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Horae Belgicae (1968)

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poëzie

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bloemlezing


© zie Auteursrecht en gebruiksvoorwaarden.

Horae Belgicae

(1968)–A.H. Hoffmann von Fallersleben–rechtenstatus Auteursrechtelijk beschermd

Vorige Volgende
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[p. I]

[Deel VIII]
[Loverkens
Altniederländische Lieder]

Es sind nun bereits dreißig Jahre, als ich die Universität Bonn nach zweijährigem Aufenthalle verließ. Ich wollte noch Einmal meine Freunde wiedersehen und den Rhein und die Mosel und dann von allen Abschied nehmen. So wanderte ich über Koblenz nach Trier und von da durch die Eifel nach Köln. Von hier aus wendete ich mich nach Holland, nicht um dort mein Glück zu suchen, sondern um einen Theil meiner deutschen Sprachstudien, das Niederländische, weiter zu verfolgen. Ein gar kühner Entschluß! Meine ganze Baarschaft bestand nur aus 4 Louisd'or und ich war völlig unbekannt in dem theueren fremden Lande. Meine ‘Bonner Bruchstücke vom Otfried’, die mir hätten als Empfehlungsschreiben dienen können, waren so eben erst erschienen. Wie ein fahrender Schüler, mit langem Haar, im deutschen Rocke, den Ziegenhainer in der Hand und ein leichtes Ränzelchen auf dem Rücken, ohne Paß und fast ohneGeld überschritt ich an einem schönen Frühlingstage die hollandische Gränze. Mein bischen Holländisch, was ich mühsam aus Büchern gelernt hatte, kam mir gut zu Statten: ich wußte mir manchen Richtweg zu erfragen und die billigste Art des Reisens zu ermitteln. In Utrecht wurde ich gastlich aufgenommen von den dortigen deutschen Studenten. Ich verweilte einige Tage und fand hier die erste Gelegenheit, meinen eigentlichen Zweck zu verfolgen. Ich besuchte die Bibliothek und einige namhafte Gelehrte. Leider fiel dieser erste Versuch nicht eben ermuthigend aus. Herr S. sah mich sehr verwundert an, als ich ihm von meinem Vorhaben erzählte. Er wußte nichts darauf zu antworten als: ‘Aber es ist nicht Gebrauch in unserm Lande eine litterarische Reise (letterkundig reis) zu machen.’ Da er nun, obschon Professor der holländischen Litteratur, bald im Laufe des Gesprächs zeigte, daß er vom Altniederländischen gar wenig wußte, so hatte ich mich über den wunderlichen

