‘Denk! ich hab überstehen dürfen bis dazu hin. Durch alles. Wunder. Gnade. - Alles in ein paar Tagen. Es war ein Orkan. - - Alles, was in mir Faser, Geweb war, Rahmenwerk, hat gekracht und sich gebogen.’
Und am folgenden Sonntag heiszt es:
‘... nun ist ... in einem strahlenden Nachsturm, noch eine Elegie dazugekommen, die der “Saltimbanques”. ... Sie kommt nicht als elfte hinzu, sondern wird (als fünfte) eingefügt, vor der “Helden-Elegie”.... das verdrängte Gedicht kommt unter den Abschnitt “Fragmentarisches”, der als zweiter Teil des Elegien-Buches, alles ihnen Gleichzeitige enthaltèn wird. [Ein 2. Teil des Elegien-Buches im eigentlichen Sinne enstand nicht!] ...’
‘Und so sind also auch die “Saltimbanques” (fährt Rilke weiter fort). Ja, die mich eigentlich schon seit der allerersten Pariser Zeit so unbedingt angingen und mir seither aufgegeben waren.’
Dieser Akme, welche genetisch die ‘Sonette an Orpheus’ direkt mit heraufführte, folgten recht bald Rückschläge, Reaktionen, Verdrieszliches und Verwirrendes.
1923 ging Rilke, Hilfe zu suchen, ins Sanatorium Val-Mont, oberhalb Montreux, zu Dr. Haemmerli. Gegen Ende 1924 war er nochmals dort. Januari 1925 ging er nach Paris, da sein Arzt ihm völligen Wechsel von Eindrücken, Luft, Umgebung als für ihn heilsam anriet. Allein ‘die Besessenheit ... (war) stärker, mächtiger als Paris: es wurde das Leiden einer langen Niederlage.’
‘Von da ab’, so teilt Lou Andreas-Salomé mit, ‘gesellten sich zum übrigen immer präzisere und akutere Ängste vor körperlichen Krankheiten, vor Geschwülsten, vergiftenden Vorgängen im Innern des Körpers wie vor schleichenden Verfolgungen bis in Todesangst hinein: sie lieszen ihn nicht mehr los; sie brachten ihn zeitweise um jede Besinnung.’
Angst bildete bei Rilke sein Leben lang einen seelischen Hauptfaktor. Dreiundzwanzig Jahre vor seinem Tode teilte er aus Paris mit: ‘Fern in meiner Kindheit, in den groszen Fiebern ihrer Krankheiten, standen grosze, unbeschreibliche Ängste auf, Ängste wie vor etwas zu Groszem, zu Hartem, zu Nahem, tiefe unsägliche Ängste, deren ich mich erinnere.’
Edmond Jaloux macht in seiner ‘première note sur Les cahiers de Malte Laurids Brigge’ die richtige Bemerkung: ‘... chez Rainer