniger vollständige Handschriften, dazu Bruchstücke von vier weiteren Handschriften. Sie überspannen die Zeit vom 12. bis 15. Jahrhundert und zeigen sprachlich teils mitteldeutsche, teils oberdeutsche Grundprägung. Wir haben sie in Photokopien ständig zur Hand gehabt. Eine Photokopie der Gothaer Handschrift stellte uns freundlicherweise die Fundamentalnaja Biblioteka Akademii Nauk SSSR in Moskau zur Verfügung, von Gottscheds Abschrift die Sächsische Landesbibliothek Dresden. Mikrofilme der beiden Heidelberger Handschriften verdanken wir der Vermittlung der Universitätsbibliothek Heidelberg, der Berliner Handschrift der Universitätsbibliothek Tübingen, der Münchener Handschrift, des Regensburger Bruchstücks und der Meraner Bruchstücke der Bayerischen Staatsbibliothek München, der Wiener Handschrift der Österreichischen Nationalbibliothek, der Wolfenbütteler Bruchstücke der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Unerreichbar blieben uns die verschollene Eibacher Handschrift wie Pfeiffers Bruchstücke, deren heutiger Lageort auch nicht ermittelt werden konnte.

[pagina XII]
[p. XII]

Die Handschrift G

Seit 1956 liegt der Cod. chart. A 584 der Bibliothek des Herzoglichen Hauses zu Gotha, der mit der Gothaer Sammlung nach dem zweiten Weltkrieg im Februar 1946 in die Fundamentalnaja Biblioteka Akademii Nauk SSSR gelangte, wieder in der Landesbibliothek Gotha. Eine alte Signatur (auf dem Oberschnitt H, auf dem Vorderschnitt D 10) stimmt zu einem im weimarischen Archiv enthaltenen Verzeichnis einer Privatbibliothek Johann Friedrichs des Großmütigen (1503 bis 1554)Ga naar voetnoot11. Die Handschrift scheint also alter Ernestinischer Familienbesitz und könnte schon von Ernst aus Weimar in seine ihm zugefallene neue Residenz Gotha mitgenommen worden sein. Sie ist wohl immer in Thüringen geblieben, wenn auch weitere Vorbesitzer nicht zu ermitteln sind. Sie enthält außer der Eneide auf Blatt 2ra-94va (= S. 1-186 alter Zählung) auf den noch folgenden 108 Blättern (Blatt 95ra-202vb) von anderer, jüngerer Hand Ottos von Diemeringen Übersetzung der Reisen des Montavilla (Mandeville).

Zum erstenmal erwähnt die Handschrift im November 1691 der später im Dienste der Ernestiner tätige M. Ernst Wilhelm Tentzel in seinen Monatlichen Unterredungen Einiger Guten Freunde Von Allerhand Bůchern usw. S. 924. Eine ungemein sorgfältige und verläßliche Abschrift, die sich Gottsched von der Eneide herstellte, liegt auf der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, Dresden Nr. 46 Folio. Auf ihr beruht sein früber Bericht in einem lateinischen Programm, J. Chr. Gottsched, Progr. de Antiquissima Aeneidos Versione Germanica Henrici de Veldeck usw., Lipsiae 1745, vgl. die deutsche Anzeige in Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste, Des II. Bandes I. Stück, Leipzig Januar 1746, S. 78-92.

Der erste, leider sehr fehlerhafte Abdruck der Eneide nach der Gothaer Handschrift, von Christoph Heinrich Müller 1783 veranstaltetGa naar voetnoot12, beruht nach den Angaben Müllers auf der Abschrift eines Dr. Anton in Görlitz. Die früheste Beschreibung der Handschrift findet sich in dem Katalog von Fr. Jacobs und F.A. Ukert, Beiträge zur älteren Literatur oder Merkwürdigkeiten der Herzoglichen Öffentlichen Bibliothek zu Gotha 2 (1837), 267-69, eine ausführliche von Rudolf Ehwald, o.J., aber ohne Angaben über die Sprache des Schreibers, liegt im Handschriftenarchiv der Abteilung Mittelhochdeutsch des Instituts für deutsche Sprache und Literatur bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Sie wurde freundlicherweise in der Landesbibliothek Gotha von Hans-Joachim Rockar noch einmal nachgeprüft und durch wertvolle Beobachtungen ergänzt.

[pagina XIII]
[p. XIII]

G ist eine Papierhandschrift, in einer gotischen Buchkursive des 15. Jahrhunderts von zwei Händen geschrieben. Von der zweiten, etwas weniger sorgfältigen Hand stammt das Mittelstück 72a-80b (= Vers 5155-5770), alles andere von der ersten Hand. 185 Seiten sind zweispaltig, die 186. Seite ist einspaltig beschrieben, in einem Linienschema, Blattgröße 31,5 × 21,6 cm, Schriftspiegel 22,1 × 14,7 cm. Jede Spalte faßt 36 abgesetzte Verse, gegen Ende auch 35 oder 37. Rot ausgeführt sind die Initialen und Rubriken, ferner sind die Großbuchstaben der abgesetzten Versanfänge. jeweils durch eine rote Linie verbunden. Alle Verszeilen fangen gleichmäßig vorn an. Ein Titel fehlt. Eine junge Hand vom Ende des 17. Jahrhunderts hat über die Anfangsverse geschrieben Heinrich Von Veldecken Der dichter. Vom Aenea U. Zerstörung Trojoe. Der zeitgenössische Einband besteht aus braunem mit Stempeln im Blinddruck geschmücktem Kalbleder auf Holzdeckeln; die fünf Metallbuckel und die zwei Schließen fehlen.

Abkürzungen sind sparsam verwandt. Am häufigsten begegnet der übergesetzte Strich zur Bezeichnung eines n oder m, z. B. ī minē = in minem, selten für e oder en, z. B. lebn̄ = leben, kom̄ = komen. vm̄b,. vmb, vmbe haben wir in umbe, vm̄e in umme aufgelöst, un̄d in unde oder und, je nach dem Versgang und dem Anschlußwort, da auch ausgeschrieben und neben unde steht. Hochgestelltes Häkchen verschiedener Form steht gelegentlich für er, r oder re, z. B. d' = der, h're = herre, schi'e = schiere, wasse' = wasser, wa't = wart, he'n = heren, kann aber auch hier und da funktionsloser Schnörkel sein, vor allem am Wortende. Im Textabdruck sind die Abkürzungen ohne Kennzeichnung aufgelöst, aber in Zweifelsfällen ist die Lesung der Handschrift im Apparat vermerkt. Mit 9-ähnlichem Schnörkel wird selten -us abgekürzt. Der zweite Schreiber verwendet die gleichen Zeichen in unbedeutender graphischer Abweichung, dazu einmal sagƷ = saget. Im letzten Teil der Handschrift treten an vereinzelten Abkürzungen dazu z. B. m mit 9-ähnlichem Schnörkel = mir, gzen mit o über z = grozen, spch mit a über p = sprach, pmynt mit schaftdurchstrichenem p = permynt.

Vokale der TonsilbenGa naar voetnoot13

mhd. a

=a in der Regel. a gilt in salt, sal neben vereinzelten solt, sol.
=o. Ausnahme bleibt o in z. B. worne 9766, jochant 5713.
=e. a wechselt mit e in wan, wen und dan(ne), den(ne). Für daz kann gelegentlich dez, z. B. 387. 970, oder des, z. B. 1092. 5671. 9248, stehen, umgekehrt für des ein das, z. B. 523. 1080. 6762, oder daz, z. B. 342. 3352, vereinzelt auch was gen. 5803.
[pagina XIV]
[p. XIV]

mhd. altes e

=e in der Regel.
=i. wid(d)er ‘weder’ mir im Schluß neben wed(d)er. Neben segel ‘Segel’ 6012 stehen drei sigel(e) 192. 2243. 6074. Für ‘welch’ ist wilch Normalform. Anlehnung an das Subst. zeigt erdische 399. Unter Reimzwang steht häufiges gesiht 2. pl. (: niht).

mhd. Umlauts-e

=e in der Regel. brengen, z. B. 784. 5443, tritt gegenüber bringen zurück. e bleibt ungerundet in z. B. helle, leschen, derret.
=i. geliget p.p. ‘gelegt’ (: gesiget) 10329 steht reimbedingt. i sonst nur in wirst ‘fährst’ 3700, denn vinste 8290 ist eher von ‘Fenster’ zu ‘finster’ umgedeutet.
=a. Rückumlaut zeigt in der Regel mar(c)kte(n), woneben merckte 10437.

mhd. i

=i in der Mehrzahl der Fälle. Nur mit i erscheint Clive ‘Kleve’ 13448 (: schribe). 13455. Kurzes i zeigt brittel ‘Zügel’ 7349.
=y. Seltenes y, gelegentlich auch mit zwei übergesetzten Punkten, z. B. in ynne(n 5941. 9973, yren 5189, syben 12295, yme 5444, ysz 5251, ym 5488, mynne 5606, in den letzten beiden Fällen mit zwei übergesetzten Punkten, also meist neben m, n.
=e. In offener Silbe tritt e gegenüber i zurück. Ihm wird vor allem im Reim nachgegeben, z. B. neder (: weder) 7536, aber auch im Innern, z. B. resen ‘Riesen’ 7097, wese ‘Wiese’, vortreben 294, bederbe 4551. niemet 2285 neben nimpt zeigt Unsicherheit zwischen i und e. weisen ‘Wiese’ 5312 beim zweiten Schreiber neben wese(n) 5306. 6038, wis(z)en 11612. 11649 könnte mundartlicher Lautung entsprechen, wie sie heute noch ein kleines Gebiet westlich Plauen kennt, vgl. Karte 41 des DSA. Wir beachten mehrfaches herz ‘Hirsch’, z. B. 4587. 4614, spelman 13167 wie gehnte ‘gähnte’ 3245. belde (: helde) 5041 neben sonst bilde ist reimbedingt. bringen überwiegt brengen.
=u. Aus i gerundetes hulffe ist häufiger als helffe. Nur u zeigt vunf. Wir beachten u in wuste 878 neben woste 10380 und gewöhnlich wiste, in burnendez 2892 neben bornende 3361 und gewöhnlich brinnende. Wir beachten crusp 5265.
=o. Beim zweiten Schreiber begegnet on ‘ihn’ 5360. 5604.
=a nur in czageloß ‘sieglos’ 5701 beim zweiten Schreiber.
=ei einmal in sein ‘Sinn’ 8163.

mhd. o und o mit Umlautsmöglichkeit

=o in der Mehrzahl der Fälle (vereinzelt ö, ó). Es gilt auch in urloge, aber neben gewöhnlichem urlop, urlob(e) steht vereinzelt orloup 10623, orlop mit einem u über o 4998, urlůp 4545. brutloft 13101. 13207 wechselt mit brutluft (: unzucht)
[pagina XV]
[p. XV]
1911. ö z. B. in vörchte prät. 7092, ó z. B. in góten 2561. 8345 ohne Umlautsmöglichkeit und góttinne 156, mócht 7623, ól 8356. 8490 mit Umlautsmöglichkeit.
=a. Wir beachten ab ‘ob’ vor allem im ersten Drittel der Hs. und beim zweiten Schreiber neben sonst ob, seltene ad(d)er, vorwiegend beim zweiten Schreiber, neben gewöhnlich oder, anfänglich gelegentliche dannach gegenüber später nur dannoch, gelegentlich auch nach, z. B. 5729. 7969, einmal varhowbt 5158. o bleibt fest in doch, von, wol. Vereinzelte solt, sol treten hinter salt, sal zurück. Ausnahmen bleiben gelagen ‘gelogen’ 8387, labete ‘lobte’ 5687, wanen ‘wohnen’ 3718, hasen ‘hosen’ 5688.
=u. Nur vereinzelt in offener Silbe vor m genumen 4850, kumen inf., p.p. 482. 3169, brutegume 13166, in geschlossener Silbe vor r-Verbindung gewurcht 778, wurden p.p. 476. 1861. 1944. 2498. 7690. 10215. 13256, vor l-Verbindung hulden ‘Holden’ 559. 5519, un-hult adj. 5493. 10672, sulden 1340, ferner uffenliche 12959 neben sonst regelmäßigen o-Formen. u ist fest in sulch, woneben solche nur 4886. Die Hs. liegt im Berührungsfeld von truge 10808 und troken 8416.
=e. Wir beachten vereinzeltes welde ‘wollte’ 4957. 6845. 11738 für den Konjunktiv neben sonst regelmäßig o.

mhd. u und u mit Umlautsmöglichkeit

=u in der Mehrzahl der Fälle. Gelegentliches ü ist keine Umlautsbezeichnung, sondern bezeichnet u wie unser ŭ. Neben künig, lügene 1099 mit Umlautsmöglichkeit steht tümph 5490, gevrümen 3170, püniren 5220. Wir beachten juste 7358, yustieren 5219, iustierte 9053. Mit Kurzvokal ist auch ‘auf’ anzusetzen. Für die Präp. mit Dativ begegnet uff, off, seltener uf oder uffe, mit dem Akk. nur uff. Beim Adv. der Ruhe herrschen uffe, offe vor, beim Adv. der Bewegung uff. auf(f), das auf diphthongierten Langvokal weist, nur im Anfang der Handschrift als Präp. 153. 172, Verbpartikel 226.
=ue nur in zuechtliche 7039.
=o. Vor Nasal steht son, sone, z. B. 137. 6181, neben überwiegenden sun, sune. vrom(m)e und vrum(m)e und ihre vielfältigen Ableitungen halten sich etwa die Waage. u und o stehen nebeneinander in ‘König’ und ‘Königin’, ebenso in ‘Tür’, so daß tor für ‘Tür’ oder ‘Tor’ begegnet, woneben thoeer f. 10788. Kurz hintereinander wird duringen 13460 und doeringen 13467 geschrieben, neben muge(n), muget steht moge 1478, mogit 2109. Wir beachten ober leben 5360 beim zweiten Schreiber neben sonst uber. Vor Nasal- und Liquidaverbindung tritt o weit hinter u zurück. o-Fälle z. B. sonne 8288, wonne 2733, konde 1304, gonde 3982, begonden 12330, vorborge 12149, vorste 10608, orlobe 577, ich vorhte 1583, gorte ‘gürtete’ (: borte) 1715, kortzen 5430. kolte(n) 7991. 9300 steht neben kulte(n), häufiger holde(n) ‘Huld’ und scholt neben hulde(n), schult, schulde. Angleichung kann vorliegen in goldin 9224 und irvollet 7538 neben sonst regelmäßig u. Ausgleich, auch Rücksicht auf den Reim mag die Prät.
[pagina XVI]
[p. XVI]
vlogen 11830, zogen 11940, vochten 8912. 9732 heraufgeführt haben. Durchstehendes antworten zeugt schon von der jüngeren Anlehnung an wort. Wir beachten antwerte (: horte) 5466 beim zweiten Schreiber. In offener Silbe verschwindet mogen 5501 hinter sonst u. Auch ober steht hinter uber weit zurück.
=oee nur in thoeer f. ‘Tür’ 10788 neben sonst u oder o, s. oben.

mhd. â

=a in der Mehrzahl der Fälle. Es bleibt in mane ‘Mond’ 9205, manot 13206, auch in ane ‘ohne’. Durchstehend gilt quamen. â + w erscheint als aw in clawen 3235, appelgrawe: pfawe 5260, ohne daß sich über den Lautwert etwas aussagen ließe, als au nur beim zweiten Schreiber brauen brawn ‘Brauen braun’ 5159, als a in oug(en)bran: gran, clan 2723. 3063 wie natürlich in gra.
=o (vereinzelt á). Oft in noch ‘nach’ neben nach, selten in vernomen prät. pl. Weiterhin vereinzelt in joh ‘jäh’ 13516, toten ‘taten’ 5236, hoth ‘hat’ 5371, hotte 5418 neben sonst regelmäßig hatte und het(t)e. da und do gehen durcheinander, doch tritt da häufiger für do ein als umgekehrt do für da. Sollte stael: mál 5737 auch o andeuten?
=u. Für ‘wo’, auch ‘wohin’, das sich damit vermischt, begegnet neben gewöhnlichstem (s)wa(r) selten (s)wo(r) 9789. 11105. 11741, häufiger wu(r), z. B. 1497. 6112. 11417.

mhd. ae

=e in der Regel.
=a, wo Umlautsmöglichkeit nicht bezeichnet wird, s. Umlaut.
=i in lige ‘läge’ 8755.

mhd. ê

=e in der Regel. Für ‘Herr’ ist herre vorherrschende Form neben here, z. B. 54. 62. 7739. 13439, gelegentlich auch her vor Namen, z. B. 5420. 7828. Im übrigen gilt ungekürzt herlich(e), herschaft.
=i. Neben durchstehendem we adv. wechselt bei der Interjektion o we mit überwiegendem o wi, o wy, y mit zwei übergesetzten Punkten, o wie.
=a. Neben vorwiegend kerte(n) prät. steht gelegentlich mit analogem Rückumlaut karte(n) 3134. 4726. 4763. Es heißt aber immer lerte, geleret. S. Verb.

mhd. î

=i in der überwiegenden Zahl der Fälle.
=y, zu Anfang der Hs. selten, gegen Ende häufiger, z. B. wyle 9329, scryben 10620, zwyvel 11255. Es herrscht vor im Anlaut, so in ys ‘Eis’ und ysen ‘Eisen’ mit seinen Ableitungen. y mit zwei übergesetzten Punkten nur in Barbaryne 5121.
[pagina XVII]
[p. XVII]
=ie. Vereinzelt begegnet ie zur Bezeichnung der Länge, häufiger nur beim zweiten Schreiber, z. B. bie sieme liebe (: weibe) 5364.
=ei, ey. Schreibung ei (ey) tritt gegenüber i zurück, schwankt in der Häufigkeit in den einzelnen Partien der Dichtung wie vor allem von Wort zu Wort. Kräftiger vertreten ist sie am Anfang und beim zweiten Schreiber, aber auch nach Worten verschieden. Das gleiche gilt für min, din, sin und i im Hiat oder Wortauslaut. Überwiegen der Digraphen nur in drey, drei, dreissig. Gelegentliche ei (ey) für i im Nebenton beschränken sich auf den Reim und die zweite Hälfte der Dichtung, z. B. -leiche (-leyche) (: -reiche, -reyche) 6259. 7822. 9140, guldein (: -sein) 8322, yserein (: sein) 8798, megetein (: -sein) 11268, vingerlein (: sein) 12574, ertreiche (: gleyche) 9333, kuningreiche (: nemeliche) 12005.
=e. gesil ‘Geisel’ 4417 neben gisil 4412. 12189, gysel 9728 gehört in die Unsicherheit zwischen i/ei und ei/e.

mhd. ô und ô mit Umlautsmöglichkeit

=o in der Regel, vereinzelt oe, ó in schoene 405, getrósten 8146, bethóret 11052, wohl nur zufällig auf o mit Umlautsmöglichkeit beschränkt. do und da gehen durcheinander, s. â.
=ů, ǒ. Neben gewöhnlich do wird unter Reimzwang gern dů (: zů) 3156. 3167, auch dǒ (: zů) 6878. 5018 geschrieben.
=u. Wir beachten luste ‘löste’ 231 neben sonst loste(n). Nur u zeigt das Fem. von ‘zwei’ zcwu 5688. 5906.
=ou. Im Prät. der st. Verben der u-Reihe zeigt sich wegen beginnenden Ausgleichs vor ch und t Unsicherheit zwischen o und ou. o überwiegt die wenigen vlouch ‘floh’ 4637. 7646. 12082, vlouc 1073, zouch ‘zog’ 7032. 2832, gebout ‘gebot’ 11859. S. Verb.

mhd. û und û mit Umlautsmöglichkeit

=u (v) in der Mehrzahl der Fälle, selten ü, rümen inf. 4465, rümete(n) 1967. 7422. 9136, nü 2144. 2197, auch Jüno 420, Jüno 494, wo u nur von folgendem m, n unterschieden werden soll.
=au (aw, selten aü). Schreibung au (aw) tritt vor u noch stärker als ei vor i zurück, s.î. Wir verzeichnen brawn lauther 5705 und brawn 5159 beim zweiten Schreiber gegenüber sonst brun und luter, maüre: gebaüre 9249. 50 gegenüber sonst regelmäßig u. Auch haüsz (: Ascanius) 6361 bleibt Ausnahme, uz überwiegt auz. Zu auf(f) s. u. Neben bawen ‘bauen’ 5461, bawete 289, bauwen 4058, gebauwet 356 stehen häufiger -uw- Schreibungen. aü auch in aüzer maze 7777.
=o nur in brotloft 13207 neben sonst -u-.

mhd. iu

=u (v) in der Mehrzahl der Fälle, immer bei vrunt und seinen Ableitungen, ü nur in genüzet 1866. 3490.
[pagina XVIII]
[p. XVIII]
=iu (iv) nur in drivhundert 4742. 4752 neben geläufiger angeglichenem dreyhundert, -tusent, einmal drihundert, und in iu ‘euch’ 894 neben sonst u.
=eu (ev). Nur vereinzelt heute: leute 6197, hevte 10097 neben sonst durchstehend u, ferner sevche f. 11034, einigemale euch neben meist uch. du vorlevsest 10575 steht vereinzelt neben sonst u (ü) in der 3. Sing. der u-Reihe.
=o in storten ‘steuerten’ 241.
=uw (üw) in tuwer ‘teuer’ und nüwen ‘neun’ 13464.
=euw in teuwer 12996 neben sonst tuwer ‘teuer’.

mhd. iuw

=uw in der überwiegenden Zahl der Fälle, z. B. truwe, ruwe.
=u, nur in Nuenburg 13477.
=euw, ew, hinter uw zurücktretend, z. B. treuwe 8058, reuwe 8186 gegenüber sonst nur ruwe, neuwe 238, euwerme 7484, ich getreuwe 8636, trewe 4253, grewelich 2727, getreweliche 8128, vor allem innerhalb eines Abschnittes, in dem auch die andern Digraphen häufiger sind.
=aw, nur in trawe 5350 im Abschnitt des zweiten Schreibers.
=ow, nur in rowen s. (: iuncfrowen) 9314.

mhd. ei

=ei, ey als häufigste Schreibung, selten ey, y mit zwei übergesetzten Punkten, so leyt 5140, meynte 11033.
=e in wenigen Fällen, lesten ‘leisteten’ 5588, scheden 1992, schetel ‘Scheitel’ 5157, herbette = mhd. erbeitete 11228, en 1704, bie enander 5655, nichenes 12638, gerete ‘Reitzeng’ 1752 könnte an gerate angelehnt sein. Wir beachten die Unsicherheit ledigen geisten ‘leidigen gesten’ 5409. Überwiegend e zeigt nur zwen dt., dazu im Gen. einmal angeglichenes zwener, s. Zahlwörter. Nur e hat zwen(c)zic(k).
=i in den seltenen Fällen bide 2575. 4777. 6799 neben sonst beide, clinote 12222. 13008. Für beschinet p.p. (: meinet) 4869, dazu die Besserung beschinet p.p. (: meinet) 2099, neben sonst ei, ey muß man wohl Berührungen zwischen beschinen und bescheinen erwägen. An ei ist wohl auch stigel ‘steil’ 4039. 5555 anzuschließen.

mhd. ei aus age, ege

=ei (ey). Durchstehend gilt eislich, neben meide pl. 5214. 9127. 9319 steht meyde 9020. Hinter leite(n) ‘legte(n)’ 1439. 1850. 2505. 3772. 9718. 12700, leyten 3765. 11892, geleit ‘gelegt’ 8270. 8390 treten legete(n), geleget ganz zurück. Neben treit ‘trägt’: seit ‘sagt’ 1597 bleibt aber saget das Geläufige. Wir beachten mit reine 189 neben sonst regen. Zu teidinc s.u.
=ai nur bei age, so iait ‘Jagd’ 1735. 1748, im ersten Falle im Reim auf mait, ferner maidt 5146. 8918 neben gewöhnlich maget, gesait ‘gesagt’ 969 neben.
[pagina XIX]
[p. XIX]
sonst regelmäßig gesaget. Vereinzeltes maiget 10062 ist Kompromiß aus mait und maget.
=e. Es gilt in Menz ‘Mainz’ 13226 und beheliche 5292. Neben tedinge s. 5033. 8725, tedingen v. 5444 stehen häufiger teidinc s. 7856. 10329. 11606. 12648. 12730. 13100, teydinge s. 8898.

mhd. ei aus ede

=ei in ge reite ‘geredete’ 12303 neben sonst nur ge-redete.

mhd. ou und ou mit Umlautsmöglichkeit

=ou in der Regel, ov vor allem gegen Ende der Hs., ow besonders beim zweiten Schreiber, selten ǒ, so bǒme(n) 4623. 4625. 4629, zǒme 1760, einmal oü, scaltboüm 3018.
=aw einmal beim zweiten Schreiber, hawbt 5252.
=o fast immer in hob(i)t neben houbit 226, beim zweiten Schreiber varhowpt 5158, hawbt 5252. Seltener in globin, geloben neben glouben, och neben ouch, roch neben rouch, ferner vereinzelt betobit p.p. 12470, boge 785, z(c)om 5198. 5243, vrode 2058. 6282, vroden 1295.
=ö vereinzelt in öch 2852.

mhd. ouw

=ow in der Regel, z. B. schowen 720, mowe ‘Ärmel’ 12240, vrowe 46, drowete 7057, vrowete Prät. 640.
=aw öfter beim zweiten Schreiber, z. B. hawen 5216, schawen 5294. 5558, frawe 5225, frawete prät. 5846, aber auch einmal vorn vrawe 413.
=aüw, oüw Diakritische Zeichen nur in iuncfraüwen: beschoüwen 5149.
=iew in riewen ‘reuten’ 7239 ist wohl Analogieform zu den redupl. Verben, Typ loufen - lief.
=o. unvrolich ‘unfraulich’ 2713 ist wohl umgedeutet zu vro ‘froh’.

mhd. ie

=ie (ye) in der Regel.
=i (y) tritt gegenüber ie (ye) stark zurück, z. B. enbiten 8744, betrigen 4473, schizen 10899, licht 5169, dip: lip 2027, behilden 6360, hir 2618, untyre 6458, schyden 13198, hyr 5941, dazu einmal kysen mit zwei übergesetzten Punkten 9670. Regelmäßig i zeigen nur vlihen und zihen, Ausnahme vliehende 12490. ie gilt in nie, ieman, ieweder, iegelich u.ä., i (y oder y mit zwei übergesetzten Punkten) steht daneben in immer 10693, ymer mit zwei übergesetzten Punkten 8705, (n)irgen 387. 783. 1211, nymande 5366. y (i) gilt in ydoch, idoch, z. B. 1634. 1849. 84. 116.
=u. Neben üblich niemer steht beim zweiten Schreiber gekürzt und gerundet nūmer 5235. 5342.
=e nur in demithe (:) 5607 beim zweiten Schreiber.
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[p. XX]

mhd. uo und uo mit Umlautsmöglichkeit

=u (v) in der Regel, selten ü, z. B. (g)nüg 667. 5488, rüm 5237, büchen 358 ohne Umlautsmöglichkeit, grüne 8304, vüzen 3065 mit Umlautsmöglichkeit.
=ů, ǒ. Neben gewöhnlich do, s. ǒ, wird unter Reimzwang gern dů (: zů) 3156. 3167, auch dǒ (: zů) 6878. 5018, do : zů 3757. 7092. 7188. 13114 neben do : z(c)u 3772. 5688 geschrieben.
=i nur in demithe (: berithe) 5607 beim zweiten Schreiber.

Umlaut

Die Hs. kennt eine eigene Bezeichnung nur für den Umlaut von kurzem und langem a = e. Selten sind diakritische Zeichen über Vokalen mit Umlautsmöglichkeit, so ae, á, e mit übergesetztem a, ö, oe, ó, ü. Da sie auch sonst gelegentlich stehen, wo Umlautsbezeichnung ausgeschlossen ist, z. B. stael ‘Stahl’: mál 5737, góten 2561, gnüc 667, scaltboüm 3018, aüzer maze 7777, eiseryn 5689, leyt 5140, die beiden letzten mit zwei Punkten über y, sind sie ohne besondere Aussagekraft. ae statt e begegnet z. B. reimanpassend vereinzelt da, wo Veldeke â mit â mit Umlautsmöglichkeit bindet, ü hat jedenfalls keine andere Funktion als u zu kennzeichnen, vgl. unsern u-Haken und maüre: gebaüre 9249.

Umlaut von a = e allgemein. Neben ane 13357 im Reim steht ene 11680. Im Gen. Dat. Sing. wechseln stat/stete. -schaft/-schefte. hende gilt im Dat. Sing., aber im Pl. stützt der Reim hande(n) gegenüber einzelnen hende gen. acc. pl. 4347. 8132. 12439. 12584 im Innern. hart und herte wechseln nach den Erfordernissen des Reims, im Innern steht harte 8889 neben herte 11816. 12501 wie veste 1778. 2683. 2805. 4568 neben häufigerem vast. Neben normaler Umlautlosigkeit beim Adv. steht einmal veste 8080 in Anlehnung an das Adj. Bei Steigerung wechselt z. B. sanfter 9907 mit senfter 8740, langer 1667 mit häufigen lenger. Sekundärumlaut ist weithin bezeichnet, doch stehen 3 wal(i)sch gegen 1 welssch, 1 arzte gegen 2 er(t)z(e)te, 4 kamerere gegen 1 kemerere, 2 angestlich gegen 2 engestlich (e), 2 harmin (1 hármin) gegen 2 hermin, 1 magetum gegen 1 megetum. Umlautlos bleibt stahelin. Neben 5 erbeit bleibt arbeit die Normalform.