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Empfang bald getröstet. Schon des anderen Tages schritt ich wohlgemuth gen Leiden. Hier hoffte ich den Sitz der holländischen Gelehrsamkeit, ein reges vielseitiges wissenschaftliches Leben und litterarische Hülfsmiltel aller Art zu finden. Und ich hatte mich nicht getäuscht. Ich machte sogleich einige Besuche und wurde jedesmal auf das Freundlichste aufgenommen. Besonders theilnehmend erwies sich der jüngere Tydeman: durch seine Vermittelung wurde ich bald mit den bedeutendsten Männern der Wissenschaft und den litterarischen Anstalten näher bekannt. Von mehreren Seiten äußerte man den Wunsch: ich möchte mich zu einem längeren Aufenlhalte entschließen. Unterdessen waren aber meine Mittel darauf gegangen: der Elephant (Hôtel Olifanf), wo ich sehr vornehm und hungerig gastierte, hatte den kleinen Rest meiner Baarschaft verschlungen. Ich sprach mich darüber offen aus. Da sagte ein Arzt, Dr. Salomon, ein Deutscher von Geburt: Nun, wenn es weiter nichts ist! Kommen Sie zu mir! bleiben Sie so lange als es Ihnen gefällt! - Ich war dermaßen überrascht, daß ich kaum etwas darauf zu erwiedern wagte. Die gelehrten Freunde des Doctors redeten mir zu und ich nahm das überaus freundliche Anerbieten an. Den ganzen Sommer bis in den Spätherbst lebte ich nun in den angenehmsten Verhältnissen. Die Bibliothek der Maatschappij van nederlandsche Letterkunde, die der Universtät und vieler Gelehrten, kurzum, alle litterarischen Schätze Leidens standen mir zu Gebote und ich suchte meine Zeit gut anzuwenden. Wie in wissenschaftlicher so wurde bald auch in mancher anderen Beziehung mein Aufenthalt sehr ersprießlich. Im freundschaftlichen Verkehre mit den gebildetsten Familien Leidens lernte ich die Sprache, die Sitten und Gebräuche des Landes kennen und vieles Andere, was sich nicht eben aus Büchern lernen läßt. Sehr interessant war für mich die Bekanntschaft Bilderdijk's, damals der gefeiertste Dichter Hollands. Er war alt, oft leidend, galt für mürrisch und wunderlich und war wenig zugänglich. Ich gehörte jedoch zu den wenigen, die immer freien Zutritt zu ihm hatten. Ich konnte mir was darauf zu Gute thun, auch schon deshalb, weil ich ein Deutscher war, und er alles Deutsche und alle Deutschen gründlich haßte. Er hatte sich einst gegen einen seiner Verwand-

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ten über mich geäußert: ‘obschon er ein Mof ist, so mag ich ihn doch wol leiden.’ Und dies bewies er auch bei allen Gelegenheiten, wo wir uns auf dem Felde der alten germanischen Sprachen und Litteraturen begegneten. Seine Liebe für die altniederl. Poesie hatte jedoch mehr ihren Grund in der alten Sprache, insoweit dadurch das jetzige Holländisch aufgeklärt und bereichert wird. So betrachtete er denn auch die alten Volkslieder nur als Sprachdenkmale, Anfänge der Poesie, poetische Curiositäten, und nur sein Patriotismus für alles Holländische ließ es nicht zu, sich auf diese Weise darüber gegen mich auszusprechen. Ich nahm dies bei verschiedenen Gelegenheiten wahr und scheute mich deshalb gar sehr, meine Ansichten über Poesie zu entwickeln und dadurch meine Vorliebe für das Volkslied zu begründen. Und doch war mein eifrigstes Streben, überall Liebe und Theilnahme für jedes ursprünglich germanische Element, und so auch in der Poesie unserer verwandten Nachbaren zu erwecken. Durfte ich aber bei einem so vielseitigen Manne wie Bilderdijk nichts für diese meine Richtung erwarten, so war das noch mehr der Fall bei jenen anderen Männern, die nicht einmal ein sprachliches oder litterarhistorisches Interesse für das Volkslied hatten. Ich suchte hie und da auf das Eigenthümliche und Vortreffliche der Volkspoesie aufmerksam zu machen, umsonst, niemand gewann eine andere, eine bessere Ansicht: die Einen hielten die octroyierten Lieder der einflußreichen Gesellschaft Tot nut van't algemeen für Volkslieder, die Anderen verwechselten nach wie vor Volkslieder und gemeine Gassenhauer, woran freilich Holland überreich ist, mit einander. Wenn ich ihnen dann deutsche Volkslieder vorsang und ich sah sie davon ganz entzückt, dann glaubte ich sie bekehrt, aber es war nicht so. Eines Tages wurde ich in einer großen Gesellschaft junger hübscher Mädchen ersucht, etwas zu singen. Ich sang deutsche Lieder und Alles war erfreut. So wie ich aber das schöne altniederländische Lied: Het waren twee coningheskinder, anstimmte, brach Alles in ein lautes Gelächter aus. Ich sang nicht weiter, sagte aber auf holländisch so gut ich eben konnte: ich nehme von den schönen Fräulein keine Rücksicht für mich in Anspruch, habe aber geglaubt, daß sie ihr eigenes Vaterland und seine

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schönere poetische Vergangenheit mehr ehren würden. Für das Mal sang ich nicht mehr.