Umlaut von â = e allgemein. Doch bleibt a gern in Veldekes Reimen auf a ohne Umlautsmöglichkeit, daher auch swar gegenüber swer(e) in neutralem Reim und im Versinnern. Umlautlos bleibt smaliche 8971, häufige naher, nahest, salic und seine Wortfamilie bis auf ein unselic 4182, neben gewöhnlich jam(m)erlich(e) steht jem(m)erliche(n) nur am Anfang der Hs., offinbare 1910. 1918. 8508 ist Form des Versinnern gegenüber offinbere (-baere) in den zahlreichen Reimfällen. grave wechselt mit greve, die Formen stehen jeweils gruppenweise beieinander. Beachte auch genait ‘genäht’ 5287 neben gewöhnlich genat.

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[p. XXI]

Diphthongierung

Die Digraphen ei (ey), au (aw), eu (ew) für mhd. î, û, iu, s. dort, treten stark hinter i (y), u (v) zurück. ei (ey) begegnet noch am häufigsten.

Rundung

Nur vereinzelt finden sich burnendez 2892, bornende 3361 neben gewöhnlich brinnende, on ‘ihn’ 5360. 5604 beim zweiten Schreiber neben sonst in, nummer 5235. 5342 beim zweiten Schreiber neben sonst niemer. Wir beachten auch wuste 878, woste 10380 neben gewöhnlich wiste.

Entrundung

Sie zeigt sich allein in dem aus einem andern Wort entstellten demithe ‘Demut’ (?) (: berithe) 5607 des zweiten Schreibers.

Bezeichnung der Vokalquantität

Im allgemeinen bleiben lange oder gedehnte Vokale unbezeichnet. Als einzige Bezeichnungen begegnen gelegentlich h und e.

h:nach dem Vokal z. B. gehl 2735, gehnte 3245, geht 3. sg. 8645 und die vielen sehn, geschehn, auch lehn, vlehn, zehn;
vor dem Vokal z. B. ghel 5156, khel 2736, ghet 5500, ihen 1590, ghit 4969, zhende 11184.
e:z. B. sieben 375. 8077, blieben 4628, viel 8755, ier 13183, diesen 2607, liegen 12352, bie sieme liebe 5364, sienen ‘seinen’ 5504, rieten inf. 1681, owie 2355. 2374, gescheen 2280. 12591. 13056, snee: see 5245, thoeer ‘Tür’ 10788, truerlichen 2354, truerte 2201.

In G seltene Doppelschreibung von Konsonanten sagt im allgemeinen nichts über die Quantität des vorhergehenden Vokals aus, vgl. z. B. laszenn 5457, bedarff 1405, kuningg 6237, luterr 12371. Sie könnte allerdings auf Kürze weisen in den gelegentlichen -dd- und -tt- vor -er, -el, häufig widder, z. B. 1849. 3128. 5367, vereinzelt nidder 6941, eintwidder ‘entweder’ 10517, adder 3993. 5477, mutter 5597. 5887, nattern 3227. 3249, fast durchstehend ritter(e), ritterlich(e), ritterschaft neben ritere 5064, brittel 7349. Hierher wohl auch z. B. die seltenen himmele 3511, sammen(e) 5654. 11942. 12887 neben gewöhnlich -m- wie immer 10693, nūmer 5235. 5342 beim zweiten Schreiber neben sonst (n)iemer, ebenso vereinzelt beim zweiten Schreiber mannich 5372, kommen: vornommen 5381.

Vokale der druckschwachen Silben

mhd. ver- = vor- in der Mehrzahl der Fälle, woneben ver-, einmal vredroz 11230, v- nur in vlizent ‘verlieren’ 5824.
mhd. ze(r)- = zu-, selten zcu-.

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[p. XXII]

mhd. er- = ir- in der Mehrzahl der Fälle, woneben er-. der- nur in der tretet 12105, her- in her wiste ‘erwischte’ 12499.
mhd. ent- = ent-, en-, vereinzelt in-, z. B. in grub 8401.
mhd. be- = be-, b- durchstehend in bliben.
mhd. ge- = ge- in der Mehrzahl der Fälle, auch z. B. geerben 8151, geazen 3778, aber gaszen 6210. Vereinzelte Nebenformen mit g- haben gliche, glouben, glucke, gmach, gnesen, gnoz, gnuc, gslacht 5063. Wir beachten auch vereinzelt ggeben p.p. 5917. 6607. 6973. 8038. 8202. 9283. 12106. 12396, immer gegunnen. Immer heißt es gnade, gnaden, gnadic, gunnen, gan.
Geschwunden ist ge- in z. B. lobte ‘glaubte’ 12254, nüg ‘genug’ 5488, wis ‘gewiß’ 919, wunt ‘verwundet’ 10159.

eist wie im Mhd. im Nebenton das Gewöhnliche, aber neben ent weder 7507 steht noch eintwidder 10517, neben gewöhnlich gewapen(e)t noch gewapenote 7431. viant, viande(n), z. B. 5492. 7399. 7436, überwiegt sogar vient, aber es heißt immer vientschafft. Durchstehend gilt bederbe 4551. 11516, wir beachten behurt 13160, trechten 3466, eiden ‘Eidam’ 4192, adeler 12619, umgekehrt adam ‘Atem’ 3244, einmal biste (:) ‘bist du’ 2256. basem 8357 steht neben üblich balsam. Bei den Stoffadjektiven steht -en neben -in, -ein.
isteht im Nebenton neben e, tritt aber gegenüber diesem zurück, z. B. abir neben aber, michil neben michel, heizit neben heizet, machit neben mach(e)t, mannis neben mannes, nirgin neben nirgen, lebindic neben lebendic, etislichen neben eteslichen, überwiegend offinbare. Die Negationspartikel heißt ne oder en, aber auch in (yn). Wir beachten ein dir vor 5734 beim zweiten Schreiber.

Gleitvokale werden kaum einmal geschrieben, so eyen ‘ein’ 7432, darem gultil ‘Darmgürtel’ 5280, smaragede 5789, bis auf den ersten beim zweiten Schreiber.

Abfall und Ausfall

Im Auslaut ist -e weithin erhalten, auch nach r und l nach kurzem Tonvokal. Abfall herrscht nur bei Wörtchen wie z. B. vil, wol, wider, überwiegt z. B. bei mer ‘Meer’, her ‘Heer’, ol ‘Öl’, an adv., sonst sind Formen wie ire, bare, ware, andere, rittere, vatere, iewedere, edele, ubele, spiegele, sperwechsele ganz geläufig. Sonstiger Abfall tritt stark zurück, z. B. den sig 11746. 12191, tet: bet ‘Bitte’ 10239. 12883, an ‘ohne’ 4195. 7361, recht adv. 11347, wer ‘wäre’ 3034, ich... ruch 11400, ungewon 11358, buchstab 10624, mit gemach 8522, geläufiger ist er in Verbformen vor angelehntem Pronomen, z. B. bitt ich 5920, clagetiz 4943, mochtich 2299, kund ich 9796, auch z. B. vereinzelt satzlautend wold tun 11868, woneben aber gewöhnlich kunde ich 2298, quele ich 10244, minnete ich 2365. Auch in ime, deme, mite adv. überwiegen die -e-Formen, sie sind sogar nicht ungewöhnlich in Fällen wie z. B. grozeme 4539. 7685, un-rechteme 4209. 7411, kuninglicheme 8251. Ver-

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[p. XXIII]

einzelt begegnet her ‘Herr’, vrow ‘Frau’ vor Namen, so 7828. 12550. Beim Adverb tritt -lich hinter -liche(n) zurück.

Im Wortinnern ist ständiges Schwanken zwischen Erhalt und Ausfall eines nebentonigen -e- besonders auffällig. Es stehen z. B. nebeneinander varen und varn, anderen und anderen, edelen und edeln, werest und werst, machet und macht, gelobete und lobten, komet und kompt, morgenes und morgens. Wir beachten im zweiten Teil der Dichtung sogar gelegentliche habn, wesn, lebn, genesn, vergebn neben gewöhnlich haben, wesen, leben, genesen, vergeben. Es heißt immer sulch, aber williche 5338 beim zweiten Schreiber. e ist zwischen gleichartigen Konsonanten ausgefallen häufiger z. B. in bereite, vereinzelt auch z. B. in mocht ‘mochtet’ 2132, lesten ‘leisteten’ 5588, mesten ‘mästeten’ 6462, achten ‘achteten’ 13215, gelante ‘landete’ 7737, antwortte 8633, gehut p.p. 12869, wapen ‘waffnen’ 6855, Eneas gen. 10313, Turnus gen. 10336. Aber Formen wie leidete 7856, geredete 10008, gegurtet 12263 bleiben das Gewöhnliche.

Konsonanten

mhd. k

=anlautend vor Vokal in der Regel k, woneben caffende 12862. k wechselt mit c. vor l und r, vor n gilt k. Auch in Fremdwörtern überwiegt k vor Vokal, woneben z. B. calcidonie 9483, camph 9735, castel 7640, corallen 8284, culten 12937. Neben meist krone(n) steht cronen 6167, cristallen 8283. Wir beachten Haltechleir 5731.
=inlautend nach Konsonant in der Regel lk, nck, rck, seltener rk. Daneben steht vereinzelt nch in bestunchen 4650.
=auslautend nach Konsonant in der Regel lc, nc, rc. Daneben stehen vereinzelt ng in dang 5509 beim zweiten Schreiber, rck in starck 1820. 8295. 8996, werck 5206, rgk in wergk 5207 beim zweiten Schreiber.

mhd. kw

=qu (seltener qw), also quam oder qwam, quelen oder qwelen.

Die Geminate wird durchstehend mit ck bezeichnet. Für ‘trocken’ erscheint 8416 troken, 10808 truge, die Hs. gehört also in das Berührungsfeld zwischen drüüge und trocken. Wir beachten einfaches k in bukele 5784 wie mndl.-rhein. neben buckele 8806 wie im Mhd. Vereinzeltes rechen ‘recken’ (: stechen) 1063 steht unter Einfluß des Reims, so auch roch ‘Rock’ (: Marroch) 7334.

Ob in wicte ‘weite’ 6391 und sucte 7647 für sutte ‘Lache, Pfütze’ die Spur einer Gutturalisierung zu fassen ist, bleibt fraglich. Bei der graphischen Nähe von c und e, t könnten auch wiete mit Bezeichnung der Länge und sutte gemeint sein.

mhd. g anlautend

=g. Wir beachten gnugen ‘nagten’ 2961.
[pagina XXIV]
[p. XXIV]
=i (y). Neben ga(c)h steht vereinzelt ia 10435, ioh 13516, yach 6014.
=k gelegentlich, vor allem in Kontaktstellung mit t. So steht z. B. kegen 5091. 6346. 6699. 7458 neben sonst gegen und en(t)gegen, en(t)kelde(n) 1565. 2361. 11460, entkulden 10165 neben sonst en(t)gelden, inkinnen 2802 neben entgynnen 5157.
=ck als Assimilationsergebnis in nackebur(en) 2885. 3238.

inlautend

=g in der Mehrzahl der Fälle.
=gh vereinzelt beim zweiten Schreiber, so laghen 5579, leghe 5168.
=ch nur in buche ‘Bug’ 11885 und manchen ‘Wurfmaschine’ 6874 neben üblich mangen. Nebeneinander von g und ch mit ch vor allem beim zweiten Schreiber zeigen Formen von ‘manch’, z. B. mangen und manchen.
=cg nur in licget 5956.
=k durchstehend in lovken 10142. 10574, loukende 10568.
=ck in nackebur(en) 2885. 3228.

auslautend

=c in der Mehrzahl der Fälle.
=k nur in hin wek 118.
=g häufig neben c. So steht z. B. tag neben tac, slug neben sluc, ieglich neben ieclich, -ig neben -ic, ding neben dinc, lang neben lanc. Nach r überwiegt g, vor allem in burg und berg.
=gg vereinzelt in kuningg 6237.
=gk fast nur beim zweiten Schreiber, z. B. gingk 5197, trugk :genugk 5227, lagk 5243, magk 5451, sprangkte 7342.
=ck vereinzelt in spranck 6766. 10841, spranckte 8944.
=ch fast nur unter Reimzwang, z. B. lach (: sach) 2458, slach (: gesach) 3031, wech (: pech) 5266, gebouch (: ouch) 8653, im Versinnern vereinzelt wich 8023. 8943, touch 1586. 2111, auch vnsalich 10632, ungeluckych 7671 neben gewöhnlich -ic, -ig. Geläufig ist mann(i)ch.
=th in lanth ‘lang’ (: dang) 5510 ist wohl nur verschrieben.

mhd. -eclich-

=-iclich-, -eclich- in der Mehrzahl der Fälle, woneben -ecklich- z. B. in innecklichen 10796, mynnecklichen 9276.
=-enclich-, -encklich- vereinzelt in innenclichen 2829, minnencliche(n) 2747. 3877. 6117. 6517. 11560, minnenckliche 1873.
=-entlich- als gelegentliche Besonderheit des zweiten Schreibers in mynnentlich 5165, vollentlich 5179.
=-elich- steht vereinzelt neben den andern Bildungen.
[pagina XXV]
[p. XXV]

mhd. -ec-heit

=-icheit 4611. 5062. 10441.
=-ickeyt 8229.
=-ikeit 9889. 9969.
=-cheit in vravelcheit 4332.

Kontraktionen über g

ige zu î. Neben liget steht vereinzelt lit 3524. 3536.
ėge zu ei (ey). leite(n), leyte(n) ‘legten’, z. B. 1850. 2505. 11892, gilt neben vereinzelten legete(n) 7990. 9135, auch im Part. Prät. stehen geleit und geleget nebeneinander. Ausnahme bleiben treit ‘trägt’ : seit ‘sagt’ 1597, durch den Reim begünstigt. meide 5214. 9127. 9319, meyde 9020 überwiegt ein megede 719. gegen wahrt durchstehend die volle Form. Immer aber heißt es eislich und teidinc, teydinge, bzw. tedinge, tedingen.
age, ėge zu ê. Neben gewöhnlich teidinc steht tedinge s. 5033. 8725, tedingen v. 5444. Hierher auch einmaliges beheliche ‘behageliche’ 5292 und Menz ‘Mainz’ 13226.
ëge zu ei. Wir beachten mit reine 189 neben regen 1821.
age zu ai vereinzelt in iait ‘Jagd’ 1748 und iait :mait ‘maget’ 1735, maidt 5146. 8918 neben gewöhnlich maget. Auch sait ‘sagte’ 1096 und gesait ‘gesagt’ 969, also nur im Anfang der Hs., begegnen gewöhnlich als sagete, gesaget.

mhd. j, anlautend

=i in der Mehrzahl der Fälle.
=j, hinter i zurücktretend. Wir beachten juste ‘Tjost’ 7358.
=y vereinzelt in yoch 11453, yungeling 5191.
=g. Es gilt in gene ‘jener’. ghit 3. sg. 4969, giht 8508. 10287 steht neben ieht 2. pl. 2112, geihet 5489 und durchstehend i- im Infinitiv.

inlautend

=i in verie 3050, aber im Reim vere (: here) 3005 wie wine 2932. 3648. genait 5287 zeigt wohl nur Länge an neben gewöhnlich genat. Geschwunden ist der Gleitlaut auch in gluende 3023, glute(n) 3210. 3218. 3359 und mute prät. 2958.
=w (v) in muwet 4430. 13076.

mhd. h, anlautend

=h. Es gilt her ‘er’. Auf Unsicherheit in der Setzung des h deutet erliche ‘herrlich’ 7783 neben sonst herliche, obgleich auch zwei verschiedene Wortbildungen vorliegen können, umgekehrt helf(f)enbeyne(n) 5273. 8802, helffin beynin 9295
[pagina XXVI]
[p. XXVI]
neben elfenbeyne 7985, elphenbeynen 8286. Wir beachten auch entstelltes ufen ‘Haube’ 7553, her- für er- in her wiste ‘erwischte’ 12499.

inlautend intervokalisch

überwiegen kontrahierte Formen. Neben van, enphan, entphat steht nur vereinzelt vahet 3. sg. : gahet ‘eilt’ 3501. vahet 2. pl. 5919, vorvehet 3. sg. 2177, enpheht: sleht ‘schlägt’ 3044. Geläufiger ist zihen ‘zeihen’ und ‘ziehen’ wie vlihen, auch gevehede 12194. Neben hohen steht hoen besonders gegen Ende der Hs. Gewöhnlich ist slan neben wenigen slahen z. B. 5223. 7038. 11798. Normal-formen sind geschen, gescheen, woneben nur vereinzelte gescheh(e)n, während sehn, seltener sehen, das übliche bleiben. Der Wechsel zwischen iehn und ihen, giht und ghit, zehn und zhen, analog geht 8645, ghet 5500, zeigt an, daß wir weithin mit Verstummen des h und h als Dehnungszeichen rechnen müssen. h gilt in allen Formen von nahen. Geschwunden ist h in lh, daher beveln, beval(en), bevol(e)n. Umgekehrt ist h eingetreten in stehende : gehende 4629.

inlautend

=g vereinzelt in wyge ‘Weihe’ (Vögel) 6457, entpligen (: vffzihen) 5939 und reimgebunden in hoge (: synagoge) 8278. Unsicherheit zeigt vlighen ‘fliehen’ 7458. g des grammatischen Wechsels ist vorherrschend in sagen ‘sahen’, vielfach durch den Reim gestützt, aber auch im Versinnern stehen vier gesagen neben vier gesahen.

mhd. ht

=cht in der Mekrzakl der Fälle.
=ht vereinzelt z. B. in vorhte 1583 neben sonst vorchte. ge-siht 3. sg. steht neben ge-sicht.
=ch im Auslaut mit t-Schwund, s. t.

‘nicht’

=nicht in der Mehrzahl der Fälle, woneben vereinzelt nich. Wo der Reim es fordert wird niet (: bereit, geriet), niecht (: liecht), auch nihet (: zihet) 4921 geschrieben. Es gilt niwet z. B. 135. 767, iewit 7492.

mhd. hs

=chs in den meisten Fällen.
=chß vereinzelt in wachßen 9252. 12778, achßeln 11914.
=z(z) nur in hazzin ‘hahsen’ 7369 und anfaz (: was) ‘mit wehenden Haaren’ 2704, durch den Reim begünstigt, gegenüber vachs 5156.
[pagina XXVII]
[p. XXVII]

mhd. h, auslautend

=ch.
=h vereinzelt nach Langvokal, z. B. gah 12683, nah 1464, hoh 12311, woneben häufiger z. B. nach und na.
=Schwund vereinzelt, z. B. na 6910. 7102, homuthes 5385, vor allem reimgebunden, so z. B. die (:) 7800 neben diech 7221, schu (:) 1437.

‘kein’

=nichein, nicheyn in der Regel, woneben vereinzelt nichtein, für ‘irgendein’ i(e)chein. Formen des zweiten Schreibers sind nykein, nykeyn, auch keyn. Wir beachten bei ihm vor allem ein neyn 5756.

mhd. ch, (< k), inlautend

=ch. Immer verschoben ist auch ban(e)chen.
=g nur in geswaslige 10931.

auslautend

=ch.

mhd. t (aus wgerm. d), anlautend

=t in der Regel, immer vor Konsonant, z. B. tac 1496, getichte 13479, trachen 2218, betruben 10355. Hierher auch (aus wgerm. th) beiwingen.
=th gelegentlich vor Vokal, z. B. thut 5436, thore 7181, thure 10113, bethóret 11052.
=d nur in gedraht ‘Holzwerk zum Ausfüllen der Gräben’, wohl unverstanden aus der Vorlage.

inlautend

=t in der Regel, selten tt vor -er, z. B. mutter neben muter, auch nattere.
=th nur beim zweiten Schreiber, z. B. luthe ‘Leute’ 5407, bathen 5470.
=d nur in adam ‘Atem’ 3244, auf grammatischem Wechsel beruhend.

mhd. nt (nd)

=nd in der Regel, z. B. lande 1690.
=nt, fast nur im Prät. der sw. Verben neben häufiger nd, z. B. ranten 7356 neben randen, mante 11371. 12636 neben mande.
=ntd nur in tusentdiste 3395.

mhd. lt

=ld in der Regel, auch im Prät. der sw. Verben, z. B. wolde, solde.
=lt, selten neben ld, z. B. alters eyne 8139, irkulte 2349.
[pagina XXVIII]
[p. XXVIII]

mhd. rt

=rt in der Regel.
=rtt häufiger nur in antwortte prät. neben antworte, gelegentlich in hartte neben geläufiger harte.
=rd im Einzelfall geburde (: wurde) 4184, durch den Reim heraufgeführt.

mhd. t (aus wgerm. d), auslautend nach Vokal

=t in der Regel. Wir beachten t in teppet 11648. 12933.
=th nur beim zweiten Schreiber, z. B. noth 5486, bluth : guth 5170, gewalkiereth : gebalzireth 5201.

mhd. nt

=nt in der Regel.
=nth selten, vor allem beim zweiten Schreiber.

mhd. lt

=lt.

mhd. rt

=rt.

Abfall zeigen nich 663. 3242. 9489. 12064, nich wan 11515, ich ‘iht’ 613, liech 10450, hunder 3395. 3929, ir wel ‘wollt’ 1513, gebuz p.p. 4287, gedach p.p. 6380, wir ‘wird’ 3115, te ‘tat’ 5060, dencken imp. 2. pl. 7151, ir namen (: quamet) 9628. Es heißt aber immer -schaf(f)t und brutluft 1911, brotloft 13207.

Antritt an Silbenende häufiger nach n, z. B. entber(e)n 9353. 13284 neben enberen, entgegen 6860. 7840 neben engegen, auch entweder und entsamen, gelegentlich sogar entwerde (= ne werde) 4492 und entquam (= ne quam) 4657. t ist fest in beidenthalben, allenthalben, gez(c)ogentliche. Es steht selten in niemant, ymant neben gewöhnlich nieman, vereinzelt in offentlich neben üblich offenliche, in iezunt 3138 neben iezv 10068. Ausnahmen bleiben abtgoten 3821 und sust 2225 neben gewöhnlich sus. pallas bleibt unverändert.

mhd. tt (aus wgerm. dd)

=tt in der Regel.
=tth oder t vereinzelt in betthe 1454, bete 11227 neben gewöhnlich bette.

mhd. d (aus wgerm. th), anlautend

=d, auch in duringen 13460, dóringen 13467 und in dutzsche 13432, duzces 13438.
=t immer in vorterben und tusent.
[pagina XXIX]
[p. XXIX]

inlautend

=d in der Regel. Wir beachten vereinzeltes niemande 11067, nymande 5366 neben regelmäßig niemanne.
=dd gelegentlich vor -er, häufig in widder, vereinzelt in nidder 6941. eintwidder ‘entweder’ 10517, adder 3993. 5477.
=th nur in gnathe (: rathe) 5354 beim zweiten Schreiber, durch den Reim heraufgeführt.

auslautend

=t in ertriche.
=d in z. B. lid ‘Glieder’ 12060.

mhd. z (< germ. t), die Affrikata,

=zc, z. B. zcu 5196, zcinnen 6342, zcorne 4944, verzcagen 5972, zcwei 5735, herzce 10398, smilzce 10257.
=cz, z. B. czu 4563, czagel 5264, hercze 10920, gancz 8777.
=z, z. B. zu 1966, zange 11901, erzurnete 11865, zwene 1740, holz 2320, gehilze 12361, herze 9834. Wir beachten sufzte 1458, mit Verschiebung terbenzine 8319.
=c, vereinzelt z. B. cynnen 6903, ceptrum 8238, cindal 7336, woneben sceptrum 3862, scindale 8813.
=tz, fast nur beim zweiten Schreiber, z. B. getzelt 5311, getzogen 5768, gesmiltze 5746, gantz 5782, hertze 10833, ertzte 11207.
=s nur beim zweiten Schreiber in gehilse (: gesmiltze) 5745.

mhd. (t)z (< germ. tt), die Affrikata,

=zz, z. B. besizzen 9191, luzzel 1457, swizze 10131.
=z, z. B. swizete 10056, sazte 9196.
=ctz, z. B. hictze 10748.
=czz, z. B. siczzin 2748.
=tz vor allem beim zweiten Schreiber, z. B. netze 5632, glitzte 5258.
=ttz vereinzelt in unnuttzen 13041.
=tcz vor allem beim zweiten Schreiber, z. B. setczet 5448, be-sitczen 5600. 12857, nutczen 5751.

mhd. Ʒ (< germ. t), die Spirans, nach Langvokal

=z in der Mehrzahl der Fälle, z. B. azen 3779, groze 1885, buz 3446, bloz 3289.
=s häufig, z. B. busen 8547, mase 7109, vlisig 6659, heist 10258.
=zz seltener, z. B. drizzic 12955, gruzze 9035, hiezze 3883.
=ß seltener, z. B. beseße 5517, heyß : weiß 10537.
=ss vereinzelt, z. B. dreyssig 8102.
[pagina XXX]
[p. XXX]

nach Kurz vokal

=zz häufig, z. B. bezzer 1722, beslozzen 7203, hazzen 8473, besezzen 4817.
=ss seltener, z. B. besser 5708, essen 6207, hassen 7707.
=sß vereinzelt in beslosßen 2452, besesßen 6349, wasßer 6398.
=z im Auslaut, z. B. baz 1433, biz 1592, besaz 6334.
=s im Auslaut, z. B. bas 5895, bis 2540, sas 9225.

Unverschoben nur bath ‘besser’ 5301 beim zweiten Schreiber und dat 12964.

Bei ‘lassen’ überwiegen die vollen Formen. Im Inf. steht neben üblich lassen, lazen, -ß-, -s- nur ein lan 9820, im Imp. Sing. neben üblich laz, -ß, -s nur ein la 10574, im Imp. Pl. neben lazet, las(e)t drei lat 1507. 8703. 12960 und ein lath 5447. In der 3. Sing. Präs. gilt lest bis auf ein lat 3039, in der 2. Pl. lazet, -s-, in der 3. Pl. begegnet lant 2031. Prät. und Part. kennen nur volle Formen. Neben immer best(en) beachten wir zu lezste 7178.

mhd. s, anlautend

=s in der Regel, auch vor l, m, n, w, z. B. beslagen 5741, smal 5178, swan 5187.
=cz vereinzelt beim zweiten Schreiber in czwas 5340. 5589.
=ß nur in ßie 10508.

inlautend

=s in der Regel, z. B. in bose 2507, gelesen 3233, nasen 2726.
=ß seltener, z. B. boße 5982, geleßen : weßen 2701, naße 5164, dyßen 8551, häufiger unße(r).
=z seltener, z. B. boze 2468, glaze : graze 11947, spize 3499, helze 6956, alzo 1851.

auslautend

=s in der Regel, z. B. hus 2367, ros 4729, landes 4180.
=ss seltener, z. B. ross 965. 1092.
=ß seltener, z. B. boßheyt 11447, irkoß 2428, roß 10003, haüß 6361.
=z vereinzelt, z. B. huz 4681, erbeloz : verloz 8155, gelaz 4363.

mhd. sch anlautend

=sch, auch vor r, also z. B. schade, bescholden, schriben, nur vereinzelt daneben sc in z. B. scaltboüm 3018, scriben 10622.

inlautend

=sch, aber auch ssch, seltener schß, z. B. leschen 2490, vleische 2497, walische 13431, velschen 10525, zwisschen 12144, welssche 12377, irleschßen : eschßen 7009. Sonderschreibungen zeigt ‘deutsch’ dutzsche 13432, duzces 13438.

auslautend

=sch. Neben menschliche steht mensliche 3096, menshliche 10382.
[pagina XXXI]
[p. XXXI]

mhd. p

=p, z. B. pallas 10014, pech 5265, pulver 2501.
=b vereinzelt in blancken ‘Planken’ 7010, borten ‘Pforte’ 6536, belliz 1702.

Einschub eines Labialverschlusses häufig in en-sampt, z. B. 4061. 6238, kumpt, z. B. 2071, nimpt, z. B. 10585.

 

pp hat teppet 11648. 12933.

mhd. b, anlautend

=b. Wir beachten boben 7799 neben sonst oben.
=p nur in daz parliche vnheyl 12630 neben barmecliche 2395 und vereinzelt assimiliert an en(t)- in enpern 9038, enpietez 9704.
=w nur in was ‘baz’ 9076.

inlautend

=b. Wir beachten durchstehend hobisch, hobischlichen und hobischeit.
=v nur im Fremdwort ravit, immer in Tyver, in biever ‘Fieber’ 11035 neben vieber 9855 und einmal unter Reimzwang kolven ‘Kolben’ (: wolven) 7136 neben bleykolben 6936.
=f. ufen 7553 ist wohl aus huven ‘Haube’ der Vorlage entstellt.

auslautend

=b.
=p gleich häufig wie b.
=ff nur unter Reimzwang in lieff adj. (: brieff) 10756. 11004. 12291, warff (: bedarff) 9907. 12295.
=ph nur unter Reimzwang in lieph adj. (: brieff) 4362.

mhd. mb, inlautend

=mb in trvmben 12849, in tumbe neben nur einem tummer 1593, während umme etwa doppelt so häufig ist wie umbe, dazu klimmen 3511.
=mph in vereinzeltem tumphelich 2411.

auslautend

=mp in tump, tumpheit, woneben tümph nur 5490. lamp (: kamp) 11330 stützt der Reim.

Kontraktionen über b

Neben hab(e)n inf. steht han, neben hab(e) 1. sg. han, in der 2. 3. Sing. gilt hast, hat, in der 1. Pl. han. In der 2. Pl. stehen hab(e)t und ha(n)t nebeneinander wie haben(t) und hant in der 3. Pl.

[pagina XXXII]
[p. XXXII]

mhd. pf, ph, anlautend

=ph in der Mehrzahl der Fälle, z. B. phlegen 1611, phant 4466, phelle 7996, phalenzgrave 13486, phert 1759, valphorten 5940.
=pf selten in pfade 8855, pfawe 5259, pflag 5225. 5230, pflagen 5580, also fast nur beim zweiten Schreiber.
=p nur beim zweiten Schreiber in plach 5206, ge-plegen 5279. 5644.
=b. Neben gewöhnlich phorte(n) steht nur 6536 borten.

nach m und in der Gemination

=ph in der Mehrzahl der Fälle, z. B. kamph 8678, ephele 3499, koph 3864, kuphere 9561, opher 1034, klophte 2454.
=pph vereinzelt in oppherte(n) 3821. 12783. 13125 neben opherten.
=p nur in kamp (: lamp) 11329 unter Reimzwang neben üblich kamph.
=pp nur beim zweiten Schreiber in appelgrawe 5260.

mhd. v, f, anlautend

=v, u in der Regel, immer in ver-, vor- und vor l.
=f seltener, überwiegend vor u, immer beim zweiten Schreiber außer in ver-, vor-.
=ph nach en (t)- in en(t)phan.
=pf nach en(t)- nur beim zweiten Schreiber in entpfan 5300. Dort auch an pfangk 5282.
=w vereinzelt in wechten ‘fechten’ 11764, wachten ‘fachten’ 3840, wirst ‘fährst’ 3700, gewangen 6728.
=b nur in biever 11035 neben vieber 9855.

inlautend (aus p)

=ff oder f in der Mehrzahl der Fälle, wobei f nach Langvokal, ff nach Kurzvokal überwiegt, z. B. slafen 4076, slaffen 5575, schiffe 3087, boteschafft 4182, werffen 11577, scharffen 7064.
=ph vereinzelt nach l, r, m, in elphenbeynen 8286, harphere 3108, gerumphen: gekrumphen 2737. 2738, auch in waphen und slaphen.
=p. Neben wafen, waffen, waphen steht in der Mehrzahl der Fälle wapen(e), wapente(n), gewapnet.

(aus f)

=v (u) intervokalisch, z. B. grave 7086, neve 9012, schivern 7365, hove 6275, vereinzelt nach l in wolven (: kolven) 7135 und zwelüe 8995.
=b vereinzelt in nebe (: lebe) 10858 in Reimzwang, immer in hobisch.
=ff, f intervokalisch nur in hofe 6283, hoffe 5445 neben hove 6275, gewöhnlich postkonsonantisch, z. B. bedorfften 4086, dorf(f)te 1199. 1272, sanfte 12682, senffte 1268.
[pagina XXXIII]
[p. XXXIII]

auslautend

=ff, seltener f.

mhd. ft

=(f)ft in der Regel.
=ht nur in graht (: gedraht) 6858 unter Reimzwang.
=st (Hs. st) in ernsthast ist wohl nur Verschreibung.

mhd. w, anlautend

=w in der Regel.
=v vereinzelt in vinster(e)n 3354. 3555 und gevan 5819.

inlautend intervokalisch

=w meist erhalten, wenigstens in der Schrift, z. B. in tr(e)uwe, r(e)uwe, vrowe, schowen, bauwen, muwe, ferner in z. B. zeswe, zesewen, pfawe, grawe, clawen, snewen. Wir beachten auslautend hiew her 12012. 12322 neben hi(e)wen.
=geschwunden in Nuenburg 13477, aber unvrolich ‘unfraulich’ 2713 ist wohl zu vro ‘froh’ umgedeutet, ferner in oug(en) bran: clan: gran 2723. 3063, brauen 5159, häufig in gra, se(e), sne(e), we.
=g vereinzelt in (ge)rugeten ‘ruhten’ 7263. 7931. Vgl. auch die Zwitterform geruwegeten 12370.
=h nur in un vroher 8226.
=jüngerer Gleitlaut, außer in bauwen auch vereinzelt in muwet 4430. 13076 neben mute 2958, tuwer 5243. 7996. 9483. 13184, teuwer 12996 neben gewöhnlich l(h)ure, nüwen ‘9’ 13464.

nach r, l

=w vereinzelt in varwe: garwe 9836, entstellt manch vrowe ‘Farbe’ 12839 neben üblich varbe, es gilt in gegerwe 8236. 8252, selwet 10134, salwet 9836.
=geschwunden üblicherweise in gar, auch im Adj. var(e) 5264. 9226 und in varloz 873.
=b üblicherweise in varbe 5169. 9882. 10499.

mhd. r

=r in der Regel. Neben herre(n) ‘Herr’ steht nur vereinzelt here(n) 7739. 8551. 13439, hern 5946. 6023. 6468. 8623. 11499. 11528. 11655. 12416. 13492, vor Eigenname gelegentlich her 5420. 5626. 7828. 11040. 11384, freistehend 11736. Neben gewöhnlich verre beachten wir verren 5009 und verrens 9049. Es heißt sternen 2279, dirre ‘dieser’ gen. dat. sg. f. 541. 1396. 6588. 9686. 10748 neben dyszer dat. sg. f. 6194. Neben aller erst(e) steht nur einmal alrest 3635, neben werlt, werlde vereinzelt werlet 9329. 9336. 12780.
[pagina XXXIV]
[p. XXXIV]
=umgestellt vereinzelt in ors 3929. 3935 neben gewöhnlich ros(s), in bornende 3361, burnendez 2892 neben brinnende, aber nur brunnen ‘Quelle’, vereinzelt vredroz ‘ver-’ 11230, entbrast ‘entbehrst’ 10567, barch ‘brach’ 9052, berkvirt ‘Bergfried’ 4096, bruch ‘Burg’ (: durch) 12121, vrowe ‘Farbe’ 12839.
=l in marmele 9416, marmelsteynen 8285, ferner in darem gultil ‘Darmgürtel’ 5280 beim zweiten Schreiber. r bleibt aber in marter und seiner Wortfamilie.
=geschwunden nach Langvokal gewöhnlich in da gegenüber vereinzelt dar z. B. 2024. 5366. 5379 beim zweiten Schreiber, meist hie neben seltenen hir 2618. 3793. 6605. 7480. 8547. 10630. 12591, hyr 5941. 9500, häufig in e neben er, in me neben mer(e), wa neben war, wor, wur, gelegentlich aber auch sonst in schwachtoniger Stellung, so vinste ‘Fenster’ 8290, ritteliche 12309, vingelein 7624. 8239. 12249 neben venster, ritterliche, vingerlein. Zu r-losen Pronomina s. dort. Es heißt immer rechen, rach.

mhd. l

=l, auch in e(l)lende 4427. 7487. Neben gewöhnlich phellel s. steht phelle 7996. 12856. 12938, phellin 7334, beim Adj. phellin 13184 neben phelline 12976. l für r steht in darem gultil ‘Darmgürtel’ 5280 beim zweiten Schreiber.
=umgestellt vereinzelt in werlet 9329. 9336. 12780 neben gewöhnlich werlt, werlde, ferner sluche ‘solche’ 9269 neben üblich sulche.
=geschwunden nur einmal in as ‘als’ 5360 beim zweiten Schreiber. basem 8357 steht neben üblich balsam.

mhd. m

=m, auch in turm bis auf turne (: gerne) 12925, adam ‘Atem’ 3244.
=n immer in funf(f), vunffzic, selten abgeschwächt in Pronomen und Flexionsendungen, z. B. den 7963, guten 1808.
m fehlt in tabure 13163.
Zu mm aus mb s. b.

mhd. n

=n, auch immer unangeglichen in un-, samnete 6882, sammenete 12053, senffte 1268. kuning überwiegt kunig. Es heißt immer sin(d)t adv., außer syt (: hochzit) 6065, und san adv. Wir beachten dinsternisse 3175, erkenere 4096 neben erkere; iezunt 3138 neben iezv 10068, analoges zwener gen. 6555, gelegentliche innenclichen 2829, minnencliche(n) 2747. 3877. 6517. 11560, minnenckliche 1873, beim zweiten Schreiber mynnentlich 5165, vollentlich 5179.
=geschwunden vereintzelt im Inf., z. B. genenne 36, habe 561, laze 10107, gewynne 6249, streiche 6589, geachte 3588, in der 1. Pl. Präs. vor angelehntem Pronomen, z. B. sulle wir 3078. 12915, sehe wir 6574, im übrigen z. B. ware ‘waren’ 13494.
[pagina XXXV]
[p. XXXV]

mhd. nn

=nn.
=n gewöhnlich im flekt. Infinitiv, z. B. gebene 8599, sagene 7384, vechtene 8478, ezzene 6202, woneben nur je einmal varenne 1626 b und varende 1737.

Substantive

Zur e-Apokope und Synkope s. Vokale der druckschwachen Silben.

Im übrigen gelten bei den maskulinen a- und i-Stämmen im Singular die gewöhnlichen Endungen -, es, -e, -, im Plural -e, -e, -en, -e. Wir beachten im Dat. Sing. z. B. die Reimfälle in dem walt (:) 1915 gegenüber sonst walde, mit zorn (:) 12332 gegenüber sonst zorne, in dem bein (:) 11880 gegenüber vz dem beyne (:) 11904, zu vuz (:) 9354 gegenüber zu vuze (:) 4781, im Innern z. B. zu tal 5013 neben zu tale 5998, zu rosz 5005 neben zu rosse 7288. 7301. Fest ist hus (:). Selten begegnen im Nom. Akk. Plural schwache Formen neben den starken, z. B. gedancken 3166 zu gedanc 6561, bovgen (:) 12989 zu bovc 13190, ringen (:) 5720 neben sonst ringe (:). Neben gewöhnlich genoze (:) steht nur einmal genozen (:) 3753, neben gere im Reim 6899. 9917 steht geren 6647 im Innern. Es begegnet nur gyre 3527. 6457 (:) und geb(a)ure 4830. 9250 (:). Wir beachten schu (:) 1437. Umlaut im Plural zeigen z. B. ephele 3499, geste 4768, slege 7845, wende 8286, zene 2734, aber drate ‘Drähte’ (:) 5639, nagele 3234. Der Umlaut anderer Vokale wird nicht bezeichnet.

Der Nom. Akk. Plural der Neutra ist gewöhnlich endungslos, z. B. iar 5621, dach 6343, lant 3689, woneben vereinzelt schiffe 7285, horne (:) 4600, untyre (:) 6458. -er-Plural hat noch kaum um sich gegriffen. Wir beachten nur wiber 10649 neben üblich wip, wiben, buchern 5015. 5101 neben buchen 3233.

Maskuline und neutrale ja-Stämme zeigen -e im Nom. Akk. Singular und Plural, z. B. sige 8479. 8616, vride 7958, vorretere 12034, clinote 12222, gewapene 5825. Wir beachten verie ‘Ferge’ 3050 neben vere (:) 3005. Neben site nom. acc. sg. steht schwaches siten gen. sg. 10653.

w der w-haltigen Stämme nur noch in von snewen (:) 2954, clawen 3235 neben knien (:) 7564, ougbran: clan 3063 und z. B. knie dt. sg. 7799 (:), cra n. pl. 6456, se acc. sg. 2531 (:).

Im Gen. Dat. Singular der fem. i-Stämme sind die ausgeglichenen Formen weit häufiger als die alten e-Formen. Immerhin begegnen mehrere werlde, zite, hute, -heite, vereinzelt auch z. B. arbeite 11701, note 6062 (:), geburde 4184 (:), grufte 8400 a, zuchte 4153, verte 6304. Unter Einfluß des Reims steht zu vluchten (:) 7451. 11850. Der Plural hat, wo möglich, Umlaut, z. B. scheffte 6895, aber magede 5336, meide 9127. Von ‘Hand’ ist im Dat. Sing. hant das Gewöhnliche, woneben im Gen. Sing. hende 12439. Im Nom. Akk. Plural stehen sich hande im Reim und hende im Innern gegenüber, dazu im Gen. Dat. Pl. hande(n). Wir beachten bruste dt. sg.

[pagina XXXVI]
[p. XXXVI]

3526, Nebeneinander von nachte und nacht, wo aber nachte sein -e eher in Anlehnung an das mask. tage hat, vgl. den durchstehenden Gen. nacht(e)s.

Starke und schwache Fem. auf -e bleiben zwar weithin noch geschieden, zeigen aber auch schon allerlei Berührungen, vor allem im Gen. Dat. Sing., dazu vereinzelt im Nom. Akk. Pl. So stehen im Gen. Dat. Akk. Sing. nebeneinander z. B. konigynne 13129 (:) und kuningynnen 4259 (:), bare 9354 und barn 7983 (:), lage 9155 und lagen 8875 (:), quale 3495 und qualen 10038 (:), erde 8394 (:) und erden 1361 (:), helle 2917 und hellen 3199, minne 1409 (:) und minnen 1381, schande 4760 und schanden 2216 (:), brucke 4100 und brucken 6338, vroude 13283 und vrouden 6214, wobei die -n-Form gelegentlich durch den Reim begünstigt ist. Bei hizzen 2390 (:) neben hictze 10748 und vesten 4655 neben veste 4772 (:)können auch besondere n-Bildungen vorliegen. Im Nom. Akk. Pl. beachten wir z. B. selen 2979 neben sele 3477, gottynnen 8909 (:) neben gottynne 8928, sule 7019, riese ‘Schleier’ 8821 (:), aber adern 2741, stralen 4553 (:), schuzzeln 3713. Alte schwache Fem. zeigen aber umgekehrt niemals -e, -n ist in den Nom. Sing. übertragen nur in keln 1704. Anders bei den schwachen Mask. Hier stehen, vor allem im Akk., vereinzelt auch im Dat., in den meisten Fällen durch den Reim begünstigt, -e neben -en, z. B. die Akk. name 10614 (:) neben namen, boge 6151 (:) neben bogen, grabe 6335 (:) neben graben, schade 11587 (:) neben schaden, wille 1917 (:) neben willen, die Dative ane 13357 (:), grabe 10019 (:). 11574 (:), wille 8783 (:). 9406 (:). 13155 (:), im Nom. Pl. vereinzelt geverte 1818 (:), im Akk. Pl. grabe 6845 neben graben 6391.

Resthaft endungslose Formen der Fem. sind buz werden, wesen, nicheine wiss, ein halp, tusentstunt u. ä. -e-los in Stellung vor Eigenname ist vrow Lavinen gen. 12550 neben üblicher vrowe(n).

Zu viant lautet der Nom. Akk. Pl. viande, zu wigant wigande, aber zu vrunt gewöhnlich vrunt, nur 12777 vrunde. Neben man dt. sg. steht manne, neben vater dt. sg. vatere, neben man pl. manne. bruder n. pl. 11061 wechselt mit brudere 13371, muter 5102 mit mutere 3281. Im Gen. Sing. gilt vater, aber mannis.

Auch sonst beobachten wir Doppelformen und Doppelbildungen. Nebeneinander stehen hochzit f. 6066 (:) mit dem Dat. hochzite 13222 (:) und hochzite f. 6040 (:) mit dem Dat. hochziten 12764 (:), stral m. mit dem Akk. Sing. stral, Akk. Pl. strale, strale f. mit dem Akk. Sing. strale und dem Dat. Sing., Akk. Pl. stralen, der knoff 5745 und der knoffe 9224, wiltbrat 4806 (:) und wiltbrate 4565, stunt und stunde, schult und schulde. Zu marc f. lautet der Gen. Pl. im Reim marc, im Innern mar(c)ke.

Zum Geschlecht beachten wir: angest wechselt zwischen f. und m., arbeit ist immer f., borte vorwiegend m., daneben f. beim zweiten Schreiber, brutluft f., diet gewöhnlich m., seltener f., gedraht wechselt zwischen f. und n., gewalt ist gewöhnlich f. gegenüber m. 12548, halsbant m., list m., lon n., mere, Mär' meist n. gegenüber vereinzelt f. 4757. 9149, ruwe gewöhnlich f. gegenüber m. 9314 (:), sin m. gegenüber f. 4170 (:). 13014 (:), teidinc meist Neutrum gegenüber m. 10329,

[pagina XXXVII]
[p. XXXVII]

ungemach n., vrlůp n., van(e) wechselt zwischen m. und f., vinsternisse und wiltnisse sind f., vorburge und wiz(z)e wechseln zwischen f. und n.

Adjektive und Adverbien

-e-Formen haben wie üblich die Adjektive bose, enge, gefuge, grune, cleine, trege u.ä. Neben herte steht gleich häufig hart, einmal harte 8889, neben geläufigem vast nur einmal veste 9109, zweimal vaste 5281. 8301, swar und swer(e) gelten nebeneinander.

Trägt das attributive Adjektiv die Auszeichnung, dann ist es gewöhnlich stark flektiert. Im Nom. Akk. Sing. steht die unflektierte Form daneben. Neben den Nom. tummer man 1593, mitter tach 10825, andere spize 3499, groze not 1885, liebes kint (voc.) 8203 z. B. stehen rot und gehl samit 7321, groz ungemach 2078, neben den Akk. guten tach 2744, bosen willen 4195, michele ere 5020 z. B. michel ere 1489, groz wunder 1425, rich gewant 12572. Selten sind e-Formen, so schone wetter 1868, susze ungemach 10532, Besonderheit der Nom. mitten tac 7377. Die unflektierte Form ist nach ein u.ä. das Gewöhnliche, z. B. ein alt man 4020, ein ubil tac 1602, ein snel jungelinc 4698, iechein arm wip 1348 b, woneben mit starker Flexion z. B. ein gruner samit 1706, ein stolzer jungelinc 11976, ir schoner leip 10399, ein langes mere 13146, eyn vestez hus 4568, selten e-Formen, z. B. ein bose ende 2507, min unsanfte leben 2302, ein wise wip 2426. Im Gen. Sing. gilt -(e)s, z. B. vroliches mutes 3831, grozes ungeluckes 2213, anders tages 10531, bzw. -er, z. B. guter mynne 5839, im Dat. Sing. Mask. Neutr. -em, auch -eme, z. B. in trurigem herzen 10391, von edelem gesteine 3616, von hereme geslechte 1541, von wizeme elfenbeyne 7985, in bosem gewande 2738, mit ysirme gewande 11620, selten -en, z. B. zu vil guten spil 1808, affter mitten tac 7871, vereinzelt -e mit groze ruwen 11503. Im Nom. Akk. Pl. gilt -e, z. B. thure borten 5284, tieffe graben 6391, im Gen. Pl. -er, z. B. grozer vrouden 12850, im Dat. Pl. -en, z. B. anderen tyeren 4615.

Im Vokativ erscheint noch gelegentlich die schwache Flexion neben der geläufigeren starken, z. B. herzelose Latin 4159, liebe sun min 2615, edele wip 2463, liben vrunt meyn 5325, liebe swester, edele wip 2463, lieber vrunt schoner nebe 10858, schones bilde kuner degen 8054. Vgl. auch du ubel hut 13022 und ich armer mudinc 12729.

Trägt die Auszeichnung ein anderes Wort, so wird die schwache Flexion gebraucht, z. B. der alde Anchises 3703, seynes liben vrundes 9275, dyner bosen gruzze 9035, in dem breiten gevilde 7391, den andern tach 6019, die groszen schulde 1914, die meisten arbeit 1348 a, die muden Troyere. Im Akk. Sing. steht neben -en schon -e, z. B. die schone Lavinen 11286, durch die liebe boteschafft 4142. Vereinzelte sonstige -e-Formen dem gute smide 5603, dem unsalige Troyan 9769. Stark flektiert nur dem edelem wigande 12258 und nach ‘manch’, ‘solch’, ‘zwei’, so mancher grozer not 7675, manche groze wunden 11827, sulcher selzener spil 6229, zwene guldene sporn 1740, zwener kuner jungelinge 6555.

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Nachgestellt attributives Adjektiv steht fast nur reimgebunden, folgt also dem Brauch der Vorlage, z. B. der helt balt 3004, uber daz mer breite 3702, den kunen helt balden 8468, rittere gute 6965, steynen grozen und cleynen 8414, dem helde lustsame 8325.

An Besonderem bei der Abfolge zweier Adjektive vermerken wir eyn groz boses her 5928, die armen tote lute 8779, schone ubel Eneas 11435.

Prädikativ steht gewöhnlich die unflektierte Form des Adjektivs. Wir beachten die seltenen e-Formen ist ... leide 2065 (:), was ... senffte 1347, bin ... gereite 2775 (:), was ... gereyte 8094 (:) neben sonst gereit, waz ... lancsame 4521 (:), was appelgrawe 5260 (:) neben sonst gra, wart ... harte 8889 neben sonst hart (herte), waren vaste 5281. 8301 neben sonst vast (veste), die mynne tut kalt und heyße 9858 (:).

Bei den Adverbien fehlt selten auslautendes -e, z. B. liecht 9366, recht 6572, häufiger in -lich, z. B. meisterlich 2511, wislich 2667, vreislich 3244. Nebeneinander stehen -liche, -leiche, -leyche, diese vor allem bevorzugte Reimformen, -lichen und -lich. veste 8080 ist Sonderfall gegenüber sonst vaste. syt 6065 (:) steht neben üblich sin(d)t, witen neben wite. Nebeneinander stehen uffe, offe, uf(f), of, vereinzelt auff.

Zahlwörter

2: Im Nom. wird unterschieden zwischen zwene m., z. B. 1740. 4575, zcwu f. 5688. 5906 und zwey, zwei, zcwey n., z. B. 5869. 10351. 5647. 5735. Daneben steht im Mask. einmal ausgeglichenes zwey 9679. Im Gen. gilt z(c)weyer, z. B. 5289. 9226, woneben einmal fürs Mask. zwener 6555. Für den Dat. erscheinen zwein, z(c)wen, z. B. 2416. 5617. 7143. - 3: Im Nom. wird unterschieden zwischen drei, drey m. 4192. 5970, dru n. 3206. Im Gen. gilt drier 925, im Dat. dren 5560, drin 7077, dreyn 7303. - 4: Gewöhnlich unflektiert vi(e)r, z. B. Nom. 5099. 8955, Dat. 8297. 9422, nachgestellt oder substantiviert im Nom. viere (:), z. B. 4192. 5970, im Dat. vieren 4616. - 5: vunf 7429. 12815, funff 5043. 5215. - 6: sechs 9278 b. - 7: si(e)ben 5132. 5621, syben 12295. - 9: nüwen 13464. - 10: zehn z. B. 3935. 4591, zhen 8861. 11336, subst. im Dativ zehenen 7036. - 14: vierzeh(e)n 7949. 11749, -zhen 9733. - 17: siebenzehen 8077. - 20: zwenzic, -zig, -czic, z. B. 4549. 5132. 7395. - 30: dreyssig 8102, dryzic 9631, drizzic 12955. - 40: vierzic, z. B. 5017. 8095. - 50: vunf(f)zic 6296. 7183. - 100: hundert, z. B. 6697. 7590, und seine Verbindungen. - 1000: tusent, z. B. 5028. 5064, und seine Verbindungen. Wir beachten mit zwen tusent 8945.

An Ordinalzahlen sind belegt dritten tac 11139, zhende teyl 11184, daz hunder tusentdiste teil 3395.

Pronomen und Pronominaladjektive

Beim ungeschlechtigen Pronomen gelten im Sing. der 1. Person ich, min, mir, mich. Neben üblich wir steht selten r-los wie 928. 3795. 4886. 8152. Dat. und Akk. Pl. lauten uns, unsz, unz. Neben 2. Person Sing. du einmal angelehnt biste 2256 (:).

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Im Plural gelten ir und uwer, im Dativ nebeneinander u (iu), uch (euch), im Akk. uch (euch), seltener u. Beim Dativ des Reflexivpronomens stehen sich und ime nebeneinander.

Beim geschlechtigen Pronomen gelten im Sing. Mask. her, sin, woneben seyner 11332, ime, woneben beim zweiten Schreiber auch yme, ym mit oder ohne zwei Punkte über y, und in, woneben en 11314, beim zweiten Schreiber on 5360. 5604, im Sing. Fem. sie (sy, szie), ir, ir, si(e). Beim Neutr. überwiegt iz wenige ez, beim zweiten Schreiber isz (ysz), is (ys), esz. Im Gen. stehen neben gewöhnlich iz beim zweiten Schreiber ys, esz. Das neutrale Pronomen steht häufig angelehnt, z. B. begundiz 129, mochtez 112, soldenz 767, ichz 915, herz 377. Im Plural gelten sie (si), ir, in, woneben en 5617. 8930, und sie.

Artikel und einfaches Demonstrativpronomen zeigen die folgenden Formen, Nom. Sing. Mask. der, woneben vereinzelt de zobel 1723, Gen. Sing. Mask. Neutr. neben des häufig das (daz), Dat. Sing. Mask. Neutr. dem(e), Akk. Sing. den. Selten ist den für den Dativ, z. B. zu den gezeyte 7963. Wir beachten die Anlehnungen z. B. von me 7661, vonme 11619, vom me 9710, vome 9101, vom 7709. Im Nom. Sing. Fem. gilt die, Gen. der, Dat. der, Akk. die. Wir beachten die Anlehnung zcur 10435. Im Nom. Sing. Neutr. gilt daz, das, woneben gelegentlich dez, des, ebenso im Akk. Ein unverschobenes dat nur 12964. Im Plural erscheinen die (dye), der, den, die. Instrumentalformen stecken hinter geläufigem deste. Wir beachten die glich 1542.

Beim Fragepronomen steht neben wer ein wie 142. Wir beachten was gen. 5803. Die verallgemeinernden Pronomen erscheinen in den Typen so wen so 9946, swen so 376, swaz 2106, was 94.

Bei ‘dieser’ steht im Dat. Sing. Fem. z. B. dyszer 6194 neben dirre 541. 1396. 6588, dirre auch im Gen. 9686. 10748. Neben z. B. diseme dat. sg. n. 556, disem 4498 steht beim zweiten Schreiber dissem 5411. Im Neutr. gilt diz, disz.

Das Possessivpronomen flektiert wie die Adjektive. Im Nom. Sing. aller Geschlechter bleibt es unflektiert, aber neben ein steht eine 611. Im Dat. Sing. beachten wir das Nebeneinander von z. B. sineme 2537, sinem 642, sime 553, wie (eime) eyme neben (einem) eynem steht. ‘unser’ zeigt vorwiegend r-lose Kurzformen, z. B. unsze volc 492, unses munsters 1165, unszen kouff 950, unsze knechte 996, woneben selten z. B. unszer muren 1154. In ‘euer’ dagegen ist r fest, z. B. uwer 2221, uwerme 3979, ewrme 5445. ‘ihr’ ist immer flektiert, häufige ir für ire sind apokopiert. Neben irem steht irme, neben irer selten irre, etwa 2253, vergleichbar einem einre 393 neben gewöhnlich einer.

Neben ich, du, ir, sie selbe u.ä., z. B. 334. 3462. 3610. 4021, steht ich, her, ir, sie selber, z. B. 4799. 6186. 6206. 8561, neben im selben 7765, in selben 4633 steht ime selber 7629, ir selber 1692, mir selber 2303. Es heißt seyns selbes 5953.

Für al gilt im allgemeinen das Gleiche wie für das Adjektiv. Doch steht neben den normalen Typen al din arbeit 2581, aller sin grunt 3617, alliz daz gut 2052, alles des 3183, mit alleme gute 1610, in allem ertreiche 9333, al den tac 7587, alle

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weip n. pl. 10104 für alle Kasus mögliches unveränderliches alle, z. B. alle der lip 3053, alle seyn her 5096, zu alle syme gebote 3881, in alle der nacht 1382, alle den tach 5876, alle syne holden 9199, alle der wafen 2803, alle iren nackeburen 2885.

Neben etislich- steht etlich, einmal iezslicher 3514, dazu eteswer, -was. iteswas 4919 scheint ichtes- nicht etes-Bildung. nieman wird flektiert, also z. B. niemannes 10900, niemanne 10288. Für ‘kein’ steht in der Regel nichein, woneben vereinzelt nichtein, für ‘irgendein’ i(e)chein. Formen des zweiten Schreibers sind nykein, auch keyn, beachtlich vor allem ein neyn 5756.

Verben

Präsensendungen

1.Sing. üblich -e, auch vor angelehntem Pronomen, selten apokopiert. Vereinzeltes -en in sagen ich 10658, ich mich dez schamen 1528 (:), ich ... gern 10206 (:).
2.Sing. üblich -est, selten -st, vereinzelt, nur im Reim, -es, so du entwiches 4208 (:), du ... scheides: du ... scheides: du ... leides 10903. Der Imp. der st. Verben ist gewöhnlich endungslos, vereinzelte gewinne 2286, swige 3080 neben swic 3129 stimmen zu durchgehend -e der sw. Verben.
3.Sing. üblich –(e)t, selten -it, Konj. -(e).
1.Pl. üblich -en, bei angelehntem Pronomen -(e), z. B. muge wir 6640, sehe wir 6574.
2.Pl., auch Imp., üblich -et, selten -it und -t, vereinzelt -ent, so ratent 8523, hant 524, wissent 8677, einmal -en in dencken imp. 7151.
3.Pl. stehen -ent und -en nebeneinander, wobei -en durch den Reim begünstigt wird, vereinzelt sprenge 8671 (:) steht unter Reimzwang, Konj. nur -en.

Präteritalendungen

1.und 3. Sing. der starken Verben endungslos, Konj. -e.
2.Sing. stehen altes -e und jüngeres -es(t) nebeneinander, so hete 9341, tete 12595, bestunde 10295, verlurest 9345, wurdest 10672. 13031, vrometest 12594, truges: sluges 12597, Konj. -es(t).
1.Pl. -en, vor angelehntem Pronomen -e.
2.Pl. -et, Ausnahme ir namen (: quamet) 9628.
3.Pl. -en.