Wie aber ein Liebender oft seine Geliebte nur noch schöner und trefflicher findet, je mehr ihr Werth von Anderen angefochten und erniedrigt wird, so erging es mir. Mit größerer Liebe beschäftigte ich mich seitdem mit dem niederl. Volksliede, ich durchstöberte Bibliotheken und Buchläden und machte manchen hübschen Fund.

Ich lebte mich so recht ein in die Sprache und den Geist des alten Volksliedes, daß die Lust wie von selbst kam, ähnliche Lieder zu dichten. Und so geschah es: mein erstes Lied war ein Scheidelied, nicht ohne Bezug auf eine liebe Freundin, die ich nun bald verlassen und nie wiedersehen sollte. Ich brachte das Lied zu Bilderdijk und fragte ihn, ob es wol noch dem 15. Jahrhunderte angehöre. Er meinte, es könnte wol noch älter sein! Ich ging ganz befriedigt heim. Bald darauf entstand ein zweites. Die Veranlassung dazu gab mir eine alt-französische Romanze. Conrad Schwenck, den ich in Bonn kennen lernte, hatte sie mir in einer Abschrift mitgetheilt. Er wußte mir nichts Näheres darüber zu sagen, als daß er diese Abschrift der Güte einer Dame verdanke, der er sie auch wieder zustellen müsse. Ich gab sie ihm kurz vor meiner Abreise zurück, ohne mir Abschrift genommen zu haben. In welchem Verhältnisse mein Lied zu jenem französischen steht, kann ich nicht genau angeben, nur so viel weiß ich, daß es keine Über-setzung ist, denn als ich es dichtete, war das Original längst nicht mehr in meinen Händen. Zehn Jahre später, als ich meine Sammlung holländischer Volkslieder herausgeben wollte, fand ich unter meinen Papieren auch jene beiden Lieder. Ich nahm sie mit auf, nicht in der Absicht, damit zu täuschen, sondern nur zu zeigen, daß ein Fortdichten im alten Geiste auch noch jetzt möglich ist; zugleich hegte ich die Hoffnung, daß auch Andere mir darin nachfolgen würden, um so durch Wiederbelebung des Volksliedes eine volksthümlichere und zugleich bessere Richtung in der neuholländischen Poesie anzubahnen. Um meine Lieder nicht mit den ursprünglich alten zu vermengen, hatte ich sie dem Schlusse dieser unter Nr. 22 und 23 (s. Horae belg. II, 155-158) angehängt und mit diesen Wor-

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ten begleitet: ‘Dies und das folgende Lied sind in Holland entstanden. Näheres darüber behalte ich mir vor gelegentlich nachzuholen.’ Es bot sich aber dazu keine Gelegenheit dar. Meine Sammlung, die 1833 als Pars II der Horae belgicae erschien, fand nicht solche Theilnahme, daß eine neue Auflage nöthig wurde. Bei meiner großen Entfernung von Holland hörten nach und nach meine Beziehungen dahin auf und ich erfuhr nicht einmal, wie meine Sammlung aufgenommen war. Ich hielt es also gar nicht der Mühe werth, die verheißene Auskunft zu geben. Bald mußte ich nun aber erleben, daß meine beiden Lieder für alte Volkslieder galten. Im Jahre 1838 erschien von Jonc Gherrit eine Übersetzung nebst Melodie (wahrscheinlich aus den Souterliedekens ψ 147) als ‘Alt-Niederländisch’ in den ‘Deutschen Volksliedern mit ihren Original-Weisen von A. Kretzschmer’ 1. Th. (Berlin 1840.Ga naar voetnoot1)) Nr. 20. Dann folgte eine andere Übersetzung in Talvj (d.i. Therese Adolphine Luise Von Jakob, verehl. Robinson): ‘Versuch einer geschichtlichen Charakteristik der Volkslieder germanischer Nationen’ (Lpz. 1840.) S. 460. nebst einer Übersetzung des Scheideliedes S. 462. mit der Bemerkung: ‘Wir geben hier einige Stücke, deren Entstehung in Holland selbst unläugbar ist. Wir nehmen dies von den beiden ersteren Liedern auf Hoffmann's Autorität an’Ga naar voetnoot2). - Ich sollte aber noch mehr erleben. J.F. Willems nahm beide in seine ‘Oude vlaemsche Liederen’ (Gent 1848.) auf unter Nr. 78 und 97. Bei Jonc Gherrit bemerkt Snellaert, der Fort-setzer von WillemsGa naar voetnoot3) S. 197. ‘Volgens H.v.F. is dit overoude schoone lied nog onder het volk in de provincie Holland bekend’ und S. 235 giebt er nun gar zum Scheideliede als Quelle: ‘Jan Roulan's Liedekens-boeck, Antw. 1544’! Und daran war ich doch gewiß nicht Schuld!