Im Prät. der sw. Verben gilt nach r und t -te(n), selten -t z. B. bemurte 13297, gerte 9105, spilten 3820, bereite 12176, nach b, d, g, m und w fast immer -ete, z. B. begrabete 13297, geredete 3815, clagete 1455, vrumeten 7162, drowete 7057, woneben nur vereinzelt z. B. lobten 9570, clagt 11232, vrumte 2322, drowt 10717, nach n, ch und z herrscht Schwanken zwischen -ete(n) und -te(n), z. B. diente neben dienete, machte neben machete, irbeizte neben erbeizete.

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Nominalformen

Der Infinitiv zeigt vorwiegend -(e)n, woneben selten -e, z. B. genenne 36, gebiete 2765, streiche 6589, brinne 12149. Der flekt. Infinitiv zeigt im Dativ gewöhnlich -ene, z. B. zu lobene 4051, zu redene 8548, zu sagene 7384, zu slane 4716, woneben nur je einmal zu varenne 1626 b, zu varende 1737, zu irkennen 10264.

Das Part. Präs. endet auf -ende, Ausnahme leben 90, das Part. Prät. der st. v. auf -en, selten -in, nach r und l nach Kurzvokal auch -n, der sw. Verben auf -(e)t, selten -it, auch in z. B. bereitet 12934, berichtet 13438, bestatet 6961, aber gewunt 4645. Ohne ge- neben den üblichen komen, worden, vunden, bracht, bliben nur wunt 10159.

Ausgleich im Präsens

In der e-Reihe hat die 1. Sing. Präs. schon immer e, z. B. gebe 4988, engelde 7695, neme 2224, spreche 10293, sterbe 10746, in der 3. Sing. wechseln i und e, z. B. hilffet 11109. 11155, phliget: wiget 10653, gibt 8663. 9883, aber gebt 3448, entgeldet 10675, werret 10516. 10566. Fest ist wirt 11200, auch im Imp. 10249. Bei ‘kommen’ steht in der 1. Sing. kome 2556. 5969 neben kume 7506. 7699, die 2. Sing. lautet immer kumest 2588. 3716, in der 3. Sing. steht neben üblich kum(e)t, kumpt vereinzelt komet 9877, kompt 9872. In der u-Reihe hat die 1. Sing. Präs. entsprechend immer schon i(e), z. B. entbiete 10413. 10763. 11304, entbit ich 10898, verlieze ich 11399, während in der 2. 3. Sing. wie im Imp. u (ev) fest bleibt, z. B. vorlevsest 10575, entbutet 10794. 10802, ge-schuzet 1865. 9918, vorluzet 10779, schuz 10859. 10901, zuch 3184.

Grammatischer Wechsel

h und g wechseln z. B. in vahet 5919, vienc 6724, viengen 6641, enphangen 1621, slahen 5223, sluc 3020, slugen 4100, geslagen 5311, gezihen 2817, zouch 2832, zugen 7366, gezogen 4586, zihen 4000, zeh 11411, gezigen 11225, vlihen 1811, vlouch 4637, vluhen 4765, gevlogen 8933. Neben sehn 3130 steht ge-sagen fast nur im Reim, z. B. 1446. 4050, im Innern 1827, während sonst ge-sahen die herrschende Form ist, z. B. 2995. 6036. 6854, ebenso geseh(e)n p.p., z. B. 1656. 2611.

s und r wechseln z. B. in kiesen 4424, kos 2677, gekorn 13399, verliesen 4410, vorloz 4434, vorlorn 1549, wesen 1886, was 12, waren 126.

d und t wechseln z. B. in gesniden 1780, sneit 11318, sniten 3768, gesniten 1707, aber d gilt z. B. in allen Formen von liden.

Stammbildung des starken Verbs

Wir beachten durchstehend vlouc(h) ‘floh’ 1073. 4637. 7031. 7646. 12082, wohl analog zu vlouch ‘flog’ 3211. 7008, neben gewöhnlich zoch ein zouch 2832, neben

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gewöhnlich gebot ein gebout 11859. Im Plural bleibt u das übliche, woneben vereinzelt zogen 11940 (:), vlogen 11830 (:). Im Prät. Pl. von ‘fechten’ wechseln vuchten 12405 und vochten (:) 8912. 9732 mit wachten 3840. ‘kommen’ lautet im Prät. quam, quamen, im Part. Prät. gewöhnlich komen, selten kumen 3169, wie ein genumen 4850 neben sonst genomen.

Berührungen von starker und schwacher Flexion

Nebeneinander stehen brengen und überwiegend bringen im Infinitiv, dazu bringe 1. sg. 2790, bringet 1514, bei durchstehend schwacher Flexion in den Vergangenheitsformen. beginnen bildet das Prät. als began oder begunde, das Part. Prät. lautet immer begunnen. Wir beachten schrei(e)ten prät. pl. 2944. 3283 neben schrei prät. sing. 2477.

Rückumlaut bei den schwachen Verben

Fest sind brante, gebrant, kante, nante, genant, rante, gerant, sante, gesant, wante, genanten 12327 zu genenden, dackten 7532, wackte 6666, sprangkte 7342, valte: zalte 7401. Neben gewöhnlich mar(c)kte steht ein merckte 10437, neben gewöhnlich wande ‘wähnte’ ein wente 7078, neben sazte im Part. Prät. gesezzet 3041. 5793, dazu im Konj. Prät. ich sezte 8993. Es heißt mesten ‘mästeten’ 6462, steckte 11880. Analogen Rückumlaut zeigt gelegentlich ‘kehren’ mit karte 3134, karten 4726. 4763 neben üblich kerte, aber nie ‘lehren’. Wir beachten genait ‘genäht’ 5287 neben gewöhnlich genat.

Präteritopräsentien

1.weiz 1. 3. sg., weist 2. sg., wissest 2. sg. conj., wisse 3. sg. conj., wissen 1. pl., wizzet, wisset, wissent 2. pl., wissen(t) 3. pl., wissen inf. Neben gewöhnlich wiste prät. nur vereinzelt wuste 878. 5422, einmal woste 10380.
2.touc(h) 3. sg., tuge conj., tugen 3. pl., tochte(n) prät.
3.gan 1. 3. sg., gunne conj., gunnet 2. pl., gunnen 3. pl., gunnen inf. Neben gunde(n) prät. nur einmal gonde conj. 3982. Das Part. Prät. lautet gegunnen.
4.kan 1. 3. sg., kanst 2. sg., kunne conj., kunden und konde prät.
5.bedarf 1. sg., darfst 2. sg., durf(fe)t 2. pl., dorf(f)te(n) prät.
6.ge-tar 1. 3. sg., turren 1. pl., geturret 2. pl., torste(n) prät., im Konj. torste 10607 neben turste 4956.
7.Vereinzelte sol, solt treten hinter gewöhnlich sal, salt zurück, Plural sullen, sult, Prät. gewöhnlich solde(n), vereinzelt sulden 1340.
8.mac(h) 1. 3. sg., machtu 2. sg. 3645 neben machstu 10876, magst 13024, im Konj. moge 1478 neben muge 630, mugen 1. pl., muget 2. pl., mochte(n) prät.
9.muz 1. 3. sg., must 2. sg., muste(n) prät.
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‘wollen’

wil 1. 3. sg., wilt 2. sg., welle, wellest conj. Der Plural zeigt gewöhnlich -e-, wellen, wel(le)t, woneben vereinzelt -o-, z. B. wollen 1. pl. 4245, 3. pl. 7493, wol(le)t 2. pl. 5452. 6639. Das Prät. lautet wolde(n), woneben im Konj. welde 6845. 11738.

‘tun’, ‘gehen’, ‘stehen’

Im Versinnern ist ge-tun 1. sg. das geläufige, woneben ein tu 8560, das im Reim allein gilt. Es gelten t(h)ust 2. sg., tut 3. sg., tu conj., tut 2. pl., tet(e) prät. sing., taten prät., pl., woneben beim zweiten Schreiber 5236 toten. Bei ‘gehen’ und ‘stehen’ überwiegen im Versinnern und in neutralen Reimen die e-Formen, z. B. gesten inf. 2388, stet: irget 2625, stehende: gehende 4629, selten a in z. B. gan: stan 3120, stant imp. sg. 2306, unter Reimzwang wird a geschrieben. Das Prät. lautet immer gienc, giengen, stunt, stunden, das Part. Prät. gegangen, gestanden.

‘sein’

Im Infinitiv stehen wesen und sin, sein nebeneinander. In der 1. Sing. gilt bin, in der 2. Sing. bist, in der 3. Sing. überwiegt ist, woneben selten is, das durch den Reim begünstigt ist, z. B. iz 8848, is 8145 (:), isz 5977 (:). Wir beachten, daß bei ist 2813 (:) das -t erst nachträglich gestrichen ist. Der Imp. lautet wis 2620, wisz 2784. 1. Pl. z. B. syn 6570, seyn 6600, 2. Pl. sit 468. 519, 3. Pl. sint 496. 1599, sindt 6578, conj. si 1469, sei 1478a, sey 11322, Prät. was, waren, Part. Prät. gewesen 1643.

‘haben’

Im Inf. stehen habe(n) und han nebeneinander. In der 1. Sing. gilt han, woneben vereinzelt habe 6573, hab 8687. 9701. 10246. 12553, in der 2. Sing. nur hast, in der 3. hat, 1. Pl. han, 2. Pl. hab(e)t, woneben hant 524, 3. Pl. hant, woneben habent 504, haben 1074. Im Prät. herrscht hette(n), seltener hete(n), wir beachten hete du 9341, woneben nur vereinzelt hatte(n), z. B. 145. 454. 676.

Zu ‘lassen’ s. Konsonanten z.

 

Wir fassen zusammen. Insgesamt sind die Schreiber bemüht, eng landschaftlich gebundene Schreibungen zurückzudrängen. Das gelingt dem ersten Schreiber weit besser als dem zweiten, der sich durch charakteristische Eigenheiten abhebt. Reim und Versinneres treten häufig auseinander. Unter Reimzwang nehmen die Schreiber oft Rücksicht auf die Sprache der Vorlage, bzw. des Dichters. Die Grundprägung der Sprache ist mitteldeutsch. In ihrer Verbindung weisen besondere Schreibungen enger nach Thüringen.

Die Handschrift gehört in das Berührungsgebiet von truge 10808 und troken 8416, sie kennt, um nur einiges aus dem Vorstehenden herauszugreifen, n-losen

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Infinitiv und durchstehend wilch, spurenhaft ê, oe zu i und ô zu u, vereinzelt ei zu e und ou zu o, gelegentliche Rundung wie on ‘ihn’ und nummer beim zweiten Schreiber, die md. Variante crusp 5265 statt mhd. krisp beim zweiten Schreiber, Kontraktionen über g, gelegentliche r-Umstellungen, sogar l-Umstellungen, zc und cz der thüringischen Schreibsprache für die Affrikata, Spuren einer Gutturalisierung, muwet ‘müht’ 4430, schwach flektiertes schrei(e)ten, analogen Rückumlaut in karte(n), Konj. Prät. welde ‘wollte’, dinsternisse 3175, teppet ‘Teppich’ 11648. 12933. Für ‘er’ gilt her. Wir beachten vereinzelte de ‘der’ und wie ‘wir’, vorwiegend unsze, immer zcwu f. ‘zwei’. Der zweite Schreiber kennt beachtlicherweise ein as ‘als’ 5360 und ein neyn ‘kein’ 5756, während gewöhnlich der erste und zweite Schreiber in nichein und nykein auseinandertreten, unverschobenes bath ‘besser’ 5301, woneben dat 12964, gelegentliche plach, ge-plegen, wapen(e), appelgrawe 5260, -entlich- neben -e(n)clich- und eine Fülle vom ersten Schreiber abweichender Schreibungen, zumal für Konsonanten, z. B. -gh- für -g-, -gk für -c, -th- und -th für -t-, -t, tz und tcz für die Affrikata. Ein Teil dieser Eigenheiten weist eher ins nördliche Thüringen, während anderes südliche Einflüsse verrät, wie weisen ‘Wiese’ 5312, gelegentliche aw für ou, -nch- für -nk-, dazu beim ersten Schreiber was ‘baz’ 9076, wachten ‘fochten’ 3840 neben sonst vochten.

Nichts hindert uns also anzunehmen, daß die Handschrift irgendwo im weiteren thüringischen Umkreis Gothas entstand und in diesem Bereich auch blieb.

Die Handschrift H

Die Pergamenthandschrift Cod. Pal. germ. 368, zur alten Pfälzischen Bibliothek gehörend, 1623 nach Rom gegangen (Vatikanische Hs. Nr. 368, Perg. 4), 1816 zurückgekehrt, liegt heute auf der Heidelberger Universitätsbibliothek, K. Bartsch, Die altdeutschen Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg, 1887, S. 110 Nr. 196. Wir können uns der sorgfältigen Beschreibung im Handschriftenarchiv der Abteilung Mittelhochdeutsch des Instituts für deutsche Sprache und Literatur bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin anschließen, die Günther Jungbluth im Januar 1937 verfaßte. Die 206 Blätter umfassende Handschrift in Schweinsledereinband enthält auf Blatt 1ra bis 119vb den Trojanerkrieg des Herbort von Fritzlar, auf Blatt 120ra-206ra Veldekes Eneide. Schreiberverse am Ende des Trojanerkriegs datieren und lokalisieren die Handschrift 1333 in Würzburg, Von gotes geburt druzehenhundert jar Und in dem dri und drizgesten darnach Zu Wirtzeburg daz geschach. Sie wurde in Auftrag gegeben von Wilhelm von Kirrweiler (Wilhelm von Kyerwilre), einem Deutsch-ordensritter (bruder in tutschen orden), der einem Rheinpfälzer Ministerialen-geschlecht der Bischöfe von Speyer entstammte.Ga naar voetnoot14 Zwei Hände lassen sich unter-

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scheiden, die erste schrieb den ganzen Trojanerkrieg und Eneide 170rb - Schluß (= Vers 7894-13528), die zweite die erste, größere Hälfte der Eneide 120ra-170ra (= Vers 1-7893). Die Handschrift ist zweispaltig beschrieben, in einem Linien-system, Blattgröße 26,4 × 17 cm, Schriftspiegel durchschnittlich 21,6 × 12,6 cm. Die Spalten fassen meist 39 abgesetzte Verse, selten 37, 38 oder 40. Sinnes-einschnitte sind durch abwechselnd rote und blaue Großbuchstaben gekennzeichnet. Die Anfangsbuchstaben der abgesetzten Verse sind durch eine senkrechte rote Linie verbunden. Die Vorlage der Handschrift zeigte vermutlich Einteilung in Distinctiones ‘Leseabschnitte’, wie sie uns in E überliefert sind und wie sie in H in Herborts Trojanerkrieg auch erhalten blieben. In der Eneide deuten darauf noch die großen zweifarbigen Initialen Bl. 136rb = Vers 2529 = E Distinctio secunda, Bl. 143vb = Vers 3741 = E Distinctio tertia, Bl. 176va = Vers 7965 = E Distinctio quinta, Bl. 181vb = Vers 9735 = E Distinctio sexta, E. Schröder, Zur Überlieferung des Herbort von Fritzlar, GGN Philol.-hist. Kl. 1909 Heft 1, S. 94f.

Die Handschrift gibt sich selbst als in Würzburg entstanden aus, im Jahre 1333. Für diese Zeit hat man für die Würzburger Kanzleisprache ein erstes Ansteigen landschaftlicher Züge in der Schreibung beobachtet, A. Huther, Die Würzburger Kanzleisprache im XIV. Jahrhundert I. Teil: Die Lautverhältnisse, Diss. Würzburg 1913. Auch beginnen sich Einflüsse bedeutender benachbarter mitteldeutscher und oberdeutscher Kanzleien zu zeigen. Dem fügt sich das Bild unserer Handschrift, wobei sich die wenigen südlichen Züge fast nur beim zweiten Schreiber finden.

Neben den geläufigen Schreibungen mittelhochdeutscher Tradition beachten wir z. B. hare ‘her’ 2412. har vure 9559, häufiges erbeit, 9875. 9925. 11644 beim ersten Schreiber, sal ‘soll’ 2557 wie ader 3966. 3993. 4293. 7590 und nach ‘noch’ 3746 beim zweiten Schreiber, vereinzelt azzen ‘essen’ 10998 beim ersten Schreiber, au für a vor gGa naar voetnoot15 und ou für o vor g beim ersten Schreiber, so saugen ‘sagen’ 9213. 9919, sauge 10658, sauget 10392, klauge 12662, klauget 12155, geklauge: trauge 12037, tauges 10531, viertauge 9859, gelougen ‘gelogen’ 8686. 13524, bougen 9544. 10847, i für Umlauts-e, mirret (:) ‘zögert’ 1392, erkinne (:) 10259, gedincken (:) 9844, beim zweiten Schreiber auch für ê in ire ‘Ehre’ 2018, nicht selten u in kumen, genumen, fast immer sulich, gelegentlich uffenbare, beim ersten Schreiber gerundet gwunnent 8778 vie umgekehrt simeliche ‘sumeliche’ 11355. 11360. 11364. 11668. 11670. 12924. Bei ihm beobachten wir auch zuschen ‘zwischen’ 11867 neben swischen 12144, szwischen 12369. e ist Zeichen für alle e-Laute und Umlaute von kurzem und langem a. In u treffen sich u, û, iu, uo, üe, woneben der zweite Schreiber v mit übergeschriebenen o kennt, der erste o in gewoch: gnoch 10735, gevoclichen 10740, to (:) ‘tun’ 12492. Die Präp. ‘zu’ lautet immer zu, das auch für ‘zer-’ gilt. a für ê vor r zeigt vereinzeltes gare ‘Gere’ 6647 beim zweiten

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Schreiber. o für â ist nicht ungewöhnlich. Südliches au für ou begegnet gelegentlich nur beim zweiten Schreiber, so z. B. 1301. 1328. 1367. 1537. 1586. 1649. 1800. 1911. 2111. 3465. 3901. Wir beachten Umlaut in leuckende 10568 beim ersten Schreiber, der auch u im Nebenton von abunde(s) 9157. 12714 kennt, ähnlich der zweite Schreiber a in trurac 2536. 2638, zornac 4696. Der erste Schreiber kennt e als Dehnungszeichen in ie, z. B. fiele ‘viel’ 10232, gefiedere 10815. Tonschwache e sind öfter erhalten in z. B. ime, deme, grozeme, alleme, auch vile und wole, dare und varen, vone. Wir beachten häufige mime, dime, sime, disme, eime, dekeime, gelegentlich auch unserme. Neben ge- steht häufig gnuc, gnaden, glukke, auch gwesen 4188, gwan 8157, sogar sworn p. p. 7959 beim ersten Schreiber.

Unverschobene Formen kennt der zweite Schreiber von plegen, so pliget 2928, plac(h) 4604. 6219, geplegen 5279, der erste von camp 11329, plaster 11211, 11912, wappen 8339, dazu et ‘es’ 12915. Es heißt aber apphel 160, clophite 2454. -ch für -g ist gelegentlich im Reim erhalten, aber auch im Innern, z. B. bouch ‘Ring’ 13190 beim ersten Schreiber. w, u für b begegnet etwa in biderwe 4551, ähnlich in bouen 9394, umgekehrt beim ersten Schreiber brieb(e) 11003. 10755. 11216, briep 12292, nebe 10858, bedarb 12296, darp 11968, lantgrebe 13454, grebinne 13448 neben grefinne 13457. Wir beachten Klefen ‘Kleve’ 13455. Unsicherheit zwischen w und v zeigen vole ‘wohl’ 13152, vas ‘war’ 12926, vinstern ‘linke’ 11878, werre ‘fern’ 10323, warwe ‘Farbe’ 9882. Beide Schreiber kennen Kontraktionen über g, so leite ‘legte’ 5321. 9301, meide 9020. Wir beachten junsten ‘jüngsten’ 12898 beim ersten Schreiber. Beide kennen ss, s für hs, so bewasen 3226, weset 3535, gewassen 5153, sesse 5971, sper wesel 7159, hasnen 7369, gewassen 9252. 9959. 12778, busen 9916, busse 9939, asseln 11914, wus 11598, Sassen 13469, vereinzelt rt für rht, so erforte sich 3256, gewort 8279. Auf Unsicherheit im Bereich der Setzung von h weist hyperkorrektes fluht ‘Flut’ 2987 beim zweiten Schreiber wie erahften 7473. h-lose Formen wie sen: geschen 9571 begegnen neben solchen mit h. Auslautendes -t fehlt beim ersten Schreiber in nach ‘Nacht’ 7949. 8209. 9268. 9733. 12710, wigan 13007, stun 9631, tusen 9758, han ‘Hand’ 12697. 12878, moch ‘mochte’ 11837, gedach 12009, brach ‘gebracht’ 11474, f in ft in fruntschat (: bat) 9275. Wir beachten Durngen ‘Thüringen’ 13460. Der zweite Schreiber kennt s für sch, z. B. fleis ‘Fleisch’ 1839, mensliche 3460, botsaft 3890. Der zweite Schreiber braucht nur umbe und tumbe, der erste daneben um, auch tummer. Beide zeigen gelegentlich -encl-Bildungen wie Nebeneinander von laz imp. und la. Unsicherheit in der Setzung von r und l zeigen beim ersten Schreiber sprarch ‘sprach’ 13021 neben sprach, irblach 11865 neben sonst erbalch, wertlich ‘weltlich’ 13109, sode ‘sollte’ 11676, wode ‘wollte’ 13075, zobe ‘Zobel’ 13192. Wir beachten bei ihm auch g und w als Gleitlaute in z. B. Troygen 9673, zweiger 11767, bligen ‘bleiern’ 10217, fruwe ‘früh’ 10694, muwen ‘müejen’ 13076, vrouwen ‘Freuden’ 13164.

Neben üblich er stehen zu Anfang beim zweiten Schreiber drei her 5. 9. 42, beim ersten Schreiber eines 10941. Wir beachten Spuren von r-losen Pronomen

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beim ersten Schreiber in mi ‘mir’ 11530, die ‘dir’ 8162, Senkung von i zu e m ern ‘ibren’ 8259, erre ‘ihrer’ 12646, beim zweiten Schreiber er ‘ihr’ 3679. Normalformen sind die, sie nom. sg. f., woneben selten diu, auch dru, andru für das Neutr. Besonderheiten bleiben et ‘es’ 12915, un ‘uns’ 11774 beim ersten Schreiber. u und uch gehen durcheinander, beide Formen können für Dat. oder Akk. stehen. unse ‘unser’ ist Hauptform beider Schreiber. ir wird flektiert oder unflektiert gebraucht. Es gilt zwu f.

Beide Schreiber kennen Infinitive ohne -n, Prät. quam(en), karte ‘kehrte’, noch keinen Ausgleich im Präs. der starken Verben der e- und u-Reihe, Nebeneinander von gan und gen, wollen. Beim zweiten Schreiber beachten wir mögliches -nt für 3. und 2. Pers. Pl. Präs., vereinzelt sogar für die 1. Pl., so wir sint 3810, wir hant 3811, der- ‘er-’ 299. 963. 2226. 4677, bis ‘sei’ 2620. 2784, beim ersten ich geren (:) 10206, jehen ich 10570, oft gewahrtes -nn- in z. B. zu gebenne 9042, zu lobenne 9434, vollen- 13253. 13447. 13462a, ei statt ê in den Prät. enzeich 10776, leich ‘lieh’ 13445, lut ‘ladete’ 12765, gewest 12810.

Im Wortschatz kennen beide Schreiber joch, der zweite lancseime 4521, enlende(n) 252. 7487 wie Elisabeth und Erlösung und md. sw. flektiertes ermelen 1705, dan abe 6846, der erste md. slachte ‘Schläge’ 7925 und teppigen 12933 mit dem südlichen Suffixwechsel zu -ich.

Die Handschrift E

Die Eibacher Papierhandschrift des 14. Jahrhunderts befand sich bis zum Anfang unseres Jahrhunderts in der Bibliothek des Grafen von Degenfeld-Schonburg in Eibach bei Geislingen (Württemberg). Wann sie in den Besitz der seit Mitte des 13. Jahrhunderts als begütert in Schwaben genannten freiherrlichen, seit 1710 gräflichen Familie gelangte oder wem sie früher gehörte, ist nicht bekanntGa naar voetnoot16. Schon 1909 konnte sie E. Schröder nicht mehr benutzen, da sie der Graf trotz gründlicher Nachforschung nicht fandGa naar voetnoot17. Auf eine erneute Anfrage der Heidelberger Universitätsbibliothek im August 1952 teilte die verw. Gräfin Hona Degenfeld mit, daß die Handschrift vor etwa 20 Jahren verkauft worden und über ihren gegenwartigen Aufbewahrungsort nichts bekannt sei. Daß uns diese zweifellos äußerst wertvolle Handschrift nicht zur Verfügung stand, ist ein großer Verlust. Einen Eindruck ihrer Güte erhält man durch den Abdruck von Anfang (Vers 1-272) und Schluß (Vers 13429-13528) durch Franz Pfeiffer, Quellenmaterial zu Altdeutschen Dichtungen, Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Philos.-histor. Kl. 16, 1869, S. 172-176, wie durch die von Behaghel verzeichneten Lesarten. Bei Pfeiffer und bei Behaghel S. IIIf. auch eine knappe Beschreibung.

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Die Handschrift enthält nur die Eneide, auf 62 Blättern in Folioformat mit unabgesetzten, aber durck Punkte gekennzeichneten Versen zweispaltig, die Spalte zu 45-46 Zeilen, geschrieben. Die Dichtung ist in sechs Distinctiones geteilt, Distinctio prima = Vers 1-2528, Distinctio secunda = Vers 2529-3740, Distinctio tertia = Vers 3741-5000, Distinctio quarta = Vers 5001-7964, Distinctio quinta = Vers 7965-9734, Distinctio sexta = Vers 9735-13528. Wir verweisen auf das zu H Gesagte. Auf Blatt 18 sind an vier verschiedenen Stellen leere Räume gelassen, was darauf schließen läßt, daß die Vorlage an dieser Stelle teilweise unleserlich oder verstümmelt war.

Unsere Beobachtungen zur Sprache stützen sich nur auf den Pfeifferschen Abdruck von Anfang und Schluß.

In offener Silbe erscheinen öfter e für i und o für u, so sebin 255, ůele (: spile) 147, gescrebin 13520, wider screben (: bliben) 13461, frederich 13489, hene 174. 272, auch vollen scriebe (: clebe ‘Kleve’) 13447, wenn ie hier nicht Dehnungszeichen ist, koninc 2. 20, koni(n)ge 13494. 13501, choniges 39, lodewiges, -is 13474. 13487, doringen 13467, torengin 13460, auch zǒgen 151. Wir beachten vor allem nǒgen ‘9’ 13465, das nach Norden weist (asächs. ags. nigun). Seltenere Senkung in geschlossener Silbe zeigen hennen 90, konne 13493, konne (: wnne) 13504, worden 122, irworben: irstorben 103, kondin: vondin 267, umgekehrt bůrrten (: horten) 240. Wir beachten sǒn (: tůn) ‘Sohn’ 13474 neben sůne ‘Söhne’ 24. Im übrigen bleiben u und o geschieden, ů ist häufige Schreibung für u und û ohne lautlichen Wert. Neben scůlde 6 steht scholde (: wolde) 13517, neben nv mit o über v zweimal no ‘nun’ 87. 13491. Es heißt aber immer důchte(n) ‘dünkte(n)’ 13430. 13478.

o gilt in von und wol. Es heißt aber sal (: wol) ‘soll’ 13463. Wir beachten vor allem ein batten ‘Boten’ 262, während sonst o gewahrt bleibt.

ie ist häufig als solches erhalten, woneben i in wi 2, swi 83, lip 95, ging 448, gehilden: schilden 233, e in lebin 109, lezzin 124, ei in gůeingen (: gingin) 245. Für uo steht ů oder u, o nur in zeůoren 5 und zo präp. 13432. 13438. 13460. 13467. 13516, woneben drei zů 21. 59. 129 und ein ze 13455. Für iu gilt ů (= û), auch u, z. B. lůten 14, důczsche 13438, nůwe 238, nůwenbůrg 13477, frunt 82. Für ou begegnet hoůbit 226, frǒwe 46, frowen: schowen 13445.

An Bezeichnungen der Quantität beachten wir ie in rieche adj. 16. 35, rieten ‘reiten’, vollen scriebe 13447, i als Dehnungszeichen in hait 1, getain 100. Auf erhaltene Vokalkürze deuten wohl widder (: nidir) 31, widder keren 91, widdere: ungewiddere 175, da mitte 164, inbotten 75.

Der Umlaut von a und â wird mit e bezeichnet. Wir beachten Nebeneinander von walsch 13526, waleschen 13431 und welschen 13507, von gewaltig 13495 und geweldeclichen 4. Bei ‘Graf’ wechseln p(h)allenzgrabe(n) 13468. 13476, lan(t)-grábe(n) 13454. 13474, lant-grebe(n) 13458. 13487. 13489, grebinne 13457.

Im Nebenton wechseln e und i. Nach r und l nach kurzer Silbe ist e meist erhalten. Die Präfixe erscheinen als be-, ge-, woneben gwan 13485. gnůg 13505, geinetem, 264, sogar haz ‘gehaz’ 157, vir- 1. 102. 13455, ir- 21. 23. 103. 104, in-

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75 neben int- 169, ze- ‘zer-’ 5 neben gewöhnlich zů- ‘zer-’ 17. 51. 163. 208. ein (= einen) 33. Neben heinriche 13465 steht henrich(e) 13458. 13480. 13490. Wir beachten torengin 13460 neben doringen 13467.

Im Auslaut bleiben b und g gewöhnlich erhalten, z. B. wib 7, gab 161, bůrg 13, mag 13463. Neben unverschobenem p in pallenzgraben 13468 steht phallen(t)zgrabe 13476. 13486, beachtlich vor allem appel 160. Wichtig sind die b-Schreibungen für v in brieb 13440, clebe(n) ‘Kleve’ 13448. 13455, grebe(n) ‘Graf’ 13458. 13489, grebinne 13457 und den weiteren oben beim Umlaut angeführten Graf-Komposita. Anderseits beachten wir v für b in haůe ‘Hafen’ 236. 260. k ist satzlautend erweicht in volg 198 vor folgendem Vokal. Verschiebung zeigt veldiche 13433. Kontraktionen über g erscheinen in sait ‘sagt’ 42. 44b, saiter 79, sait imp. pl. 87 neben saget 165, segeten ‘sagte ihnen’ 73, clagete 200 und in gein 34.

Im Gebrauch von d und t herrscht starke Unsicherheit. Im Anlaut steht torengin 13460 neben doringen 13467, tonir 188, getichte 13479, getichtet 13437, 13508, tichte 13506, aber irdrang 198, im Inlaut da mitte 164 neben da mide 117, můtir 47 neben můdir 13488, zů tote 21. 194, sůtern ‘Süd’ 34, aber stade 116. Es gelten ld und nd, z. B. aldir 136, wolden 80, branden 111, aber neben vierden 217 steht harte 148. t ist im Auslaut geschwunden in langráben 13474. An Schreibungen für die Affrikata begegnen z, cz, zc und tz, so zo 13432. 13438, zcehen 114, zwenzcig 256, zwenczig 263, herzce 230, lůczel, -il 44a. 261, swarczbůrg 13458, lůtzil 15, phallentzgrabe 13486.

s und z gehen schon durcheinander, daher sind Schreibungen möglich wie is ‘es’ 13453, dez ‘des’ 13457, waz ‘war’ 13448, alz 13523. Wir beachten ferner sz für s in weszen 25 und für z in grosze 115, enlaszet 44d. Es wechseln sc und sch, z. B. scade 115, sciere 23, sciffe(n) 129. 149, screib 13511 neben schiff(e) 141. 209, schilde 146, scholde 13517. Wir beachten besonders důthsche 13432, důczsche 13438.

h, ch ist erhalten in zcehen 114, nahet 115, nach 13466. 13500. 13509, nach: gach 13515, geschwunden in ran: slan 193, bevolen (:) 13456, immer in niet. Im Anlaut eimnal er ‘Herr’ Eneas 13439 und ersame 13452. hs ist gewahrt in sahsen 13469.

umme 88. 138. 158 steht neben umbe 104, Troian ‘Troja’ acc. sg. 3. 9 neben Troiam 32. 51. 66. 108. Angleichung zeigt unsamfte 185. Gewöhnliche Form ist herre ‘Herr’ 37. 44c. 67. 105, woneben einmal heren (:) 204. Wir beachten andres adv. 13522 und virtribin ‘verderben’ 13518.

Neben gewöhnlichstem er ‘er’ steht her 5. 271, he 42, angelehnt nur 'er 116, 'ir 22. si nom. sg. f. 141, sye 175 zeigt wie durchstehend di(e) Ausgleich nach dem Akkusativ, vgl. auch die n. pl. n. 13510, aber drů n. 146. 178 neben dri m. f. 186. Neben gewöhnlich iz ‘es’ nur 13441 ez, dazu machitez 13480. Im Dativ stehen ime, yme und eme gleich häufig nebeneinander, im Akk. gilt en 231. 13470. 13473, důchten 13478, das sich mit der Form für den Dat. Pl. deckt. Beim Reflexiv stehen im Dativ nebeneinander ůorhtim 68, zů sich 70, im Akk. gilt sich. Neben er ‘ihr’ dat. sg. f. 182 steht her ‘ihrer’ gen. pl. 98. uch gilt auch im Dativ 44d. 95. 97. Wir beachten treib se ‘sie’ pl. 153 in der Anlehnung, uwir aller 85, sin gen.

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13485 ist Neutrum. Neben üblich der ist beachtlich ein relatives do 222. deme und dem gelten nebeneinander. Beim neutralen Artikel muß hervorgehoben werden iz walsch 13526, undiz getichte 13479, Demonstrativum ist diz bůch 13429. An Possessivpronomen begegnen sin můter 47, ir ankir 150, sime 123 neben sinem 13504, unse frunt 93, uweren můt 87. Die verallgemeinernden Pronomen lauten swaz 94, swa 174, swi 83. ein 33 = ‘einem’ und eme 184 = ‘einem’, ein 197 = ‘eines’. Beachtlich in der Adjektivflexion ein rieche man 35, mit starken unge-widdere 176, liebin frunt min 82.

Beim Verb weisen wir auf quam 49. 13493, quamen 29, gan 84, stan 96, virlos 140, enlaszet 44d, sal ‘soll’ 13463, ist 13505. n-loser Infinitiv nur vare (:) 272. An Endungen beachten wir solle wir 13429, ir wellent 94, ir tůrren 96, sagent 3. pl. 177. Die 1. Sing. zeigt Ausgleich in helf ich 97, nicht aber die 3. Sing. in inzimet 13451. Es heißt kerte: lerte 13431, sagen 13463, han gesagit 13491, aber segeten ‘sagte ihnen’ 73. Belegt sind ferner wil 1. 3. sg. 84. 13525, wolde 13441, conde 13435. 13483, gonde 13484, wiste 60, můste(n) 25. 81, bracht p. p. 125, von ‘haben’ ich... han 253, hat 3. sg. 13515, hater 13521, ir hait 1. 89, siebenmal hette(n) prät., woneben zwei hatte 136. 145.

Bei den Kleinwörtchen beachten wir al ein ‘obgleich’, e 141 neben e dan 9. 13441. 13447, sit daz 13485 neben sint daz 28. 13519, bis 217, bis daz 13439. 13467, nůet 44 d, nůwet 84. 112. 255, Nebeneinander von do und dů, insament 258, vollen- 13447 neben vol- 13470. 13472. 13475, nǒgen ‘9’ 13465, im Wortschatz trans. merret 13442, inzimet 13451, virtribin ‘verderben’ 13518.

Insgesamt weisen die angegebenen Züge ins Westmitteldeutsche, enger ins nördliche Rheinfränkische, vielleicht ins Hessische.

Die Handschrift h

Die Papierhandschrift Cod. Pal. germ. 403 (alte Bezeichnung C 63), früh im Besitze Ludwigs III. von der Pfalz († 1436), des Begründers der Pfälzer Bibliothek, und zur alten Pfälzischen Bibliothek gehörend, ging 1623 nach Rom, kehrte 1816 zurück und liegt heute auf der Heidelberger Universitätsbibliothek. Wir folgen der sorgfältigen Beschreibung im Handschriftenarchiv der Abteilung Mittelhochdeutsch des Instituts für deutsche Sprache und Literatur bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, die Günther Jungbluth im Januar 1937 verfaßte. Die Handschrift in jüngerem Schweinsledereinband enthält auf 255 Blättern nur Veldekes Eneide, von einer Hand in Kursive geschrieben. Der Vorlage fehlten vermutlich Anfang und Schluß, der Anfang mag auch nur unleserlich gewesen sein, denn anstelle der 63 ersten Verse der Eneide enthält die Handschrift 13 Verse eines eigenen Eingangsgebetes, das uns den Titel Eneas beschert, und statt mit Vers 13528 endet h mit Vers 12598, worauf 28 Verse eines eigenen verkürzten Schlusses folgen. Aus einer zusätzlichen Schreibernotiz am Ende erfahren wir, daß ein Hans Coler die Niederschrift 1419 beendete, Disz

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bůch wart usz geschriben von hans coler uff mitwuch vor sant gallen tage, in dem jor do man zalt von christus geburt dusent vierhundert und nuntzehen jor. Die Handschrift ist mit abgesetzten Versen einspaltig beschrieben, Blattgröße 28,5 × 20,3 cm, Schriftspiegel 18,5 bis 19,5 × etwa 7 bis 10,5 cm, durch vier Linien umgrenzt. In einer Spalte stehen 22-27 Zeilen, gewöhnlich 25-26, entsprechend weniger, wenn sich Bilder auf der Seite befinden. Die Handschrift ist mit 38 kolorierten Federzeichnungen geschmückt, dazu ein ganzseitiges Bild vor dem Text, über das eine jüngere Hand Eneaß geschrieben hat. Es waren wohl 44 Bilder geplant, wie die Numerierung zeigt. Für einige ist auch Raum ausgespart. Auf den geringen künstlerischen Wert dieser Bilder geht Hans Wegener ein, Beschreibendes Verzeichnis der deutschen Bilderhandschriften des späten Mittelalters in der Heidelberger Universitäts-Bibliothek, 1927, S. 17f. Die Numerierung der Bilder und erläuternde Prosaüberschriften in roter Tinte dienten dem Schreiber zu einer Inhaltsübersicht, die er der Abschrift des Werkes bis Bl. 2v voranstellte. Sie ist abgedruckt bei Behaghel, Heinrichs von Veldeke Eneide, 1882, S. VI-VIII. Sinneseinschnitte sind durch rote Großbuchstaben gekennzeichnet, die Anfangsbuchstaben jedes Verses sind rot durchstrichen, das Werk eröffnet eine rot-blaue Initiale. R. Kautzsch, Notiz über einige elsässische Bilderhand-schriften aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts, Philologische Studien, Festgabe für E. Sievers, 1896, S. 287-93, stellte fest, daß es sich bei Hans Coler um einen neben anderen Berufsschreibern in einer bislang noch unbekannten elsässischen Schreibstube handeln muß, in der von 1415-25 etwa 10-11 Handschriften entstanden, die von verschiedenen Zeichnern illustriert wurden. Vom Illustrator der Eneide stammen auch die Bilder der Dresdner Historienbibel, Ms. germ. A 49, wie des Heidelberger Heiligenlebens (Sommer- und Winterteil), Cod. Palat. Germ. 144.

Die Sprache der Handschrift ist alemannisch-elsässisch, wozu das Straß-burger Wappen auf den Bildern 94r und 103r stimmt.

Wir beachten gelegentlich har ‘her’, bast ‘best’, hart ‘Herd’ (?) 3173, ei für e in z. B. heilt ‘Held’ 3658. 6029. 6115. 7500. 12321, heilde 5985, heillischen ‘höllischen’ 2855, leider ‘Leder’ 5779, für i in leitte ‘litt’ 11181, seltenes erbeit, einmal scheffen ‘schafsdumm’ 9700. e ist Zeichen für den Umlaut von â, o häufig für â. Rundungen und Entrundungen werden in der Schrift gern verdeutlicht, so gerundetes i z. B. in wurt ‘wird’ 1400. 3104. 3115. 6488. 9335, wurs comp. 1379. 1432, wurt ‘Wirt’ 3476, wurde ich 10128, stúrbe 1. sg. 2390, burnen ‘brennen’ 2189. 2459, gewunnen ‘gewinnen’ 1691, kúndisch ‘kindisch’ 11258, kúnne ‘Kinn’ 10981, hunderwert ‘hinter-’ 10818, út ‘iht’ 1591, zoendel ‘Zindal’ 7336, gerundetes e z. B. in froemden 2410, boesser 5690, zwoelff 6960, entrundetes ü, üe, iu z. B. in gewynne: dynne ‘dünn’ 9193, unglickes 2213, wiestlichen ‘wüst’ 2890, triege ‘trüge’ (zu ‘tragen’) 12315, lichte ‘leuchte’ 3187, entrundetes ö z. B. in recke ‘Röcke’ 4556, sellich ‘solch’ 8088, herre ‘höre’ 8231. Es heißt meist zwúschen. u für o zeigen gelegentlich wuchen 6677 neben wůche 10865, auch kumen, ů ist vor allem in sůn ‘Sohn’ häufig. ou für o

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fällt auf in bougen ‘Bogen’ 7631. 7641. 7653. 10847, 6151 im Reim auf hertzougen, 6337 auf gezougen. Es gilt louwe ‘Löwe’ und urlop. Landschaftliche Palatalisierung könnte sich spiegeln in gelegentlichen oe für o, z. B. goette(n) 2554. 8200. 9633, verloeschen p. p. 8145, und ů, ue für û in z. B. tů, due ‘du’, nů ‘nun’. ů und ie für die alten Diphthonge sind meist erhalten, für die Präp. gilt zů. Wir beachten e für ei vor Nasal in enen 10792, im übrigen gelten ei- und ou-Schreibung.

Im Nebenton begegnet i neben gewöhnlich e. Erhalt und Schwund wechseln regellos, auch nach r und l nach kurzer Silbe. Geläufig sind ime, myme, dime, sime, eime, seltener deme, weme, diseme, manigeme, roteme.

Im Anlaut herrscht Unsicherheit zwischen d und t, d z. B. in dag 2744, deil 3294, důn 1438, det 1885, douget 2111, dochter 9853, dot 7570, drůg 7796, drat ‘trat’ 7840, dinte 11223. Wir beachten falsche t in tratte ‘Drähte’ 5639, ungetult 4321. 4337, trungen ‘drangen’ 6431, holten (: wolten) ‘Holden’ 6492, tiet ‘Volk’ 6809, tro(u)wete ‘drohte’ 7057. 10717, tegen ‘Degen’ 8270, ten ‘den’ 8572. 9664. Im Auslaut ist d meist verhärtet. Auslautendes -t fehlt vereinzelt in nach ‘Nacht’ 2970, nich ‘nicht’ 7665. 9391. 11387, sůch ‘Sucht’ 11035, schaff ‘Schaft’ 12520, wunder ‘wundert’ 10838, stechen 2. pl. 8975. Angeglichen ist wunnen ‘Wunde’ 9922. h-Schwund in der Verbindung ht zeigt gelegentlich gewort 9212. 9456, Unsicherheit in der Setzung von cht die hyperkorrekten fůrchte ‘führte’ 3101, richter ‘Ritter’ 5193, bewarcht ‘bewahrt’ 8642, vgl. auch enhafte ‘achte’ 11129. b ist im Auslaut gewöhnlich verhärtet, z. B. schreip 3542, roup 4811, liep 6272, gap 6298, nicht aber g, z. B. weg 4831, burg 4832, beging 6067, mag 6208, ding 6329, was für Spirans sprechen könnte, vgl. z. B. touch ‘taugt’ 1586, zwych (:) ‘Zweig’ 6092, lich ‘liege’ 9031. g für k steht z. B. in werg man 9491, dang: abe wang 9661, trang ‘trank’ 10458, krang 11085, dazu claden ‘geladen’ 9707. ch für k im Anlaut und in der Gemination bleibt Ausnahme, z. B. chochere 4552, brachen ‘Bracken’ 4555. Wir beachten b in blancken ‘Planken’ 7010 und birmentte ‘Pergament’ 10790, pp in rappen ‘Raben’ 6456. Es heißt immer umb(e). p bleibt unverschoben in plagen 8036 neben pflagen, camp 8746 neben campf, plaster 11211, pilern 8297, aber immer waffen. Neben scharpfe(n) steht scharff 6769. Über -g- wird gelegentlich kontrahiert, z. B. treit: seit 1597, seitte 6119, lit ‘liegt’ 3524, morne 6165. Gelegentlich wird falsches h vorgesetzt, z. B. hende ‘Ende’ 11518. hs erscheint üblich als ss, so wessit ‘wächst’ 3535. 8491, gewassen 5160. 9959, bůssen ‘Büchse’ 9916, busse 9939, vasz ‘Haar’ (:) 5156, wz ‘Wachs’ (:) 10621, hesen ‘Hachsen’ 7369, sperwessele 8645 und sper weshil 7159, aber achseln 11914, dazu hyperkorrekt vahs ‘vaz’ 2501, wachs ‘war’ 826. Vereinzelte sch für s zeigen z. B. entschebe 10121, geschach ‘sah’ 4694, häufiger boeschlich(en), vor l und n z. B. schlan 9348. 12394, schlaffen 9842, schne 5245. 10490, schnel 5093. 7639. Unsicherheit zwischen w und v erscheint z. B. in volle ‘wolle’ 5457, vorchte ‘worchte’ 5810, vinstern ‘winstern’ 11878, erwalte ‘ervalte’ 7401. Wir beachten r-Umstellung in dirten ‘dritten’ 11139 und burnen ‘brennen’ 2189 neben brennet 10115, brennende(s) 2892. 2949. Neben herre ‘Herr’ steht here, z. B. 5120. 5129. 7028, neben ee: me 7589 er: mer 7581, abe

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‘aber’ 2806 neben aber. Wichtig ist n aus m in kan ‘kam’ 7448. -g- ist beliebt als Gleitlaut, so z. B. muegit ‘müht’ 4430, frůge 4984, fruge 11383, vigent 5492, viganden 6953, verigen ‘Fergen’ 6106, cregen ‘Krähen’ 6456, geneget ‘genäht’ 8811, drige ‘drei’ 5970, sige ‘sei’ conj. 3993, hieg er ‘hieb er’ 12012, huge ‘hieb’ 12322. -w- beachten wir in touwet ‘taugt’ 4332, malwen ‘Tasche’ 11898.

Gelegentlich gewahrt ist sú nom. sing. f. wie drú neutr., während die ausgeglichen ist. Ausnahme bleibt die vatter 8043. Geläufig sind ime, myme, dime, sime, eime, seltener deme, weme, irme, diseme. Wir beachten vereinzelt er ‘ihr’ oder ‘ihrer’, so 374. 8738. 10450. 10499. 10684. 11570. 11571. 12118. uch, úch sind schon Normalform auch für den Dativ, ir ist meist flektiert. Für ‘unser’ ist vorwiegend der Kurzstamm gebraucht, z. B. unszm 3100. 4274, unszm 3126. Der Schreiber kennt dirre, z. B. 3174. 6194, und disses 2449, dissis 4885 wie ginen ‘jenen’ 3642. Wir beachten desto 5943 und antweder 11035. Gegenüber nicht tritt nit zurück. Neben den gewöhnlichen dannan ‘von dannen’, hinnan ‘von hinnen’, wannan ‘woher’ kennt die Handschrift auch nidenan ‘unten’ 2893, nidenen 10033, obenan ‘oben’ 7014. 9224. 12479, obenen 2922. 5570. 5710, undenen ‘unten’ 5570, hindenen ‘hinten’ 3061, vornen ‘vorne’ 3061.

Der Infinitiv steht gelegentlich ohne -n, z. B. lasse 10107, helffe 4395, achte 7253, die 1. Sing. Präs. geht vereinzelt auf -n aus, z. B. gewynnen 3790, kummen 5969, gesehen 6574, lonen 9686, qweln 10270, sagen 10658. Die Endungen der 1. 2. 3. Pl. Präs. können in -nt zusammengehen, z. B. in der 1. Pl. lassent 9820, wissent 1856. 8397, hant 6034, in der 2. Pl. wellint 9385, hant 1858. 9387, múgent 9390. 9984, wissent 1486, sprechent 1494, ebenso die Endungen der 1. 2. 3. Pl. Prät., z. B. 1. Pl. warent 4246, 2. Pl. wurdent 2443, 3. Pl. wurdent 9128, clagetent 9130, legetent 9135. Im Präs. der e-und u-Reihe gilt noch weithin alter Vokalwechsel, z. B. ich stirbe 12556, ich gibe 4330, sprich ich 10306, gibet 10357, gich imp. 10583, missenússet: schusset 10953, verluret 10779, schús imp. 10859, aber ich versmelcze 10490, genisse ich 10268. Der flekt. Infinitiv geht gewöhnlich auf -ende aus, z. B. essende 6202, sagende 10647, zů vechtende 8478, zerkennende 10264. Wir beachten durchgängig die Vorsilbe zer-, auch volle-. Neben kum(m)en und kom(m)en steht, landschaftlich wichtig, kůn (: sůn) ‘kommen’ 764, im Prät. neben kam ein kan 7448, beachtlich auch sont ‘sollen’ 6609 neben sullent. Nebeneinander stehen stan und sten, han und haben, die Imp. la und losz, im Prät. von ‘wissen’ wuste, wůste, wisse, wiste, bei ‘wollen’ -o- und -e-Formen. Geläufig sind konde und begonde. Rückumlaut zeigt vereinzelt marcktent 1151.

Im Wortschatz beachten wir häufige joch, nuwint ‘nicht’, -ue-, -ú- und nyme ‘nimmer’ statt Veldekes nine, Nebeneinander von nůn und nů. Wir heben hervor arn ‘Adler’ 9225, louwe(n) ‘Löwe(n)’ 5054. 5059. 5798, gabe 3921, bruenloft clůg 12598,19, vechte s. 12194, hangen inf. 6833, zougete 3626. 3633, zeugete 3638, gevußlieret 5202, in samit (: nit) 6239, sant präp. 6238, dan ob 9563, dan an 9632, innehendis 12598,11.

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Schon die nicht seltene Verwechslung von h und z zeugt für eine alte Vorlage dieser Handschrift noch des 12. Jahrhunderts. Daß diese der limb. Eneide sehr nahe stand, läßt sich an gelegentlichem gedankenlosen Abschreiben, Entstellen und Umdeuten durch den Schreiber leicht nachweisen.

Die Handschrift B

Die Pergamenthandschrift der Berliner Staatsbibliothek Ms. germ. fol. 282 liegt gegenwärtig in der Tübinger Universitätsbibliothek, Depot der ehem. Preuß. Staatsbibliothek. Sie kam im März 1823 nach Berlin, als sie die königliche Bibliothek auf Grund einer Sonderbewilligung Friedrich Wilhelms III. vom Haushofmeister des Fürsten Wittgenstein für 200 Reichstaler erwarb. 1819-22 war sie im Besitz des Kaufmanns Carl Carvacchi in Hessen-Kassel. Auf einem der Handschrift vorgehefteten Blatt von 1822 berichtet Carvacchi, er habe den Codex 1819 im südlichen Deutschland bei einem Manne gefunden, der ihn in einem Wust alter Papiere und Bücher aus den in Bayern aufgehobenen Klöstern gekauft hatte. Nach Bayern weisen auch orthographische Besonderheiten in den Besitzeinträgen und Devisen des 16. Jahrhunderts, die sich auf Vorsatzblättern und Innenseiten der Deckel des weißen Hirschledereinbandes des 15. Jahrhunderts finden. Weiteres müssen wir aus der vorliegenden Handschrift erschließen.

Sie ist beschrieben in den Eneideausgaben von Ettmüller, 1852, und Behaghel, 1882. Zur Ergänzung sind wichtig Fr. Kugler, Die Bilderhandschrift der Eneidt. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des 12. Jahrhunderts, 1834, vor allem Die Bilder der Berliner Hs. Im Auftrag der Preuß. Staatsbibliothek bearb. von A. Boeckler, 1939, ferner H. Menhardt, Die Bilder der Millstätter Genesis und ihre Verwandten, Kärntner Museumsschriften III, Beiträge zur älteren europäischen Kulturgeschichte (Festschrift für Rud. Egger), Klagenfurt 1954, S. 358, W. Fechter, Das Publikum der mittelhochdeutschen Dichtung, Deutsche Forschungen 28, 1935, S. 27.

Nach Schriftduktus und Bildern ist die Handschrift zwischen 1210 und 1220 entstanden, sie ist also die älteste der vollständigen Handschriften, wenn man von den Bruchstücken absieht. Sie enthält auf 148 Seiten, wovon 70 auf Text und 71 auf einen Zyklus von 136 Illustrationen fallen, nur Veldekes Eneide. Die 5 Lagen zu ursprünglich 8 Doppelblättern, die aber nicht mehr vollzählig erhalten sind, bei denen Text- und Bildblätter abwechseln, waren falsch gebunden. Für die Reproduktion der Bilder in der Boecklerschen Ausgabe von 1939 wurde die Handschrift auseinandergenommen und neu gebunden in richtiger Abfolge der Lagen. Auf einem der Vorsatzblätter war schon die ursprüngliche Ordnung angegeben. Erhalten sind Vers 1-2127 in der 1. Lage der alten Bindung (16 Blatt), Vers 2128-4411 in der 5. Lage (13 Blatt), Vers 4412-6714 in der 3. Lage (14 Blatt), Vers 6715-9138 in der 4. Lage (16 Blatt), Vers 9449-11491 in der 2. Lage (14 Blatt). Es fehlen also Vers 9139-9448 (Anfang der 4. Lage) und der ganze

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Schluß ab Vers 11492, der eine eigene Lage gefüllt haben wird. Es ist wohl, trotz Schwankungen im einzelnen, nur mit einer Hand zu rechnen, die den ganzen Codex schrieb, die ersten beiden Textseiten zweispaltig mit je 46 Zeilen und vorwiegend unabgesetzten, aber durch Virgel gekennzeichneten Versen, die weiteren dreispaltig mit je 47 Zeilen und im allgemeinen abgesetzten Versen. Am Anfang und Ende der 5. und 4. Lage, auch am Ende der 2. Lage scheint erloschene Schrift durch andere Hand aufgefrischt und ersetzt, was sich auch an kleinen orthographischen Abweichungen erhärten läßt. Von einer weiteren Hand stammen die Spruchbänder auf den Bildern.

Die bei Boeckler vorbildlich reproduzierten 136 Illustrationen, über die hinaus einige Verluste anzunehmen sind, sind die frühesten Bilder zu einem der großen höfischen Epen und von hohem künstlerischen Rang. Sie ordnen sich dem Regensburg-Prüfeninger Stil mit seinen charakteristischen Schulformen ein, der über ein Jahrhundert lang (etwa 1150-1250) mit unerhörter Einseitigkeit gepflegt wurde. Trotz Schwanken der künstlerischen Qualität möchte Boeckler die Bilder nur einer Persönlichkeit zuweisen, da auch Technik und Kolorit sich gleichbleiben. Menhardt hält für möglich, daß eine frühe Handschrift der Eneide in eine der Werkstätten des Regensburg-Prüfeninger Kreises ‘geschickt wurde, um sie dort abschreiben und Illustrationen zum Text anfertigen zu lassen’. Wir bezweifeln, daß Bildseiten und Textseiten an gleicher Stelle entstanden. Die Spruchbänder der Bilder zeigen zwar ausgesprochen bayrische Schreibungen, aber der eigentliche Text weist eher aus dem innern Bayern heraus, wenn er auch wohl zwischen oberem Main und Donau bleibt. Fechter bemerkte auf den Bildern häufig die Wappen der Edelherren von Durne im Odenwald, der Gönner Wolframs, und der mit ihnen verschwägerten Edelherren von Schanenburg an der Bergstraße, die man sich als Besteller und frühe Besitzer vorstellen kann, so daß wir uns in einem rheinpfälzisch-ostfränkisch-bayrischen Wirkungsbereiche befänden, der uns in den Umkreis Wolframs führt.

a gilt als ‘Rückumlaut’ z. B. in marchte(n) 2717. 2907. 4370. 6539, wachte ‘weckte’ 6666, masten ‘mästeten’ 6462, sazte 8324, dachten ‘deckten’ 7532, bedacht ‘bedeckt’ 8814, sprancte 8944, ahe ist erhalten in z. B. slahen 6757. 7037, stahile 7113, wir beachten hangen intr. 6833. danne wechselt mit denne, hande pl. mit hende pl. a ist häufig erhalten trotz Umlautmöglichkeit, z. B. magide 5214. 9127, schafte pl. 7364, pharit 1759. 5242. 5278, harmin 1721. 5194, fravelheit 4332, valschen inf. 10525, gislahte 1541. 2752. 4578. 9937, giwaltich 3671, erbarmecliche 2047, angestlich 2760, dazu die Komparative langer 1667. 2140, arger 6916. 10750. e steht dagegen z. B. in ephel 3499, zene 2734, slehet 3043, treges 10266, wehset 8491, engegin(e) 6103. 6346, veste 4078. 5693, unsenfte 2374, egislich(e) 3073. 3207, megen 1.3. pl. 2372. 6640, geweltich 9802, ergisten 8537, verte 10435, ritterschefte 9503, neben sonst manliche ein maenliche 6766. schef ist häufiger als schif, gebe häufiger als gabe. Es gilt wesse(n), weste(n) ‘wußte(n)’. Wir beachten trehtin 3466. Ausnahmen für altes e bleiben engelarnest 9957 und verniment imp. 1732, vinster

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‘Fenster’ 8290 wie die Schreibung wrden ‘werden’ 6871. Umlauts-e erscheint gerundet in ‘fremd’ fromiden 4727, froemiden 4380. fromidiste 11068 und cholt ‘quält’ 3522, cholten ‘quälten’ 6438. 6939. Nur bei der zweiten Hand findet sich ier ‘er’ 11358 und wiechen ‘wecken’ 11353. i ist gewöhnlich erhalten, gilt auch im Präsens Singular der e-Reihe, z. B. gibe 4988, stirbe 8152, sihit 3045, wirdet 8709, ingiltet 10675, phliget 10653, woneben phleget 9921. Wir beachten gelegentliche ie und ie vor r, z. B. mier 2028. 2148. 2166. 4406. 11384, ier 2149. 2176. 2208. 2235. 4356. 4360. 11103, hierz ‘Hirsch’ .4645. 4652, aber auch vereinzelt geriehte 2818, dieche ‘oft’ 10176. Bei der zweiten Hand begegnet reter ‘Ritter’ 9071. Neben gewöhnlichem o selten oe, z. B. in goet 2083, noeh 9697, choeme 1. sg. 2169. chom ‘kam’ ist Hauptform des Präteritums neben quam, das vor allem im Reim, gelegentlich aber auch im Innern steht, z. B. 152. 162. 729. 984. 1003. 1105. Neben chomen (komen) inf. und p. p. nur selten chumen (chůmen, kůmen) 482. 592. 6779. 10076 wie z. B. genůmen 5307 neben üblich genomen. Im allgemeinen bleiben o und u sauber geschieden. Immer o haben sol(i)ch 7421. 9841, solhe 529. 813. 2058 und chonde(n), begonde(n), woneben nur vereinzelt chůnden 8790. betwongen 2375 steht neben getuvngen 5189. Für u und u mit Umlautsmöglichkeit gelten die Zeichen u und ů, woneben für u mit Umlautsmöglichkeit selten auch ue und ú. Neben w kann die Bezeichnung auch wegfallen, z. B. wrden 5516, antwrte 5466, antwrten 8530, betwngen 4830, die beiden letzten mit o über w. So stehen etwa nebeneinander chunich 3850, chůnich 3913, kuenich, 3853. 7981, fur 3194, fůr 3910. 3913, fúr 2454. 4033, truchen ‘trocken’ 10808, trůchen 8416, chume ich 7696, chům ich 7699, woneben hier ich en choeme 2169.