Die altniederländische Poesie habe ich somit um zwei Lie-

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der armer gemacht, dagegen die Litteraturgeschichte um eine Entdeckung bereichert. Da ich jetzt nun Alles noch zeitig genug aufgeklärtGa naar voetnoot1), so fühle ich mich wieder ganz beruhigt. Ich kann übrigens nicht leugnen, daß mich dieser erste Versuch, altniederländisch zu dichten, etwas kühn gemacht hat, so kühn, daß ich abermalige Versuche gewagt habe. Ich will für diese völlig neue und unerhörte poetische Thätigkeit keine weitere Rechtfertigung noch Anerkennung; das eigene Vergnügen daran mag mich rechtfertigen und genügt mir. Warum sollte übrigens nicht auch einmal ein Deutscher altniederländische Gedichte machen? es ist doch viel natürlicher, als wenn er altgriechisch oder altlateinisch dichtet. Wie ganz anders hätte sich die Nationallitteratur dort zu Lande gestaltet, wenn die altniederländische volksthümliche Poesie als Muster und leitender Grundsalz betrachtet worden wäre, wenn sie die poetischen Geister angeregt und belebt hätte! Die heutige Poesie huldigt noch immer jener Geschmacksrichtung aus den Zeiten der französischen Ludwige, sie hat noch immer jenen fremdartigen Zuschnitt in ihren Formen beibehalten, sowie jene prosaische Anschauungsund jene gelehrte Ausdrucksweise und bleibt dadurch dem Gemüthe des Volkes eben so fern, wie die Vergangenheit der Gegenwart, und oft eben so unverständlich, wie das Ausland dem Vaterlande.

Neuwied 15. October 1851. H.v.F.

voetnoot1)
Das erste Hest erschien bereits 1838.
voetnoot2)
Beide Übersetzungen gingen seitdem über in O.L.B. Wolff, Hausschatz der Volkspoesie (Lpz. 1846.) S. 195 ff. u. S. 14. - Das Scheidelied mit der Unterschrift: H. Kuntz, wurde von C. Banck Op. 22. componiert.
voetnoot3)
Willems starb 24. Juni 1846, während der zweiten Lieferung. Seine Arbeit gedieh nur bis S. 162.
voetnoot1)
Freilich sind außer Willems noch zwei meiner Propagandisten gestorben: O.L.B. Wolff 16. Sept. 1851. zu Jena und Andreas Kretzschmer 5. März 1839 zu Anklam. Was würde sich dieser aber, wenn er es hätte erleben können, wundern über seinen eigenen Fortsetzer, den Herrn Wilhelm von Waldbrühl (Zuccalmaglio), der da unverschämt genug war, ganze Dutzende Lieder eigener Fabrik, meist sehr elende Machwerke, unter allerlei Abstammungsangaben als echte Volkslieder einzuschwärzen!

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