â mit Umlautsmöglichkeit wahrt gewöhnlich Schreibung a, woneben die Vielfalt der á, ae, ae, ae', vereinzelt auch ea, z. B. mare: ware 1619, quame 1799, azze: vergazze 2849, portinare 3100, mortare ‘Mörtel’ 8416, salde 8848, phlaegen: gisahen 1611, offenbaere 1918, wae're: offenbae're 1649, mae're: enbae're 1761, zespae'te: zerate 2491, wa're 2343, waerliche 4018, maere 2003, zeame 8982, dazu hyperkorrekt für â ohne Umlautsmöglichkeit z. B. gnaede 5354, von stae'le 5633. ê gilt in gen und sten, woneben nur im Reim vereinzelt a-Formen oder z. B. stet (: enphat) 10413. Für î begegnen die Schreibungen i und ie, letzteres z. B. in liep 2019. 4274, wieb 11120, wiele 4411, siete: striete 9079, rieche 4576. Vereinzelte ei nur bei der zweiten Hand, so snieden: seiden 9107, meiden: erliden 11385, mein 4411, sein gen. 4409. sei ‘sie’ acc. sg. 4315. Ähnlich begegnen für ô die Schreibungen o und oe, letzteres z. B. in roet 1704, noet: toet 2005. 4237, groez: bedroez 4337, choes 4413, giboet 6790, hoehe adv. 6860. Wir beachten zuvo f. ‘zwei’ 5688. 5906. û wird gewöhnlich durch u oder ů vertreten, selten durch ue, ú oder v́, kann neben w unbezeichnet bleiben, z. B. uez 3148 neben ůz, uz, hút 5054 neben hut, bwen mit o über w neben bůwen, getrwen neben trůwen. Neben uf, uef, ůffe, v́ffe beachten wir ein ǒf 9723 und bei der zweiten Hand ein aůf 11369.

Neben gewöhnlich ei für den alten Diphthong stoßen wir auf ein eie in weiez 2137, ein ie in hiezen 3659 und einige e in enem 5247, ener 6388, stenen 9561,

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gistenes 6150, let ‘leid’ 10863. Vereinzelte ai neben ei fast nur bei der zweiten Hand, so ain(en) 9024. 9090, nehainen 6763, tail 4323. 6763, wainten: beschainten 9131, straich 10721, maisterite 6395. Über g und d zusammengezogen ist ei in treit ‘trägt’: reit ‘redet’ 1597. Für ie bleibt ie die übliche Schreibung. i ist häufiger nur in idoch neben iedoch, sonst vereinzelt in hi 2031, wi 10598, libe 4505, erzihin 7563. Seltene ie, ei stehen fast nur bei der zweiten Hand, so nieht 2197, priester 9065, heir 5941, zeiht 8715, speigel 9562. Dort auch ein spegel 9568. Wir beachten spurenhaft die Akk. Sing. dei 5583 und sei 4315. Hauptform für ‘nicht’ ist niht, woneben vereinzelt nieht 3410, im Reim auch niet, nit. Für uo und uo mit Umlautsmöglichkeit (üe) stehen neben gewöhnlichstem ů vereinzelt auch uo, ue, ue, u, ǒ, ó, o, ě, iue, z. B. getůn 2610, můse 1567. 2637, můt 2349, bůch: trůc 4641, fůzen: můzen 3231, gemůte: hůte 7111, muose 1816, fueren 6731, inrueche 11400, stunden ‘standen’ 2734, zemǒte 1609. 2284, mǒte ‘Mutter’ 2368, frǒ: zů 7267. 7583, rǒwe ‘Ruhe’ 9873, fró ‘früh’ adv. 4617, fer-woste(n) 6053. 6487, swor(en) 4475. 9717, gi-, beswor: fůr 8589. 10506, giwoch 10735, gefiůren 5679, gifégen ‘gevüegen’ 9485. zů, präp. ist häufiger als ze. iu erscheint meist als iu, erhalten auch in den Flexionsendungen, z. B. diu 2977, siu 2978, driu 3206, elliu 3689, zeheniu 3935 wie im Sing. Präs. der u-Reihe, z. B. enbiute ich 10763, du verliusest 10575, schiuzet er 9918. Seltener bleiben u und ů, z. B. lute ‘Leute’ 6467, luchte imp. 3187, turre 9483, betute: liute 9939, erlůchtet 7299, schůz imp. 10859, grůlich 3070, einmal auch stiůret 3037. Ausnahme bleibt diphthongiertes heute 10862. Für iuw wird Schreibung iw bevorzugt, so riwe 5815. 6739, triwe 5350. 7605, iwer 85. 1501. 6170, niwen 5594, niwiu 8515. Hauptschreibung für ou (öu) ist ǒ, z. B. hǒbet 6791. 6826, ǒgen 10034, frǒde 10969, urlǒp 4030. 10554, ǒch 8439. 8440, bǒngarten 5323, woneben nur spurenhaft v mit übergesetztem o in linbvmin 7984, ebenso in chvf 3902. Auch für ouw ist ǒw geläufigste Schreibung, z. B. frǒwen 5268, woneben vereinzelt frǒve, z. B. 9986. 10600, und fron 3370.

Im Nebenton wechseln e und i, z. B. dehein 1539 und diheinen 1491. gi- ist besonders häufig, z. B. giwesen 1222, gislahte 1541, gidachte 1580. Vgl. auch biraten 4460, obirn 1841, machite 1911, opphiriten 3821, abindes 1670. Nach r und l nach kurzer Silbe ist e oft gefallen, z. B. vil wol dar 2594, her 2412, verlur 10888, edel 1774, micheln 1449, cheln 1704, bewarn: varn 2025, verlorn: giborn 2039, woneben chele 2736, ubile 2525, widere: nidere 10939, givaren 6030, andires wndires 5060. Auch sonst kann nebentoniges e schwinden, z. B. als 3610, chunn 3697, dem hǒbt 3302, eidem pl. 4192, rich 3986, die Prät. fůrt 3644, bracht 5649, leidet 7856, ginet 3245, moht 8904, wolt 10005, solt 11090, vereinzelt auch warn ‘waren’, z. B. 3281. 3311. 8420, sern adj. 3021, lebn: gebn 6749, obn 7640. Häufig ist gnuech, z. B. 3905. 3914. 4193. 7652. Beim Pronomen wechseln etwa sineme 4574, sinem 5364. 5993 und sime 2698. 3321. 4146, eineme 4193, einem 2705 und eime 6050. Nicht ungewöhnlich sind boseme 2739, irdischeme 3411, auch von me 3623, vom me 9710, ein ‘einen’ 3664. 5752. An farbigen Vokalen

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in Nebenton beachten wir vereinzelt dar ana 3725, dannan 5507, gozogenliche 6111, heti 7407, gerni 3093, der voni 4603, ubili 5506. Neben viant 5854 steht vient 2534. Es gilt (n)iemen 1843. 7979. Neben gewöhnlichem dar... stehen die Schwächungsformen der mit 3602, der nider 4054, der zů 4071, auch dran(e) 1733. 4905, drume 6374, drůfe 6902.

Im allgemeinen gilt Auslautverhärtung, doch stehen bei b p und b nebeneinander, z. B. lip: wib 10135, apgoten 3821, abgoten 4140. k erscheint im Auslaut meist als ch, seltener als k, vor allem vor r und l auch als c, z. B. chomen 8. 56. 2594. 2642, chalt 1682. 2730, chint 8073. 8158, komen 602. 1446, chraft 813, cranch 11085, chlage 1005, clage 4840, chnien 7564, cnie 7560. ch herrscht auch im Inlaut vor, z. B. starche 1820. 2901, ancher 501, werchen: gimerchen 1543, volche 642, woneben nur selten k, z. B. starken 219, schenken 1306. Im Auslaut gilt ch, z. B. danch: tranch 4605, werch 5207, volch 492, auch für auslautverhärtetes g, z. B. berch 348, dinch 1411, gefůchliche 898, im Silbenauslaut auch c, z. B. wincte 10850, tincte(n) ‘Tinte’ 10790. 11223, sprancte 8944, iuncfrǒwen 1327, willeclichen 11013, listecliche 344, frumicheit 678. Auch für kk ist ch das übliche, z. B. nachet 2946, dechelachen 1418, diche 955. 1312, bruche 6338, buchel 5784, woneben nur vereinzelt dicche 10176. 10472. ch-Schreibung gilt im In- und Auslaut nach Vokal, z. B. michel 407, brachen 32, versůchen 377, ich 9851, ǒch 9958, sach 1811, gischach 7656, h dagegen in solh- und welh-. Es wechseln cht und ht, z. B. mochte 1605, mohte 797, bracht: naht 6523, mohte: duchte 10439, fůrchte 1583, fůrhte 9676, ebenso hs und chs bei überwiegendem hs, z. B. wahs 10621, gewahsen 5153, wehsel 7159, buchse(n) 9916. 9939. Im Typ saget, maget, liget, auch egislich, tagedinch, bleibt g in der Regel erhalten. Einzelfälle einer Zusammenziehung in treit ‘trägt’: reit ‘redet’ 1597, geleite ‘legte’ 5692. befelhen wahrt h bis auf einige Reimfälle, ebenso sehen und slahen. Das gleiche gilt für (c)h in nach, nahen, hoch, hohe. Neben gewöhnlich durch beachten wir ein dur 2552, neben üblichem ch vereinzelt ic ‘ich’ 1490, iuc ‘euch’ 2024, dacten ‘dachten’ 6954, auch rilich 8237. Hauptschreibung für ‘nicht’ ist niht, woneben im Reim auch niet, nit, nieht, nihet, dazu verstärktes niut 3606. genen ‘jenen’ 3642 steht neben jenre 4722, g auch in verge 3050, winege 3648, mueget 4430, frigen s. 4500.

Im Anlaut gilt b, dies auch in berln ‘Perlen’ 1711, bulver 2501, bech(e) 3142. 5265. Neben üblich gibet steht git 9883, haben überwiegt han. Neben üblich aber steht auer 3706, vgl. auch vereinzeltes warf 7951 neben sonst warb, anderseits hobes ‘höfisch’ 8967, nebe ‘Neffe’ 10858 neben hoves 8969, nefe 9012. p bleibt unverschoben in portinare, -aere 3100. 3199, valporten 4790, vereinzelt auch in plach 5225 und chnop 5745. p kann eintreten z. B. in růmpten 1160 und rampten 4716. b ist erhalten in umbe, chumber, tump, nur einmal drume 8620. Für die Affrikata ist ph gewöhnlichste Schreibung, z. B. pharit 1759, phile 6895, ephel 3499, opher 2312. Neben scharphe(n) 4553. 6752. 9116 steht scharfe(n) 4704. 6668, neben chanphes 8678 chanf 8746. 9618. Wir beachten auch ůnsenfpten 8689. Im Anlaut ist v vor Vokal, f vor Konsonant das Übliche. Im Silbenauslaut kann f vereinzelt schwinden, z. B.

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graschaft 4181, fiunhundert 5043. gidraft 6857 zeigt hyperkorrektes ft für cht. Gelegentlich sind v und w austauschbar, z. B. wil ‘viel’ 5784. 10597, wor ‘vor’ 8936, giwers ‘fährst’ 3700, vol ‘wohl’ 6954, vare ‘wäre’ 7521, volter ‘wollteer’ 6772, frǒve 9986.10600.

d und t sind im allgemeinen sauber geschieden, wir beachten vereinzelte d in zedode 9666, magedin 10026. 11268. nd in z. B. giwande 1752, londe 1873 ist fest, lt und ld stehen nebeneinander, z. B. wolter 5902, wolder 5901, schilte 4730, milde 1796. Für t begegnet vereinzelt th in z. B. enthohten 2671, borthe 1716, gihorthe 1784, sogar ht in fůrhte ‘führte’ 1766. Im Auslaut kann t fehlen, z. B. bidach: brach 4461, nach 2546. 3421, lieh 5677, zinshaf 3688, friuntschaf 3601, mi dem ‘mit dem’ 7635, ebenso im Silbenauslaut, z. B. ernesliche 8452, wirschaft 4141, friunliche 5021, häufig en- statt ent-. Ausnahme bleibt tochre ‘Tochter’ 8589 wie umgekehrt ander halpt 7084, ebenso g für d in begungen ‘begannen’ 6393 und Zusammenziehung über d in reit ‘redet’ (: treit) 1598. Wir beachten vereinzelt de(r)- für er- in z. B. derzurnde 11040, dechenne 10527, auch detwanch ‘bezwang’ 11406. Für die Affrikata ist z die geläufigste Schreibung, auch z. B. in luzel 3754. 4076, schuzen ‘Schützen’ 8862, sizen 3758, woneben selten zz, z. B. in sizzen 2748, unnuzze 11254, im Anlaut gelegentlich c, z. B. cinne(n) 6342. 6888, cecleine 7609, wir beachten chinz ‘Zins’ 428, zweichich 7240, zweiczich 8102 neben zweinzich 4549, enscvischen 7085. Für die Doppelspirans wechselt zz mit häufigem z. Im Anlaut vor Vokal herrscht sch, vor r aber sc. s bleibt auf gisehen ‘geschehen’ 2611. 3304. 10106. 10175. 11196. 11440 beschränkt. Wir beachten schůln 1. pl. 359. 360 neben sůln 1571, suln 1573, auch vereinzelt schůhter ‘suchte er’ 7762, enschůp ‘entsuop’ 4653. Im Auslaut aber ist s das Gewöhnliche, z. B. tis ‘Tisch’ 10457, fleis ‘Fleisch’ 6600. 7477, vals ‘Falsch’ 11262, hovesliche 5292, mennisliche 3096, auch gemisten ‘mischten’ 7372.

m kann in n übergehen in z. B. lussan 6643. 10680 (: Troian) neben üblich lussam, arnbrusten 5547 neben arm brůsten 7160, chanf 8746. 9618 neben chamf 9646. Angleichung zeigen ummaze 8162, ummaht 8174. n ist fest in tůrn 6989. 7018, ohne n gilt chunich 3850. 3853. sit und sint adv. gelten nebeneinander. Wir beachten ein kenhte ‘Knechte’ 3670. Der flekt. Inf. Wahrt nn, z. B. zetůnne 5615. 8760, zelobenne 7060. 8292, zevehtenne 8478. ros und ors gelten nebeneinander, ebenso ze- und zer-. Vereinzelt stehen brurch ‘Burg’ 7157, giwafr ‘warf’ 8657, giwohrt ‘geworcht’ 9456 wie mǒte ‘Mutter’ 2368, ritten ‘Rittern’ 5229. Immer rr zeigt herre.

Beim Pronomen und Adjektiv beachten wir fast durchstehend Erhalt von -iu im Nom. Sing. Fem. und Nom. Akk. Pl. Neutr., siu, diu, liebiu, beidiu, driu, disiu, sogar mit mehrfacher Auszeichnung diu manigiu schameliciu wort 1926, diu unchundigiu diet 4671, dazu der Instrumental von diu 6420. 8894. 9964. 10145. 10348. 11188, diu gelich 1542. Nur spurenhaft begegnen die Akk. Sing. Fem. sei 4315 (andere Hand) und dei 5583. iu dt. und iuch acc. sind im allgemeinen reinlich geschieden. ir bleibt fast immer unflektiert. Die Hs. scheidet zwene m. 1740, zuvo f. 5688, zwei n. 8012. Ihr sind dehein und deweder geläufig. Wir beachten ein miche ‘mich’ 2413.

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Bei den Verbalendungen zeigt die 1. Sing. Präs. gelegentlich –(e)n, z. B. schamen 1528, qveln 2391, gewinnen (:) 3790, entseben: biben 10121, die 2. Pl. gelegentlich -ent, z. B. vernement 5337. 5241, wesent: ginesent 7495, slahent 7493, habent 5329, hant 2470, die 3. Pl. meist -ent. n-loser Infinitiv reche 2303 bleibt Ausnahme. Die 2. Sing. Prät. Ind. wahrt die alten Formen quame 3174, wrde 8029, verlure 8037, gewnne 8225, bestunde 10295, ware 8062. 8076. 8144. Vokalwechsel im Sing. Präs. der e- und u-Reihe ist erhalten, s. oben. Wir beachten vahten ‘fochten’ 3840. 8912, scrir(e)n 2944. 3283 und die Kurzformen la imp. 10542. 11295, lie prät. 3130. chom, chomen ist Hauptform des Versinnern, quam, quamen des Reims. Es gelten gen und sten, -a- wird höchstens unter Reimzwang nachgegeben, beachtlich z. B. steat: enphat 10413. Im Prät. steht neben üblichem giengen z. B. gie 7374, giegen 4797, auch geignen 6642. Im Prät. von wiz(z)en wechseln wesse und weste, woneben von der andern Hand wiste 11448. In der 1. 3. Pl. von mugen gilt megen, z. B. 2372. 6640, in der 2. Pl. meget, z. B. 1128. 1475. 9984, im Konj. mege. Fest sind die Präterita můse, muose, ferner o in chonde, gonde, begonde. Es heißt wel(le)t 2. pl. ‘wollt’, wellent 3. pl. Neben bist 2. sg. 3598 steht der Imp. wis 2620. 2623. 9768, die zusammengesetzten Zeiten von ‘sein’ und ‘liegen’ werden mit sin gebildet, z. B. sin giwesen 1222, ware giwesen 1643, wolde sin gilegen 8269. Wir beachten giwas ‘gewesen war’ 1660. Im Inf. überrundet haben wenige han. Im Präs. Sing. gilt han, has, hat. In der 1. 3. Pl. wechseln han(t) und haben(t), in der 2. Pl. häufiges habet mit ha(n)t. Im Prät. Sing. ist hete Normalform, woneben gelegentlich heti und het, vereinzelt habete 771, habite 8527, im Plural heten, woneben vereinzelt haten 1193.

Abgesehen von mitteldeutschen Spuren einer Vorlage, vor allem im Reim, weist das Gesamt der Schreibungen eindeutig ins Oberdeutsche. Genauere Zuweisung ist schwierig, aber vieles weist auf bayrisch-ostfränkische, auch bayrisch-alemannische Berührungsgebiete. Aus dem Wortschatz weisen wir auf die sonst nur in bayrisch-österreichischen Handschriften belegten aneminne 1260 und inquichet 832, das hier zufrühst belegte höfische Fremdwort trůnzůn 7365, die vorzüglich im Oberdeutschen als Restworte lebendig bleibenden mies ‘Moos’ 2718 und schim ‘Schein’ 2285, die oberdeutschen (n)iender, ob ‘über’, offenunge, die hochdeutschen unz(e), sa, lanchseime, deweder, dehein. Das altertümliche deheinige läßt sich nur an althochdeutsche Fälle anschließen. older ‘oder’ 9666 scheint aus alde und oder verbunden wie in dem vereinzelten, gleichfalls bayrischen Fall in der Jüngeren Judith 162, 23. Die gelegentlich am verblaßten Anfang und Ende einiger Lagen erkennbare andere Hand scheint jünger und ‘bayrischer’. Wir beachten vor allem gelegentliche Kennzeichnung der Diphthongierung von î und û durch ei und aů, ferner ai-Schreibung neben ei, sei ‘sie’ acc. sg. f.

Die Spruchbänder auf den Bildern zeigen, zu deren Regensburg-Prüfeninger Stil stimmend, ausgesprochen bayrische Schreibungen einer weiteren Hand. Diese bietet, entsprechend den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts, noch

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keine Digraphen für î und û, schreibt also z. B. zit, ritet, hut, huse, uber lůt, da auch sonst ů einfaches u vertritt, bleibt auch bei iu, z. B. iu, enbiutet, schiuz, hiůte, wenn auch das Nebeneinander von mit friuden, frǒde, frode wohl andeutet, daß iu schon diphthongiert war. iuw wird durch iw vertreten, z. B. riwen, triwen, iwer, getriweclichen. Wir beachten vor allem ai oder sogar aei für ei in z. B. raise, dehain, aine, aide, baidiu, geschaide, haeiz, waeiz, geraeit, warhaeit, gelaeitte. Letzteres muß also auch schon Anfang des 13. Jahrhunderts möglich gewesen sein. Für ie wechseln ie und i, für uo ue und u. ouw wird vertreten durch ow in z. B. frowe, schowen. Umlaut fehlt in varst ‘fährst’. Schwachtoniges e ist häufig synkopiert oder apokopiert. Für k gilt an-, in- und auslautend ch, z. B. chomt, choph, chlagen, dunchet, berch, bei der labialen Affrikata überwiegt pf, z. B. pflegen, champf, woneben choph. b ist erhalten in umbe. In z. B. ih, mih, gedaht gilt einfaches h. Wir beachten schol 1. 3. sg., das zu dieser Zeit im Umkreis Regensburgs gut bezeugt ist, ebenso schul(n) 1. pl., schult 2. pl., woneben nur vereinzelt sult, scult. Auffallend sind thotter ‘Tochter’ neben tohter, crhone ‘Krone’, beachtlich riter ‘Ritter’. e gilt in gen und sten. ‘lassen’ zeigt mit lan, la, lat nur Kurzformen, neben han, hast, hat steht habe(n). dizze und diz stehen nebeneinander.

Die Handschrift M

Die Pergamenthandschrift Cod. germ. Monac. 57 der Staatsbibliothek in München stammt aus der Bibliothek Johann Jakob Fuggers, die 1571 von Herzog Albrecht V. von Bayern für die herzogliche Bibliothek angekauft wurde. Daher die Abfolge verschiedener Signaturen, Fugger Sta. 9. N. 60. D, herzogliche, später kurfürstliche Bibliothek Manuscr. Teutsch St. 4. N. 15, dann 237, dann No. 223. Wir können uns der knappen, gediegenen Beschreibung von Erich Petzet anschließen, Catalogus Codicum Manu Scriptorum Bibliothecae Monacensis, Tomi V Pars I, München 1920, Die deutschen Pergament-Handschriften Nr. 1-bis 200 der Staatsbibliothek in München, S. 94-96. Der Kodex des 13./14. Jahrhunderts vereinigt zwei verschiedene Handschriften, die im 16. Jahrhundert in einen schlichten weißen Lederband zusammengebunden wurden, jede Handschrift von einer Hand geschrieben. Die erste enthält auf Blatt 1-52 Mai und Beaflor mit einigen Verlusten vor allem am Schluß, die zweite auf Blatt 53ra-134va die Eneide, wobei durch Verlust eines Quaternios Vers 1-1174 fehlen, auf Blatt 134va-165ra Otte's Eraclius, unvollständig. Die Eneide ist zweispaltig geschrieben, mit abgesetzten Versen, gewöhnlich 37 in der Spalte, gelegentlich aber auch bis zu 41, Blattgröße 21,8 × 16 cm, Schriftspiegel 18 × 12,5 cm.

Wo die Augsburger Fugger Mitte des 16. Jahrhunderts den Kodex für ihre kostkare Privatbibliothek auftrieben, wissen wir nicht. Immerhin verraten uns die Schreiberverse am Schluß der Eneide, daß die Abschrift von einem Růdolf von Stadekke in Auftrag gegeben wurde. ‘Dies Ministerialengeschlecht’, vermerkt

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FechterGa naar voetnoot18, ‘stand im Dienst des Herzogs von Steier und des Erzbischofs von Salzburg und hatte seine Burg nördlich von Graz. Ein Rudolf von Stadegge, der oft neben Ulrich von Lichtenstein und Herrand von Wildon urkundet, ist als Minnesänger bekannt. Sollten die Schlußverse aus der Vorlage übernommen sein, so könnte der Minnesänger recht wohl als ihr Besteller in Frage kommen, aber auch im andern Fall bestätigt sich erneut, daß gerade der steirische Adel zu den besonderen Freunden der höfischen Poesie gehörte.’

Interessant sind einige Glossen der gleichen Hand. 1328 wird zowen, im Oberdeutschen absterbend, durch eilen, 3005 reimgebundenes ver' durch veregen glossiert; 2928 Pluto als. deus inferni und 2931 Proserpine als dea inferni gekennzeichnet. Auch mule 9316 glaubt man durch lat. mulos erklären zu müssen.

Zum oben Festgestellten stimmt der südbayrische Sprachcharakter der Handschrift. Für a, altes und Umlauts-e kann gelegentlich auch ae stehen, z. B. für a bestaetet 8410. 9572, baelsaem 8357, balsaeme 9487, maermere 9416, viaenden 6953 neben sonst viande oder veinde, mit Umlautsmöglichkeit geslaechte 6123. 9937, phaert 5242. 5278, phaerides 2711, haermein 13192, taeuelin mit zwei Punkten über ae 10618, aeltiste 4707, taegidinch 10329 neben tagidinch, für altes e waer 5567. 5574 neben wer, saeltsaene 2999. 3150, daez gen. 7950, lochaehte 2718, auch chemaenaten 10786. Für den Umlaut von â stehen neben gewöhnlichstem ae auch e, ë, z. B. ezze: vergaezze 2849, erkere: waere 4096, chamerëre: maere 2479. Im übrigen sind Umlautsbezeichnungen unsicher, da z. B. ü, ú, ue, ů, ö, ó, oe auch für die entsprechenden Vokale ohne Umlautsbezeichnung stehen können, vielleicht deren Mittelgaumigkeit andeutend. Wir beachten ie für i vor r in z. B. schrieren 3283, ierdischem 3411. ie wird mit ie oder i wiedergegeben, uo entsprechend mit ů, ue, ü oder u. Für ei gelten ai, auch aei, neben ei, z. B. weizgot 10600, waizgot 10607, waeisgot 16589, dehein 3607, aines 2471, erbaeis: waïs 6047, breit 1723, brait 5159, prait 5198. Für ou erscheint neben ou, oů, oü, ǒ, ö, o auch au, vor w entsprechend ow, öw und aw, äw, aw mit zwei Punkten über w, z. B. ouch 6719, oůch 4582, oüch 5496, och 7715, auch 6087, ougebrawen 2723, hǒfstat 3681, chöfman 9251, gelauben 4921, schowen: frawen 2695, schöwen: häwen 6389. Diphthongierung wird weithin schon in der Schreibung deutlich. Neben i steht häufig ei, auch in Ableitungssilben, z. B. spise 4075, speise: leise 3499, pei seime 3882, sin: schein 3925. reichen: iaemerlichen 3297, danchleichen 3922, leineinem 5681, vereinzelt steht entweichen: straeichen 11957, laiden 2629. Ähnlich steht neben u, ů häufig au, auch aü, aů, gelegentlich auch ue, ou, z. B. hůs 2601, haus 4681, důchte 10443, dauchte 10440, auzer 4037, aůzer 3425, truerclich 3301, traürichleichen 10436, maüren: gebouren 12151, bouch ‘Bauch’ 11949. Für iu gelten neben gewöhnlichstem iu, woneben ů und ü, auch die Digraphen au, aue, aü, ou, z. B. tiure: fiure 10113, missenüzet: schiuzzet 10953, laüte: hiute 8621, herlaute: hůte 8779, lauet

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2942, laute: betaute 9939, lühte 1751, lůchte 9536, lauchte 9093, graulich 2727, in chrauces weis 9433, broutigům 13166. Für iuw steht gewöhnlich iw. Nebentonige Vokale erscheinen meist als e, selten als i. Nebentoniges e ist vielfach apokopiert, aber kaum synkopiert, auch nicht nach r und l nach kurzer Silbe. Es begegnen sogar Fälle wie zoren ‘Zorn’ 4262. 4802, un-geren ‘un-gern’ 1565. 1708, zorenchleiche 8684, starch 4579. Die Präp. ‘zu’ lautet meist ze oder zů, woneben zue, zü, zu.

Neben anlautend b ist p geläufig, z. B. bei 4571. 4952, pei 1642. 4574, palde 1817, pezzer 1272, pette 2328, plůtende 2963, pringen 1573. Auch im Auslaut stehen b und p nebeneinander, z. B. gab 5365, hub 1871, warb 5541, leip: wip 2727, urlöup 5992. ff und f wechseln, z. B. waffen 5880, wafen 6580, grifel 10619. Die Affrikata wird im Anlaut durch ph wiedergegeben, z. B. phaert 5242, phlaege 5571, pheilisen 11905, postkonsonantisch durch pf, z. B. champf 11329, chanpfes 8678, scharpfen 11472, auch f und fph, z. B. chanf 9618. 12170, scharfen 6752. 12114, zechanfphe 11091, intervokalisch pph, z. B. oppherten 6224. Umgekehrt beobachten wir pft für ft in schripft ‘Schrift’ 10818, schepfte ‘Schäfte’ 11831. Angleichung zeigen enphiengen 6442, enphangen 7227, zusätzliches p z. B. chumpt 2071. 10326, sampt 2788, sampne 7356, schampten 8932, rümpte: saümpte 1967. Kontraktion über b begegnet in geit ‘gibt’ 8663. 9883, reimend auf geleit ‘gelegt’ 9435. b ist erhalten in z. B. umbe 2068, drumbe 1949, woneben chummer 10423. b für w zeigt varbe 5169. 9836, varblos 10509, umgekehrt w für b vereinzeltes gewen ‘geben’ 8519. Es wechseln z. B. hövesch 8967, hobesch 8969 und hufschaere 12862. wolben ‘Wölfen’ 7135 hat sich dem Reimwort cholben angeglichen. Vereinzelt bleibt hefen ‘heben’ 8829, want ‘fand’ 6408 wie alzöwes ‘alzoges’ 1643. Für ‘Löwe’ gilt leü. Für anlautend k ist ch geläufigste Schreibung, z. B. chan 1600, chunich 3323, chlaine 1273, ebenso inlautend, z. B. schalchen 6489, starche 2265, wie für auslautverhärtetes g, z. B. mach: tach 1601, sich ‘Sieg’ 8616, lanchsaeme 4521, minnichleiche 2163, iaemerchleiche 2518. g statt k im Anlaut zeigt golter 9300. Die Geminate ist durch ch, k, kk oder ck vertreten, z. B. truchen 8416, diche 2053, nachet 2946, prachen 4555, roche 4556, gelueke 5985, buekel 5784, ruke: brucke 6957, prukke 6338, prucke 6985. Kontraktion über g zeigen z. B. meide 9020 gegenüber sonst magide, eisleicher 2703, leit(en) ‘legte(n)’ 3765. 11892. 11929, geleit ‘gelegt’ 8270. 11650, gelet 8302, im Reim auf geit ‘gibt’ 9436, woneben legite 1850. Es heißt aber immer tagidinch 12648, taegidinch 10329. Erhalten ist h in z. B. slahen 5223. 7038. 11798, vahen 5919. 10140 neben enphan, bevolhen 4113. 6961, bevalch 10961, gach: nach 12683, wa(c)hset 3535. 8491, vahs 5156, sperwehsel 7159. Neben ht steht schon meist cht, z. B. dauhte 5299, dauchte 6550, toechter 4582, geslaechte 6123, nacht 6490, liecht 5677. Neben geläufigstem nicht steht niht, selten nit. Neben quaelen 3428, quelte 3522, qualten 6438 verzeichnen wir choln 3431, chelten 6939. Unsicherheit zwischen t und d zeigt z. B. friunte 7050 neben friunde 4509, wider ‘Wetter’ 1813 neben wetter 1823, betaute ‘bedeute’ 7472 neben ze daute 13432, auch scheidel 5157, mandel 1719. 1725. 3863. 5194,

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magedein 10026. 11395, tausint 5087. 5869. ‘Ritter’ und seine Ableitungen erscheint mit t oder tt. t ist geschwunden in z. B. nich 8068. 10067, leich 4208, gewafen p. p. 9076, wilbrat 4806, ernshaft 8062, friunschaft 4118, hǒfstat 3681, gelegentlich in en(t)-, angetreten in z. B. sust 4445. 11052, nindert 5939, dannocht 8400, baidenthalben 7959. Über d kontrahiert ist vereinzeltes reit ‘redet’ (: treit ‘trägt’) 1598. zz und z stehen wahllos nebeneinander, z. B. auzer mazzen 2073, besezze: eze 6317, hirzzen 4616, hirzen 4670. z und s gehen schon durcheinander, z. B. waiz 5024. 5061, wais 4870. 4910, schiuz 10901, schius 10859. Zur Bezeichnung der Affrikata überwiegt tz im In- und Auslaut, z. B. gesetzet 9547. hertze 7067, holtz: stoltz 6709, woneben zz z. B. in gesezzet 5793, swizzen 10122. Wir beachten schas ‘Schatz’ 6277, uns ‘bis’ 13175. sch ist Normalschreibung, z. B. schef 1976, schoner 5155, vische 3773, aischen 6264, hoveschait 5773, hóbsch 5051, woneben vereinzelt sc, z. B. gescehen 3165, auch s in swm, mit o über w ‘Schaum’ 3236, vgl. umgekehrt sch für s in emschůp 4653, häufiger auslautend, z. B. mennislicher 3171, houesleich 3782, girshait 12599. m erscheint gelegentlich zu n geschwächt, z. B. haim 8776, da heine 2251, heinleich 5228, lobesan 6686, champf 11329, chanpf(es) 8678. 8721. mm steht gewöhnlich in nimmer und immer, zu einfachem n erleichtert haben die flektierten Infinitive ze gebene 11709, ze lesine 13446, zesagene 10647. Nebeneinander gelten ros 4724. 4729. 7833, rossen 10328 und ors 7897, orse 5222. 7070. 7826.

‘Gott’ zeigt einmal, sogar gegen den Reim, -er- Plural, goter (: pote) 2763. Beim Pron. ist diu für Nom. Sing. Fem. und Plur. Neutr. gewahrt, gelegentlich sogar auf den Akk. Sing. Fem. übertragen, z. B. 2973. 4767. 9988. 10009. -iu bleibt z. B. in driu 3206, paidiu 2866, welhiu 3157, elliu 3689. Wir beachten auch die Instrumentalfügungen von diu, z. B. 6420. 9165. 10145, und diu gelich 1542. Im allgemeinen scheidet die Handschrift zwischen si nom. sg. f. und sei acc. sg. f. woneben nur selten si. sei ist nicht selten auch auf den Akk. Pl. übertragen, z. B. 3055. 4831. 6456. 6585, selten auf den Nom. Sing. Fem., so 10046, oder den Nom. Pl., so 6459. Auch iu dat. und iuch acc. sind meist gut geschieden, vereinzelte iuch dat. z. B. 2072. 2446. 5408, iu acc. 2470. 12907. 13076. Possessives ir bleibt in der Regel unflektiert, Fälle wie irem sune 5845, iren schin 2285, irer manne rat 12646 bleiben selten. Es gelten ditz und dirre wie dester.

-n-loser Infinitiv zeigt sich nur spurenhaft, sage 8276. 9094, ebenso 1. Sing. Präs. auf -en, ich entsiben (:) ... swizzen und biben (:) 10121. In der 3. Pl. Präs. ist -ent meist gewahrt. In der e- und u-Reihe ist fast durchgängig der Vokalwechsel noch beachtet, z. B. ich stirbe 10408, gihe ich 10570, wirdest 9328, phliget er 9921, enbiut ich 10763, du verliust 10575, schiuzzet er 9918. Die alte Form wahrt auch die 2. Sing. Prät. Ind., z. B. du wurde 8029, du waere 8158, du verlur 8037, du ... trůge: slůge 12597. Wir beachten das vor allem bayrische schri(e)ren 2944. 3283, ferner vachten ‘fochten’: machten ‘mochten’ 8911. Das Prafix zer- ist herrschend gegenüber vereinzelten ze-. Normalformen des Schreibers im Prät. von ‘kommen’ sind chom sg., wogegen cham zurücktritt, das neben quam vor allem im Reim

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geduldet wird, und chomen pl., woneben im Reim quamen. Es gilt fast ausschließlich e in gen und sten. Wir beachten gie 12446 neben üblich giench. wesse ‘wußte’ überwiegt weste. Neben můse (müse, muse) dagegen bleibt můst 1606 Ausnahme, ebenso machte(n) 8911. 12966, 8911 sogar in den Reim gestellt, gegenüber mochte(n). Neben töuch 3. sg. 2111 steht analoges toücht 1586. ‘sollen’ zeigt nebeneinander sch- und s-, z. B. schol 2280, schulen 3814, sol 2287, sulen 8510. Im Versinnern gilt ist, wir beachten ein ausgeglichenes war ‘war’ 3312. Für ‘lassen’ sind nur Kurzformen gebraucht, z. B. die Imperative la 3119. 10542 und lat 12542, lie prät. 1768. haben inf. ist weit häufiger als han, während sich in der 3. Pl. habent und hant etwa die Waage halten. Im Prät. stehen neben geläufigstem het(e) vereinzelte habite, haete, hiete. Wir beachten vor allem das bayrische hiete 6090.

Aus dem Sonderwortschatz der Handschrift weisen wir auf bayrisch aneminne 1260, oberdeutsch offenunge 10360. 10835, girshait (= girischheit) 12599, das nur hier bezeugte sprundelen 7365, sprindelen 11939 für ‘Lanzensplitter’.

Die Handschrift w

Die Papierhandschrift 2861 [Hist. prof. 534] der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, jüngst beschrieben von H. Menhardt, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur 13, 1. Band, 1960, S. 481, bei Behaghel noch zitiert nach der älteren Signatur Altdeutsche Handschriften Nr. XII, liegt seit 1665 an dieser Stelle, als nach dem Aussterben der in Tirol regierenden Habsburger Linie die berühmte Ambraser Sammlung an die Wiener Hofbibliothek fiel. Daher noch die Signatur auf Bl. 1r MS. Ambras 294. Die Handschrift gehörte vorher zur gräflich Zimmernschen Bibliothek, die 1576 in die Ambraser Sammlung aufging. Darauf deutet noch die Standzahl [4]2 auf dem Rücken oben des weißen Ledereinbands aus dem 16. Jahrhundert. Zu dieser Zeit befand sich die Handschrift also im Schwäbischen. Sie enthält, von einer Hand in flüchtiger Buchschrift des 15. Jahrhunderts, auf Blatt 1ra - 93rb die Eneide, auf Blatt 97ra - 209rb eine Kaiser- und Papstchronik bis 1474 in Prosa. Am Schluß der Eneide steht der Schreiber Jorg von Elrbach mit der Jahreszahl 1474, am Ende der Chronik Amen 1474 an sant Mangentag (= 6. 9.) vsgeschriben zů Pfaffenhusen. Dem (ost)-schwäbischen Sprachcharakter der Handschrift entsprechend möchte man Elrbach und Pfaffenhusen in diesem Sprachraum suchen. Menhardt denkt an Erbach a.d. Donau, im württembergischen Oberamt Ehingen, und an Pfaffenhausen in Unterfranken, nördlich Würzburg. Aber auch im Bereiche des ehemaligen Oberlandesgerichts Augsburg lassen sich nach Lehnerdt, Alphabetisches Ortsverzeichniß des Deutschen Reiches, 1880 ff., zwei Orte dieses Namens belegen, Ellerbach, Post Dillingen, im Regierungsbezirk Schwaben, und Pfaffenhausen im Regierungsbezirk Schwaben. Jorg von Elrbach kann also durchaus ein für

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die schwäbischen Freiherren von Zimmern tätiger Schreiber gewesen sein. Die Eneide ist zweispaltig geschrieben, mit abgesetzten Versen, 33-37 Verse in der Spalte, Schriftspiegel 22,4 × 15,2 cm. Abschnittseingänge zeigen rote Anfangsbuchstaben, die Versanfänge sind rot gestrichelt. Der Text der Eneide wird unterbrochen durch Seiten mit Bilderreihen, denen erklärende Überschriften beigegeben sind. Es sind rohe Federzeichnungen, wohl von der gleichen Hand wie die Schrift, aber kulturgeschichtlich wertvoll.

Der (ost)schwäbische Sprachcharakter dieser Handschrift vom Ende des 15. Jahrhunderts zeigt sich u.a. in gelegentlichen au für â, z. B. aun ‘ohne’ 2942. 4322. 4580, spaut: raut 2491, haust ‘hast’ 2375. 2761, haut ‘hat’ 5402, laugen: pflagen 2329, gemasen: lausen 2525, laus ‘laß’ 2611, schaufen: waufen 5575, ferner in vereinzelten aw für ô in z. B. waw ‘wo’ 6112, ‘wohin’ 2633. Für ei erscheint häufig ai wie für ou häufig au, vereinzelt auch a, z. B. prait: gerait 3701, flaisch 2497, ain 2834, tail: hail 2839, auch 2328. 2796, augen 2632, beraupt 5406, schawen: frawen 2483, rǎch: auch 2859, frǎden 6035, fräd 1887, hapt 4717, ölpam 6092. ie und uo bleiben Diphthonge, für uo steht. oft ua, z. B. muater 2368, pruader 2369, puachstaben 2512, muast 3718. 4311, puaß 4003. Diphthongierung von î zu ei wird öfters bezeichnet, z. B. gleich: ertrich 2795, leichte: richte 2817, weibe: leibe 2919, weile 2886, weigant 6313, veinden 7436, während û in der Schreibung erhalten bleibt, z. B. trut: krut 2847, trurig 2638, ducht 2639. iu wird durch ü, ue, vereinzelt auch eü, ew mit zwei Punkten über w wiedergegeben, z. B. für ‘Feuer’ 2323, lüt 2482, lüchten 2877, luete: betuete 7471, eüch 2467. 7470. 7474. 7481, ew mit zwei Punkten über w 1877. Der Text wimmelt von Entrundungen, z. B. ü zu i schisselen 3713, hitten 6037, ibel 2335, iber 2804, ö, ae zu e selicher 2965. 4317, sellent 2812. 4000, erlese: pese 5981, iu zu ei leit 6047, üe, uo zu ie grien 2510, plietenden 2963, und Rundungen, z. B. c zu ö moer 7443. 7468, hoer 2661, loeschen 2490.

Neben anlautend b steht häufig p, z. B. pin 2773. 2775, pring 2790, potte 2764, prachte 2843, gepieten 2765. Im Auslaut sind b, d,g oft erhalten, z. B. weib 4149, laid: gemaid 3993, naig: geschwaig 4155. h ist erhalten in bevelhen 5950, bevolchen 1903. 5953. Es erscheint vielfach, wie hier, als ch, z. B. sechen: beschechen 2611. Wir beachten schne 5245 und fraischlichen 2528. w steht für b z. B. in arwait 2628. 2673, herwerg 6260, Siwilla 3259. 3274. Es heißt schon bezwingen 2527, bezwungen 2375. Es gilt kam, kamen und gan, stan. Die 2. Pl. Präs. endet auf -nt, -nd, z. B. ir ligent 5956, sind ir 5960, ir hand 5974, land euch 5968. Wir beachten die typisch alemannischen- ir sunt ‘sollt’, z. B. 3712. 5978. 6126, und genun: kun ‘genommen: kommen’ 4733.

Das Bruchstück R

Das Regensburger Pergamentbruchstück liegt heute als Cod. germ. Monac. 5249 (19) auf der Staatsbibliothek in München. Besitzer lassen sich nur bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts nachweisen. Damals diente es als Umschlag

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einer Rechnung der St. Wolfgangsbruderschaft zu Regensburg. Dann ging es durch die Hände des Stadtpfarrers von St. Emmeram J.H. Wein, des Geschichtsforschers P.R. Schuegraf und K. Roth, nach dessen Tode es durch Kauf an die königliche Bibliothek fiel. Einem frühen Teilabdruck von Franz PfeifferGa naar voetnoot19 folgten die vollständigen Abdrucke von Friedrich Keinz, Mittheilungen aus der Münchener Kön. Bibliothek, III. Bruchstück aus der Eneide Heinrichs von Veldeke, Germania 31 (1886), 74-80, und von Fr. Wilhelm und R. Newald, Poetische Fragmente des 12. und 13. Jahrhunderts, Heidelberg 1928, Nr. 3, S. 5-9. Eine Faksimileprobe mit Übertragung bietet auch Gerhard Eis, Altdeutsche Handschriften, 1949, 22. Heinrichs von Veldeke Eneit. Es handelt sich um ein verhältnismäßig gut erhaltenes Doppelblatt von starkem Pergament. Bei breitem Rand deckt den Schriftspiegel 19 × 12 cm eine Schrift noch des 12. Jahrhunderts. Jede Seite faßt 35 Zeilen unabgesetzter Verse, die aber meist durch Punkte gekennzeichnet sind. Abschnitte beginnen auf neuer Zeile mit roter Initiale. Erhalten sind die Verse 5879-6057 und 6818-7002, also insgesamt 362 Verse. Dazwischen fehlen 760 Verse, also zwei Doppelblätter.

Auch die Sprachformen weisen ins 12. Jahrhundert. Neben Altertümlichem steht ausgesprochen Bayrisches, während Vereinzeltes eher ins Schwäbische weist. Aber zu dieser frühen Zeit lassen sich Bayrisch und Schwäbisch in gepflegter Schreibe noch nicht sicher voneinander abheben. Ein erster Eindruck, bayrisch auf mitteldeutscher Grundlage, trügt, denn die mitteldeutschen Spuren sind alle auch aus vereinzelten Möglichkeiten des Bayrischen deutbar. Das Bruchstück möchte man sprachlich am ehesten bayrisch-schwäbischen Berührungsgebieten zuweisen.

Neben üblich wol stimmt ein wal zu bayr. o zu a vor l wie auch im Rolandslied. Es gilt sol. Neben gewöhnlich bayr. chom ‘kam’ steht Veldekes quam nur im Reim. Dem Alter des Bruchstücks entsprechend bleibt â mit Umlautsmöglichkeit oft noch unbezeichnet, z. B. mare: ware 6915, Troyare: mare 6827, woneben ware: mere s. 5885, mere 5991. 6055, weren 6017. Neben bayr. stet: get 6025 steht nur unter Reimzwang Veldekes gan 6021. do gilt für Adv. und Konj. Diphthongierung ist noch nicht zu erwarten, daher phile 6947, phiele: wile 6895, uf 5953. 6888, uze präp. Für mhd. iu gelten iu und u nebeneinander, für iuw steht meist iw, z. B. uriunt 5913, uiur 6862, turliche 5935, lute(n) 5909. 5933. 6823. Neben iwer(n) 5938 beachten wir aber ewer 5940. 5953. ie ist gewöhnlich als ie oder ye erhalten, woneben i, z. B. shiere 5969, liez 5880, diete 5891, hie 5965, tier 6045, tyer 6052, gibit ‘gebietet’ 5963, hinch 6826, phingen 6932. Für uo und uo mit Umlautsmöglichkeit gilt gleicherweise u, z. B. tut: gut 5963, irsluch: genuch 6045, shuf 5910, muter 5887, ruren: uuren 6855, shif mude 6031, aber neben zu 6910 steht zǒ 6849. 6856. 6877. Für ei steht neben ei schon

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häufig bayr. ai, z. B. steine 6050, ein 6045, seilen 6875, ureissam 6993, gewarheit: rait 5997, shaidn: waide 5905, erbaiz: weiz 6047, ain 6930, maist 6967. Neben beident halben 6944 steht bedenthalben 6894. Die Bezeichnungen für ou schwanken zwischen ǒ, u, z. B. ǒch 5886. 5924. 6822. 6974, hubet 6826. 6956, urlǒp 5992. Zum tonschwachen e im In- und Auslaut verhält sich der Schreiber wechselnd, auch nach r und l nach Kurzvokal. Zumal in Präfixen steht gelegentlich i neben e. Für die Präposition stehen ze, zu, zǒ nebeneinander.

Für k im Anlaut überwiegt ch, z. B. chunich 6041, chom 6818. 6942, irchorn 5946, irchante 6821, chan 5948, woneben kunich 6033, kom(en) 6930. 6985, vor l clagen 6832. Auch im Inlaut und in der Gemination gilt ch, z. B. denchet 5958, starche 6899, diche 5923, ruche: bruche 6957. ch steht gleichfalls für auslautendes g, z. B. burch 5964, gnuch 5974, tach 6019, ulizech 6043, dinch 5911, mach ich 5950. h ist erhalten in beuelhen 5950, beualch 5995, geschwunden in z. B. niet 5988. 6902, shiet ‘geschieht’ 5943, inphlien: uf cien 5939. ht begegnet in der Vielfalt der Schreibungen th, t, cht, cth, z. B. nith 5907. 5968, ith 5948, reth 5915. 5993, nath 6018, mothe: dothe 6857, beduthe: mote 6869, gedate: brathe 6819, knete: mit reth 6933, ret 5944, geruchte: suthe 6843, uechten 5932, ticthen: ricthen 6823. Stummes h im Anlaut zeigen (h)ebene. 6876, (h)angest 6950. g ist erhalten in z. B. sagete 5886, en-, ingegen 6850. 6860. b bleibt im Anlaut, z. B. burch 6825, berch 6840, steht auch in bech ‘Pech’ 6864, erscheint im Auslaut als p, z. B. lip 5909. 5953. Im Inlaut beachten wir vereinzeltes hapet ‘hat’ 5946 wie Tiuer(e), Tyuer(e) 5999. 6009. 6026. 6039, swebel 6864, die alle bayrisch möglich sind. v steht gelegentlich für w in zvene 5898, aber wint ‘Wind’ 6013. Für die Affrikata im Anlaut gilt ph, z. B. phile 6947, phlagen 6851. Statt lf beachten wir vereinzelt helphe 5888 und bayrisch mögliches heluen 6988. ph, steht auch für tf in inphlien 5939. Wir beachten ruwiten ‘ruderten’ 6015. t wird durch t, oder th vertreten in z. B. luthe 5880. 5926 neben luten 5909. 5933, ld ist geläufiger als lt, z. B. gewalden: gehalden 5985, wolde 5902. 6021, solde 5905, shilten 5931, ebenso nd geläufiger als nt, z. B. branden: handen 6865, shanden 6917, nante 6921, aber es gilt allein rt, z. B. stursten: uurten 6015, harte 5882. 6053, sparten 6937, werten: ernerten 6951. t fehlt auslautend in hel ‘Held’ 6829, inphlien 5939, ist zugetreten in bedenthalben 6894. Wir beachten ticthen 6823. liden ‘litten’ 6978. 6997 zeigt wohl Ausgleich des grammatischen Wechsels. sch wird gewöhnlich durch sh, vereinzelt durch s wiedergegeben, z. B. shiere 5969, shol 5985, shif 6000, shuf 5910, shaiden 5905, shiezen 6885, siffen 5901. Für die Affrikata im Anlaut erscheint c oder z, z. B. citen 6032, hoziten 6040, cien 5940, zinnen 6888, im Inlaut z oder dz, z. B. shuzen ‘Schützen’ 6880, ludzel 5926 neben luzel 6819, sadzzen ‘setzten’ 5927, für die Spirans z, z. B. vuizen ‘wissen’ 5944, shiezen 6885. Fest ist rr in herre. Wir beachten wohl schwäbisches dincher ‘dichter’ 6947.

Bei den Pronomina weisen wir auf si n. sg. f. 5966, während neben si n.pl.m. 5896 siu 6900 steht. Durchstehend iz ‘es’ ist altertümlich, aber auch jünger bayrisch möglich. diu n. sg. f. 5964. 6021. 6026 herrscht gegenüber die 5889, das

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im Akk. neben di steht. Das Bruchstück scheidet zwischen iu, iv dt., z. B. 5943. 5963. 5977. 5980, und ivch acc. 5968. 5986. 5988, auch iǒch 5955. sin bleibt im Nom. Sing. unflektiert, ir immer. Wir beachten Nebeneinander von ime und im, eineme und eime, sineme und sime. Neben den eher schwäbischen keiner 5972, kein(en) 6886. 7001 steht dicheinen 6937 wie z. B. in der Kaiserchronik. Wir beachten swer 6843 und an sonstigen Kleinwörtchen z. B. ioch ‘und’ 6925, unze ‘bis’ 6910, gedoppeltes zu zǒ 6910, intsament 6921, hin nider 6941, uzer präp. 6825.

Beim Verb weisen wir auf das bayrisch mögliche ge-lose shiet ‘geschieht’ 5943 wie die Part. Prät. slagen 6847 und geben 5917. Neben bayrisch chom 6022. 6818. 6942, kom 6985, steht Veldekes quam nur 6056. 6994 im Reim, ebenso neben stet: get 6025 nur 6021 gan unter Reimzwang. Ins Oberdeutsche, besonders Bayrische, weist das Prät. gie 6825, in den angenommenen Bereich auch sholt 3. sg. 5949 und shult 2. pl. 5940. Es gilt muse(n) prät. ‘haben’ kennt für Inf. und 1. Pl. Präs. nur haben 6929. 6991, 1. Sing. han 5945. 6034, 3. Sing. hat 5965, 2. Pl. und Imp. habet 5924. 5974. 5983, 3. Pl. hant 5917 neben habent 5916, Prät. heten 6860. 6862, hiten 6012.

Das Bruchstück Wo

Das Pergamentbruchstück Cod.-Guelf. 404. 9 Novorum fol. (4) der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, einziger bekannter Rest einer zerschnittenen Handschrift, von von der Gabelentz entdeckt, diente als Umschlag von 183. Jur., Erotemata siue interrogationes et responsiones e divi Jvstiniani institvtionibus etc. opp. et studio D. Christopheri Preislebij Lincensis. Coloniae 1606. Abdrucke, mit einigen Fehlern, liegen vor von von Soltau, Bruchstücke altteutscher und niederländischer Gedichte 1. Aus Veldeck's Eneit, Mone's Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit 6 (1837), 48-50 und O. von Heinemann, Aus zerschnittenen Wolfenbüttler Handschriften IX, Zs. fdA. 32 (1888), 90-91.

Es handelt sich um ein zweiseitig beschriebenes Pergamentblatt, 20×13 cm, das 105 unabgesetzte Verse der Eneide enthält, 9951-10056, mit gelegentlich roten Anfangsbuchstaben. Jede Blattseite ist mit 26 Zeilen gefüllt. Behaghel wollte die Schrift noch dem 12. Jahrhundert zuweisen, sie gehört aber zweifelsohne erst dem 13. Jahrhundert an, wie von Soltau mid von Heinemann angeben, vielleicht sogar erst dem 14. Jahrhundert, wie auf dem Bruchstück von moderner Hand vermerkt. Zweimaliges ih 9957. 9968 für iz ‘es’ deutet aber auf eine alte Vorlage noch des 12. Jahrhunderts, in der sich z und h graphisch berührten, wie das auch für die Vorlage der Heidelberger Papierhandschrift angenommen werden konnte, s. oben S. LIV.

Die Schreibungen stehen der erstrebten mittelhochdeutschen Norm so nahe, daß eine sichere landschaftliche Zuweisung schwierig ist. Von den Besonderheiten, die im allgemeinen zurücktreten, weisen die meisten ins Oberdeutsche, teils eher ins Alemannische, teils eher ins Bayrische. Aber auch Mittel-

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deutsches fehlt nicht ganz, wie scal 9982 ‘soll’, durchstehend iz ‘es’, cumen p.p.: furnumen 10027, fur- ‘ver-’, int-, nummer, e zur Bezeichnung des Umlauts von â. Alles übrige weist nach Süden. Es gilt wol und uon. u mit und ohne Umlautsmöglichkeit wird gewöhnlich mit u wiedergegeben, woneben chůneges 10014. Lang-i und u sind erhalten, für letzteres steht u oder ů. Unverändert bleiben auch ei und ou, ov, dazu frowa ‘Frau’ 10020 mit der typisch alemannischen Endung. Für ie stehen ie und i nebeneinander, z. B. liebe 9970, hiez 10002, genieten: furbieten 9983, hilt 10019, dazu nummer 9957 neben (n)imer 9960. 9980. 9983. Für uo gelten u, ů auch in der Präp. zu 9992. 10010. 10038. Nebentoniges e kann bewahrt oder aufgegeben sein. Wir beachten fur- ‘ver-’ 9984. 10027. 10045. 10050, int- ‘ent-’ 9975. 10054. p bleibt unverschoben in plegen 9963, palas 10014, die Behandlung von b im Auslaut ist schwankend, z. B. lip: wib 9979. mb bleibt in warumbe 9967, darumbe 10044. k im Anlaut wird meist durch ch, selten durch c vertreten, z. B. cheres 9976, cham 10010, chunegin 9990, churzen 10047, cumen 10028, cunen 9964. Auslautendes g ist verhärtet, z. B. mac 9966, lac 10021, gnuc 9958. In der Gemination beachten wir dicche 10000. d und t bleiben im allgemeinen geschieden, erweicht ist wolde 10004. 10043, satzlautend steht vereinzelt daz tu ‘daß du’ 9974. h-Ausfall beschränkt sich auf den Reim. Wir beachten ch, chs und cht in z. B. ich 9960, durch 9967, michel 10030, gewechsede 9959, nicht 10025. 10048, tochter 9970. 9988 wie verschobenes banechen 10005. Im Anlaut wechseln häufigeres f und u, z. B. fenstere 10021, uenster 10017, für ft erscheint pht in semphte 9969, unsamphte 10055, semphtecheit 9968. Im Bereich der dentalen Reibelaute stehen z. B. scoz 10036, geheiz: heiz 10051, herze 10041, churzen 10047, swizzete 10056. Es gilt sc in z. B. scarfen 10037, sciere 10050, scone 9959. Wir beachten ros 10003 und rr in herre(n) 10021. 10031.

Die Pronomen bieten an Beachtenswertem durchstehend du ‘die’ nom. sg. f., su ‘sie’ nom. sg. f., woneben ein sie 10046, iz neutr., unflektierte ein und sin im Nom. Sing., durchstehend unflektiertes ir, decheinen 9985, swie 9972. Das Präsens der e-Reihe wahrt Vokalwechsel, z. B. wirde ich 9973, er inbirt 9981. Nebeneinander stehen minnest 9974 und interes: cheres 9975, dazu must: tust 9971, mochtes 9956. Analoge Endung zeigt schon du ... wurdes 9980. Wir beachten cham, allerdings immer im Reim, starkes bran 10046, und die oberdeutschen gie 3. sg. 9987 und intphihe 3. sg. 10040. Es gilt wesse ‘wußte’ 10048. 10054 und muse 10042, han 1. sg. 9985 und hete prät. 10026. Im Wortschatz wäre zu weisen auf gewechsede s. 9959, sit conj. adv. 10007. 10039, zu ein ander 9996.

Die Bruchstücke P

Franz Pfeiffers Bruchstücke, von diesem abgedruckt und kurz beschrieben in Quellenmaterial zu altdeutschen Dichtungen, I. Zur Eneide Heinrichs von Veldeken, 2. Pfeiffers Bruchstücke, Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Philos.-hist. Cl. 16. Bd., Wien 1869, S. 160-171, sind leider

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verschollen. Nach Pfeiffer handelt es sich um ‘sechs einzelne Blätter einer Pergament-Handschrift, klein Folio, in Spalten zu 35 Zeilen, ein Vermächtnis Grieshabers, für den’ er ‘sie im J. 1856, zusammen mit verschiedenen andern Bruchstücken mittelhochdeutscher Gedichte, vom Antiquar Fidelis Butsch in Augsburg gekauft habe. Sie dienten einer Reihe ascetischer Schriften kleinsten Formats ... als Einband, und gehörten ... einst dem Kloster Admont in Steiermark, von welchem sie Butsch’ mit anderem gekauft hatte. ‘Die Schrift ist sehr schön und sorgfältig und gehört jedenfalls noch in den Anfang des 13. Jahrhunderts. Die Initialen sind durchwegs rot. Die ersten großgeschriebenen Buchstaben jedes Verses stehen zwischen senkrechten Linien und sind etwas hinaus-gerückt. Leider haben die Blätter durch ... Verschneiden, durch häufigen Gebrauch, so wie durch Feuchtigkeit sehr gelitten, so daß Manches, auch nach Anwendung von Reagentien, teils gar nicht mehr, teils nur unsicher zu lesen ist.’ Die Bruchstücke überliefern die Verse 6373-6512. 6933-7081. 7362-7390. 7397-7498. 7502-7643. 8204-8483. Wir stützen uns in der folgenden Zusammenstellung der Schreibbesonderheiten auf den Abdruck.

Umlaut von kurzem a erscheint als e z. B. in vnveste 6409, schefte 7364, es bleibt aber z. B. schalchen dt. pl. 6489 und gewaltich 7622, als ae z. B. in di haelse 6956, gaerwe 8236. 8252, geslaehte (: rehte) 8471. Neben qveltens 6939 steht masten ‘mästeten’ 6462 mit Rückumlaut. Fest ist e in schef(f) 6474. 6480. Neben ritterlichen 7536 begegnet ein retterliche 7532. Zeichen für kurzes o sind o, ô, für kurzes u entsprechend u, v, beide gelegentlich mit Zirkumflex, aber auch v mit übergesetztem o, z. B. svn ‘Sohn’ 8476, für u mit Umlautsmöglichkeit außerdem vereinzelt v́ und v mit übergesetztem e. Für wu steht nur w, z. B. gewnnen 6991, wrde 7377. Auch für lange e, i, o wechseln e, ê, i, î, o, ô. Für Umlaut von langem a begegnen ae, âe. Für langes u beachten wir nebeneinander v mit Zirkumflex, v mit übergesetztem o, ǒ, was auf Diphthongierung weisen könnte, z. B. vf 6945, hvs 6484, wichvs 6980, jeweils mit Zirkumflex, hvben 7553, lvtern 8283, vermvret 8412, jeweils mit o über v, tǒsent 8398, hǒsgenôze 6977, dazu mit Umlautsmöglichkeit di sǒle ‘Säulen’ 7019. 8285. Gewöhnlichste Zeichen für ei sind ei, êi, eî. Neben meisterete 6395 beachten wir ein gemaistert 6405. Für ou stehen neben gewöhnlichstem ǒ einzelne ov, für ouw gilt ow. Für ie stehen neben üblichstem ie gelegentliche i, z. B. wi 8337, dinest 8212, schire 7637. 8243, niman 7402. 7543, nine 7549, immer hi (n)inder, (n)immer, auch î, z. B. wî 7516, schîr 7412, vînge 8447, einmal tyre (: gyre) 6458. Für uo mit und ohne Umlautsmöglichkeit wechseln v, v mit Zirkumflex, übergesetztem o oder e, z. B. chvne 6505. 7405, gvte 6933 mit einfachem v, blvte: zemvte 6463 mit Zirkumflex, slvch: genvch 7625, zv 6481. 7517 mit übergesetztem o, zv 6431, slvch 7043 mit übergesetztem e, für wuo beachten wir ŵ in verŵsten 6487. Für iu gilt iv, vereinzelt iv, v mit Zirkumflex über v, iw, für iuw gilt iw. Schwachtonige Vokale der Nebensilben sind wechselnd erhalten oder geschwunden. Schwund herrscht vor nach r und l nach kurzer Silbe, z. B. gewar: dar 6983, bar 7408, bevorn: zorn 6405, zal: zetal 6421. 6939, gevaren: scharen

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7371, bevolen: dolen 6961. Auch nach langer Silbe fehlt auslautendes e oft, zumal im Prät. der sw. Verben, z. B. geviel: chiel dt. sg. 7629, schîr 7412, vraget prät. 7514, salbet 8249, chlagt 8436, moht 7018.

b ist anlautend gewöhnlich erhalten, z. B. berch 6378. 6382, blat 6387, woneben aber palt 7058. 7636 und angeglichenes Lantparten 8383. Auslautend ist b häufiger als p, z. B. trêib: belêib 6415, grab: gab 8351, grvb: hvb 8401, jeweils mit o über v, lip 6952. 7036, grap 8265. Wir beachten heven 8241 und Tiver 6475 wie umgekehrt b für v im Reimfall geneben (: geben) 6974. b ist erhalten in vmb(e). p erscheint unverschoben in wap(p)en 6973. 8339. Wir beachten borte ‘Pforte’ 7031. kein ‘gegen’ 7013 neben gein 7031 und enkalt 7620. 7626 neben engelten 8468 zeigen Angleichung des g. Im Auslaut gilt ch, z. B. tach: slach 7377, berch 6378, lanch 7033, manich 6981, lebendich 6497, wenn g nicht geschwunden ist wie in berfrid(e) 6959. 7000. Wir beachten die Kontraktionen über g in leite ‘legte’ 8390, geleit ‘gelegt’ 8270, gein, kein ‘gegen’ 7013. 7031. Für k gilt an- und inlautend ch, z. B. cheren 6448, chleiden 8250, chnehte 6933, schalchen 6489, ertrenchen 7469, werchen 8208, woneben als Besonderheit archkaren 6436. In der Gemination stehen ch und kk nebeneinander, z. B. diche(r) 6374. 6947, truchen 8416, rvkke: brvkke 6957, brvkke 6985. Auslautend ist d erhalten in daz stad 6479, berfrid 7000. d herrscht in der Verbindung nd und überwiegt bei ld, z. B. lande: brande 6481, vndernomen 6495, bescheinde 7437, vergolden: bescholden 7071, gevalde: zalde 7401, wolde 6469, woneben engelten 8468, vmbescholten: vergolten 7585, während nur rt begegnet, z. B. harte 7619, werte 7446. Geschwunden ist t in der Vorsilbe ent- wie in wan ‘denn’, hinzugetreten in beidenthalben. Anlautend v ist häufiger als f, z. B. varen 6470, veste 6379, vleische 6463, vrivnt 7050, frivnde 8430, fvrste 7515, fiwer 6478. Wir beachten ff in scheff 6480. Für die Affrikata gilt ph, z. B. phile 6947, phlagen 7423, opheren 8345. ph begegnet auch in scharph 7033, scharphen 7040, helphenbeîne 8286, porphirie 8298. w ist geschwunden in drovnlichen 7490. Wir beachten wîwen ‘Weih’ 6457. h ist erhalten in z. B. zehen 7036, geschehen: besehen 6381, vliehet: ziehet 7473, slahen 7038, hohe adv. 7365, solhe(n) 7421. 7545, welhe 7475, bevolhen 6967, wogegen reimbedingt twan (: getan) 8245, im Auslaut als ch, z. B. vloch: zoch 7031, nach ‘beinahe’ 7558, woneben hô adv. 6959. Es gelten hs und ht, z. B. <ha>hsen 7369, gedaht: naht 6489, vnrehte 6413, mohte 6389, worhte: vorhte 7421. Im Bereich der dentalen Reibelaute werden s und z(z) sauber geschieden, z für zz ist selten, z. B. wizenlich 8404. Es gilt sch. Für die Affrikata steht neben geläufigstem z öfters c, z. B. ze 6399. 7411, ce 8379, chvrcen ziten 6391, zorn 7065, zwene 6964, herzogen 7632, cellen 8231, erciehen 7563, himelce 8291, für die Geminata tz, z. B. schvtze 7631, lvtzel 6424, satzte 8255, dies aber auch in hertze 7067. r bleibt unumgestellt in ros(se) 7055. 7070, ist teils erhalten, teils geschwunden in dar ab 7015, da in 7004, da zv 7504, war zv 7481, wa zv 8222, jeweils mit o über v, mêr 7505. rr gilt in herre 6483. 6972. 7028. n ist erhalten in tvrn(e) 6989. 6996, angeglichen in vmbegraben 6455, nn verienfacht in lobene (: obene) 7060, zesagen 7384. Wir beachten (n)immer.

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Neben üblich er weisen wir auf ein her ‘er’ 7076. Neben häufigstem iz, z. B. 6395. 6417. 6444, tritt ez zurück, z. B. 7454. 7518. sin gen. ist 6451. 7505 auf Sachen bezogen. Im Nom. Pl. gilt si(sî), im Akk. wechseln beim Mask. sie und siv. iv dat., z. B. 7481. 8276, bleibt von ivch acc., z. B. 7474. 7486, geschieden. Erhalten. ist div nom. sg. f. wie die Unterscheidung di(e) (dî) nom. acc. pl. m., div nom. acc. pl. n., dazu elliv 6482, während dise 8223 und disiv 8222 für den Nom. Pl. Neutr. nebeneinander stehen. Wir beachten neheiner 7022, dechêiner 6942, deheine(n) 6409. 6437. 6937, deheines 8289, deweder 7069, itweder(em) 7535. 8323, eintwedere 7507, swen 7410. Die Bruchstücke scheiden zwischen zwene (zwêne) und zwei (zweî). In der Nominalflexion beachten wir gelegentliche Abschwächung von m zu n in z. B. ze grozen schaden 6994, an einen ende 7014, an den graben 7045, ferner doppelte Auszeichnung in z. B. dem edilem ivngelinge 7554, mit einem gvtem steine 7610, ze allem minem libe 8214, im selbem 7629. 7634. Die Adverbien enden auf -lichen, -liche steht nur unter Reimzwang.

In der 2. Pl. Präs. Ind. gilt -(e)t, in der 3. Pl. -ent, in der 2. Sing. Prät. Ind. der starken Verben noch die alte Form dv gewnne 8225. Junges e zeigt zohe ‘zog’ 7405. Wir beachten die Präterita vaht 7435. 7439, liten 6997. 7023, zêrhivven 7540. Es gilt qvam, z. B. 6424. 7375. 6942. ge-loses Partizip zeigen chomen 7434. 8299, fvnden 8375, geben 6973, woneben aber gegeben 7379. ze- und zer- stehen nebeneinander, ebenso ent- und en-. Rückumlaut zeigen satzt(e) 7064. 8255, gevalde: zalde 7401, dahten ‘deckten’ 7532. Neben leite ‘legte’ 8390, geleit ‘gelegt’ 8270 steht gelegt 8302. Es gilt aber allein gesagt 8386. 8411, gechlagten 8235. Neben reimgebundenen gan, stan beachten wir stet: zerget 8459, vor allem auch gie 8344, dazu lie ‘ließ’ 7643 neben liez 8218. Im Bereich der Präterito-Präsentien weisen wir auf gan 8469, gvnnet 7476, kvnde(n) 7563. 6394, getvrste conj. 7516, schvlen 8222, svlt 7470. 7489. 8311, solde(n) 6411. 6426, mach 1. sg. 8461, mvgen mit Zirkumflex auf v 3. pl. 8475, mohte 6389. 6427, mvse(n) mit o über v 6962. 8347, mvsen 7572, aber reimgebunden mvste (: wste) mit o über v und w 8437. Es gilt tet ‘tat’ 6413. 7527. wil 1. sg. 6500. 8215, welt 2. pl. 8458, wellent 3. pl. 7493, wolde 8269, ist 6495, sint 3. pl. 7593. Von ‘haben’ verzeichnen wir han inf. 6991, han 1. sg. 7503, hat 3. sg. 7502. 8224, han 1. pl. 8386, hant 3. pl. 6489, habent 3. pl. 6501, het 6377. 6385. 6972 u. ö., hete 6380. 6466. 6504, hête 6382.

Aus dem hochdeutsch-oberdeutschen Wortschatz verdienen erwähnt zu werden z. B. (n)inder 6485. 8288, ob präp. 6958. 7640, sa 7020, hin dan 7030, hin vmbe 7637, deweder 7069, gedingen ‘Hoffnung’ 7503, gærwe (= gerwe) ‘Kleidung’ 8236. 8252.

Führt uns schon die äußere Geschichte der Bruchstücke in die Steiermark, so läßt auch ihr südbayrischer Sprachcharakter durchaus Entstehung in diesem Raume zu. Die Schreibungen decken sich weithin mit denen der südbayrischen Handsckrift M, die sich der steirische Adel schuf, wenn man nur abzieht, was sich durch die etwa ein Jahrhundert jüngere Entstehungszeit der Handschrift M an natürlichen Abweichungen ergibt, z. B. die schon stärker im Schriftbild erscheinende Diphthongierung.

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Die Bruchstücke Me

Im Herbst 1867 entdeckte Dr. D. Schönherr im Stadtarchiv von Meran auf einem Gerichtsbuch des 14. Jahrhunderts drei mit Versen beschriebene Pergamentblätter, die J. Zingerle als Bruchstücke einer alten Eneidehandschrift identifizierte. Diese Meraner Bruchstücke liegen heute als Cod. germ. Monac. 5199 auf der Staatsbibliothek in München. J. Zingerle beschrieb sie und druckte sie ab in den Sitzungsberichten der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München, Jahrgang 1867, Band II, S. 471-485. Es handelt sich um ein zweiseitig beschriebenes Doppelblatt und ein zweiseitig beschriebenes Einzelblatt, die durch Verschneiden. Abnutzung und Feuchtigkeit sehr gelitten haben. Im Ganzen sind etwa 340 in zwei Spalten abgesetzt geschriebene Verse erhalten, 7489-7508, 7516-7550, 7559-7635, 8939-9013, 9019-9055, 9060-9095, 9740-9774, 9784 bis 9817, 9822-9859, 9866-9899. Die Spalte muß 40 Verse gefaßt haben. Die schlichten abschnittseinleitenden Großbuchstaben sind rot. Durch rote Pünktchen sind auch die Anfangsbuchstaben jedes Verses hervorgehoben. Eigennamen sind vielfach durch Großbuchstaben gekennzeichnet. Die Schrift deutet zurück an die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Wir beachten vor allem das alte h-ähnliche Zeichen für z.

In den Schreibungen treten landschaftliche Züge ganz zurück. a bleibt in z. B. giwaltich 7622. 9801, manlichen 9068, Umlaut wird durch e bezeichnet, z. B. ende s. 8978, riterschefte gen. 9023, senfticheit 9889, beachtlich oberdeutsches denne ‘dann’ 9791. 9792. 9852, nach Komparativ 9855, einmal durch æ in wæren ‘wehren’ (: enbern) 9037. o gilt in solich 9841, solhe(n) 7545. 9887 und hofsch 8969, hobsch 8967. Für u mit und ohne Umlautsmöglichkeit wechseln die Zeichen v, v mit übergesetztem o, v̆, ů, z. B. stvrm 8982, fvr 9743, lvssam 7559. 7578. 9744, mit übergesetztem o stvrm 7580, kvnich 7574, chvnde 9069, ferner stvnden mit u-Haken über v 9081, wůnne 9877. Für Umlaut von â gilt æ, selten æ', z. B. wære 7521, mære 7559, sælichliche 9786, pflæget 8983, smæ' heliche 8971. Für î gilt i, für ô gilt o, bei Umlautsmöglichkeit oe, z. B. boese 9033, schoene 9083, enhoeret 9807. Für û wechseln v und v mit übergesetztem o, z. B. vf 7560, nv 9751, tvsent 9758, trvren 9879, die beiden letzten mit übergesetztem o. iu wird durch iv, v, v mit übergesetztem o, ǐ wiedergegeben, z. B. frivnt 7572, lvhte 9093, wenn hier nicht falscher Rückumlaut anzunehmen ist, rvwe mit o über v 9873, rǐwe 9877, die beiden letzten beschränken sich also auf die Verbindung iuw. Für ei gilt ei, für ou gilt ov, für ouw auch ǒw, ow, ov, z. B. frǒwe 8973, frowe 9006, frov 9062. ie ist bewahrt außer in (n)immer, ebenso uo und sein Umlaut als v mit übergesetztem o. Tonschwaches e ist vielfach geschwunden, z. B. vil 7525, wol 7496, dar 7522, war s. 9063, ob 7492, an 7561, edel 9765, vinger dat. 7615, moht 7563, solt 9868, sporn 7526, vbeln 7634, eins 9741, michelm 9747. Nur vereinzelt begegnen z. B. dare 7530, vbele 7576. i ist nicht selten in gi-, fest im Adjektivsuffix -ic, z. B. sælichliche 9786, stætich-

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lichen 8980, manich 9850. An sonstigen Abschwächungen beachten wir (n)iemen 9077. 9804, der nider 7570, drin 9826. Auf Sproßvokal deutet farvwe 9836 neben varwe 9882.

Anlautend b ist erhalten bis auf pogen 7631 und halsperge 7567, im Auslaut gilt Verhärtung zu p. Wir beachten hobsch 8967 neben hofsch 8969. Es gilt vmbe. Nur verschobene Formen gelten von waffen 9841, gewaffent 9076. Für die Spirans wechseln im Anlaut f und v, f gilt in fl, fr, fv, z. B. fliehen 7489, fride 7569, fvrste 9765, v in va, ve, vi, vo, z. B. vaht 8964, aber neben varwe 9882 steht ein farvwe 9836, ver- 7595. 7613, viel 9027, bevor 7587. ff zeigen slaffen 9842, waffen 9841, ft ist erhalten. Für die Affrikata steht neben pf in pflæget 8983, pfvndes 9074 ein ph in phenninge 9039. w ist erhalten in z. B. be garwe: farvwe 9835, varwe 9882, geschwunden in z. B. e s. 9066, frov Camille 9062 neben sonst frǒwe. Über g ist nie kontrahiert, z. B. maget 8973, sagte 7519, engegen 9093. Auslautend gilt Schreibung -ch, z. B. slach: lach 7545, ginůch 7626, kůnich 7574, giench: viench 7627, woneben nur vereinzelt gelag 8940, mag ez 9751. Für anlautend k überwiegt ch, z. B. chalt 9858, cher<te> 7614, chomen 7581, chvne mit o über v 7612, woneben k, vor allem vor n, z. B. knehte 7495, knie(n) 7560. 7564, c nur in Camille. ch gilt auch im Inlaut, Auslaut und in der Gemination, z. B. merche 9871, starche 8964, tranch 9895, stvch: gelvch 9897, jeweils mit o über v, diche 9876. 9893. h ist bis auf wenige reimbedingte Fälle erhalten fliehen: ziehen 7489, geschehen 9045, nahen 9853, hohen 9879, slaht 7493, nach 9873, solich 9841, solhe(n) 7545. 9887, ebenso ht, z. B. niht 7505. 7529, vaht 8964, svht 9855. d und t sind im Anlaut reinlich geschieden bis auf Darcvn 8966. 9005, Darcon(e) 9009. 9029, Dorcon 8972 für Tarcun, -on. -lt- ist häufiger als -ld-, z. B. giwaltich 7622, vnbescholten 7585, vergolten 7586. 9041, wolte 7529, wolde: schvlde 7523, milte: schilde 7539, gevilde: schilde 8957, es gilt -rt-, z. B. harte 7619. 8967, swerten: gerten 7537, aber -nd-, z. B. vnder 7567. Wir beachten durchstehendes vnt ‘und’. riter zeigt mit seinen Weiterbildungen immer einfaches t. tt statt t zeigen vnstatten 7616, erbeitten 9810. Auslautend fehlt t in wan ‘denn’ 7589. 8965. 9806, wann 7500, in en- 7620. 7626 neben ent- 7529. s und z sind reinlich geschieden, zz auch nach Langvokal erhalten, z. B. ebenmazzen: lazzen 7517, grozzer 9837. 9876, geheizzen 9013, liezzen 7530. 8942, bvzze: vnsvzze 9887, jeweils mit o über v. Wir beachten ss in ross 9074 neben sonst ors. Es gilt sch. Die Affrikata wird im Anlaut z geschrieben, z. B. zit 7579, zorn 7525, zeichen 9881, vnzalhaft 8963, nach r erscheint sie als c, daher durchstehend herce, in der Gemination als tz, z. B. schvtzen: ginvtzen 9071, außer schaz (: haz) ‘Schatz’ 9043. r ist im Auslaut gefallen in da bi 7630, da mit 7626. 7627 neben dar abe 9851, darvmbe 7625, dar zv mit o über v 7504. 9815, in wa mit 9789, in me 7505. 9094, e 9831. 9896. rr zeigt herre 7544. 7571. 9064, r-Umstellung ors 7526. 9007, woneben einmal ross 9074. mm gilt in (n)immer. Es heißt nur kvnich, z. B. 7574 mit o über v.

Es gelten er, si, ez, Trennung von iv dat. und ivch acc. Neben üblich der beachten wir de riter 8966. div ist die Form des Nom. Sing. Fem. wie des Neutr. Pl., dazu beidiv 9073, liebiv 9750, schoeniv 9749. Vor Substantiv bleiben ein und sin

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im Nom. Sing. unflektiert, ir immer. Neben einem 7631 steht eime 7630. Es heißt selbe... si 9008, sin selbes 7613, im selben 7629. Für ‘kein’ kennen die Bruchstücke dehein(en) 7524. 7563. 9805 und enheinen 9061, enheiner 9063. Wir beachten swer 9828, swenne 9814 und iesliche 9886. Gewöhnliche Adverbendung ist -lichen, woneben selten -liche, meist reimbedingt.

Neben gewöhnlichen -en-Infinitiven steht sage (: tage) 9094. In der 2. Sing.gilt -est, z. B. minnest: erchennest 9763, wærest 9758, in der 3. Pl. Präs. Ind. -ent, z. B. selwent 9836. Wir beachten zer- 7540. Die e-Reihe kennt im Präs. Ind. Vokalwechsel, so giqvilt 9898. Zu chomen inf. 9751 gehört chvmt 3. sg., z. B. 9872. 9873, chomen p. p. 7581. qvam prät. ist reimgebunden 7522. 7560. 7577. Rückumlaut zeigt marchte 9050. Es gilt sten 7506, stet 9897, stet: get 9825. Nur Langformen zeigt lazzen 7518, liez 7569 (:), liezzen 7530. An Formen der Präterito-Präsentien heben wir hervor gan 1. sg. 9762, chan 9849, chvnde 9072, chvnde mit o über v (: begvnne ‘begann’) 9746, darft 2. sg. 9034, ge-torste 7516. 8965. 9032, sol 1. 3. sg. 9037. 9789, sal 3. sg. 9802 (:), solt 2. sg. 9793, solt ich 9868, mach 1. 3. sg. 9038. 9849, maht 2. sg. 9817, mvgt 2. pl. 9810, mohte 7623, mvzze mit e über v präs. conj. 9866, můsen prät. 7572. Weiter gelten wil 1. 3. sg. 7501. 9770, wellent 3. pl. 7493, wellest 2. sing. conj. 9787, wolte 7529, tet prät. 7527. 7617, bist 9044, ist 9771. 9800. 9846, woneben reimgebunden ein is 9765 (:), wis imp. 9768, sint 3. pl. 9841, hast 9042, hat 7502. 9752, hete prät. 7586, het 9022.

Aus dem Wortschatz beachten wir ane genge (: minne) 9800, durchstehend ode, z. B. 9079. 9833, durchstehend denne, abe präp. 7615, sam 9092, ni(v)wan 7624. 9853, vorzüglich bayrisches iesliche 9886, Nebeneinander von sit adv. 7616. 7620 und sint 7582.

Die Schreibungen zeigen bei allem Zurücktreten landschaftlicher Besonderungen oberdeutschen Grundcharakter, wobei sich Bayrisch-(Ostfränkisches) eher greifen läßt als Alemannisches. Die Bruchstücke kommen dem Ideal des ‘klassischen’ Mittelhochdeutsch der höfischen Dichter besonders nahe, deren gemischte Kennzeichen Hugo Moser, Deutsche Sprachgeschichte der älteren Zeit, Deutsche Philologie im Aufriß 1, 19572, Sp. 766, zusammengestellt hat.

Zusammenfassung

Von den sieben vollständigen Handschriften und den Bruchstücken von vier weiteren Handschriften reicht wohl nur das Regensburger Bruchstück wirklich noch ins 12. Jahrhundert zurück. Um die Wende des 12. zum 13. Jahrhundert und in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts folgen dann die Meraner Bruchstücke und Pfeiffers Bruchstücke und als älteste fast vollständig überlieferte Handschrift die Berliner Handschrift. Sie sind insgesamt Vertreter der oberdeutschen Variante der Eneide, bei der Niederschrift mehr oder weniger stark berührt vom ‘klassischen’ Mittelhochdeutsch der höfischen Dichter trotz grundsätzlicher Wahrung der festliegenden nordwestlichen Reimgebäude. Sie

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gehören also in den gesellschaftlichen Hauptwirkungsbereich der deutschen höfischen Dichtung. In dieser mittelhochdeutschen Form, all ihre Freiheiten der Text-gestaltung im einzelnen eingerechnet, die gerade in den älteren Bruchstücken auffallen, hat die Eneide ihre große Wirkung zur Blütezeit der deutschen Klassik getan. Die jüngeren Handschriften und Bruchstücke sind wegen der schwindenden Wirkung der höfischen Schreibnormen des 13. Jahrhunderts sprachlandschaftlich leichter festzulegen. Die südbayrische Münchener Handschrift, 13./14. Jahrhundert, möchte man an die Tradition von Pfeiffers Bruchstücken anschließen, die wir als einzige aus der Frühzeit auch schon dorthin verwiesen. Die mitteldeutsche Variante der Eneide wird uns, merkwürdig genug, erst seit dem 14. Jahrhundert sicher greifbar. Fällt das Wolfenbütteler Fragment des 13./14. Jahrhunderts durch Mischung oberdeutscher und mitteldeutscher Züge auf, so ist die Eibacher Handschrift des 14. Jahrhunderts eindeutig im nördlichen Rheinfränkischen, vielleicht Hessischen, anzusiedeln. Mit ihr zeigt die 1333 im Ostfränkisch Würzburgs niedergeschriebene Heidelberger Pergamenthandschrift manche Berührungen wie auch noch die alemannisch-elsässische Heidelberger Papierhandschrift, die 1419, also noch ein Jahrhundert später, niedergeschrieben wurde, aber auf eine sehr alte Vorlage noch des 12. Jahrhunderts zurückzugehen scheint. Nach Thüringen, dem Schauplatz der Vollendung der maasländischen Eneide durch Veldeke, führt uns erst und nur eine der jüngsten Handschriften, die Gothaer Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts. Die ebenfalls erst in diesem Jahrhundert 1474 geschriebene (ost)schwäbische Wiener Handschrift ist junger Nachfahr der oberdeutschen Variante der Eneide und wurde von uns, als text-kritisch fast wertlos, als einzige Handschrift nicht in den Lesartenapparat aufgenommen, aber bei der Arbeit trotzdem berücksichtigt.

voetnoot11
Vgl. Rudolf Ehwald, Geschichte der Gothaer Bibliothek, Centralblatt für Bibliothekswesen 18 (1901), 438.
voetnoot12
Die Eneidt. Ein Helden-Gedicht aus dem zwoelften Jahrhundert von Heinrich von Veldecken usw., Sammlung deutscher Gedichte aus dem XII., XIII. und XIV. Jahrhundert, Bd. I, S. 1-102.

voetnoot13
Die nachfolgende Beschreibung der Sprache konnte sich in einzelnen Abschnitten stützen auf die fleißigen Sammlungen in den Leipziger Examensarbeiten von Ingrid Reuter (1958) und Helga Reichelt (1961), Zur Sprache der Gothaer Handschrift von Veldekes Eneide. - Wo nicht von Belang, sind in die folgende Beschreibung dieselben geringfügigen Ausgleichungen übernommen, für die wir uns im Abdruck entschieden, s.u. S. CVIII Erläuterungen zum Text.

voetnoot14
Werner Fechter, Das Publikum der mittelhochdeutschen Dichtung, Deutsche Forschungen 28, 1935, S. 28.
voetnoot15
Vgl. K. Zwierzina, Mhd. ait < aget, Neusprachliche Studien, Festgabe Karl Luick, Die neueren Sprachen, 6. Beiheft, 1925, S. 122f.

voetnoot16
W. Fechter, Das Publikum der mittelhochdeutschen Dichtung, Deutsche Forschungen 28, 1935, S. 33, Aligemeine Deutsche Biographie 5 (1877), 23.
voetnoot17
E. Schröder, Zur Überlieferung des Herbort v. Fritzlar, GGN, Phil.-histor. Kl. 1909, Heft 1, S. 94.

voetnoot18
W. Fechter, Das Publikum der mittelhochdeutschen Dichtung, Deutsche Forschungen 28, 1935, S. 27.

voetnoot19
Quellenmaterial zu altdeutschen Dichtungen, I. Zur Eneide Heinrichs von Veldeken, 1. Regensburger Bruchstück, Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Philos.-hist. Cl. 16. Bd., Wien 1869, S. 159f.


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